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Gaddafi-Sohn ausgeliefert

6. März 2014

Der Sohn des 2011 ums Leben gekommenen libyschen Diktators Muammar al-Gaddafi, Al-Saadi, befindet sich in einem Gefängnis in Tripolis. Er war während des Umsturzes in seinem Heimatland ins benachbarte Niger geflüchtet.

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Al Saadi Gaddafi in hellblauem Anzug mit üppigem Einstecktuch (Foto: Reuters)
Bild: Reuters

In einer Erklärung der Übergangsregierung in Tripolis heißt es, Al-Saadi al-Gaddafi sei in Tripoli eingetroffen. Er ist einer von sieben Söhnen des früheren libyschen Machthabers Muammar al-Gaddafi. Nach dessen Entmachtung 2011 war der 40-Jährige ins südliche Nachbarland Niger geflüchtet. Wie es heißt, wurde er jetzt ins Hadaba-Gefängnis in der Hauptstadt Tripolis gebracht, wo bereits mehrere Funktionäre aus der Gaddafi-Ära einsitzen.

Brigade befehligt

Libyens Regierungschef Ali Zeidan sprach der Regierung des Niger seinen Dank für die Zusammenarbeit aus. Im Gegensatz zu seinem prominenten ebenfalls inhaftierten Bruder Seif al-Islam hatte al-Saadi keine politischen Ambitionen erkennen lassen. Er frönte einem aufwändigen Lebensstil und interessierte sich mehr für Fußball. Einige Jahre lang spielte er sogar selbst in verschiedenen Vereinen. Während der Rebellion gegen seinen Vater soll er eine Brigade befehligt haben.

Muammar al-Gaddafi Portrait (Foto: Getty)
Sein Regime war 2011 gestürzt worden: Muammar al-GaddafiBild: Khaled Desouki/AFP/Getty Images

Voll funktionsfähige Regierung?

Seine Auslieferung hatte Niger lange Zeit abgelehnt. Als Mitglied des früheren Gaddafi-Regimes soll ihm in seiner Heimat der Prosess gemacht werden. Indes gibt es auch knapp drei Jahre nach dem Umsturz in Libyen keine gefestigte Regierung. Es gibt immer noch keine neue Verfassung, und die Streitkräfte sind nicht in der Lage, die sogenannten Anti-Gaddafi-Milizen zu entwaffnen. Muammar al-Gaddafi war 2011 nach rund vierzig Jahren diktatorischer Herrschaft gestürzt und bei seiner Gefangennahme von Aufständischen getötet worden.

Einfluss endet an der Stadtgrenze von Tripolis

Wie wenig Einfluss die Übergangsregierung auf Behörden und Ämter außerhalb der Hauptstadt Tripolis hat, zeigt der Umgang mit Seif al-Islam, dem zweitältesten Sohn des ehemaligen Machthabers. Als ehemals rechte Hand seines Vaters ist er vor dem Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit angeklagt. Er galt als Nachfolger des Diktators und befindet sich derzeit in der Gewalt einer Miliz im Westen Libyens.

In Al-Sintan steht er wegen "Gefährdung der nationalen Sicherheit" vor Gericht. Dabei geht es um Kontakte zu einer Delegation des Internationalen Strafgerichtshofes. Die libysche Führung in Tripolis lehnt seine Auslieferung an das Gericht ab. In Tripolis ist Seif al-Islam zudem wegen Verbrechen während der Revolution angeklagt. In diesem Verfahren konnte er jedoch bislang nicht erscheinen, weil die Justizorgane in Al-Sintan sich weigern, ihn in das 140 Kilometer entfernte Tripolis zu überstellen.

uh/kis (dpa,rtr)