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Politik

Nigeria spricht mit Boko Haram über Geiseln

14. April 2017

Zum dritten Jahrestag der Entführung von rund 300 meist christlichen Schülerinnen aus Chibok bestätigt die nigerianische Regierung, dass sie mit den Entführern über die Freilassung noch vermisster Mädchen verhandelt.

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Muhammadu Buhari speaks during an interview with Reuters at a private residence in Lagos, Nigeria
Nigerias Staatspräsident Muhammadu BuhariBild: Reuters/A.Akinleye

Chibok wartet immer noch auf seine Mädchen

Ihre Entführung sei "eines der schlimmsten Verbrechen" der islamistischen Terrormiliz Boko Haram, erklärte Präsident Muhammadu Buhari. Sein Sprecher sagte, bei den Gesprächen würden mehrere Länder vermitteln. Es werde aber auch über alle anderen Geiseln gesprochen, die sich in der Gewalt von Boko Haram befänden.

Die Armee setze ihre Aktion fort, um den Nordosten "von den immer noch präsenten Terroristen zu befreien, insbesondere den Sambisa-Wald". Als Vermittler nannte der Präsidentensprecher Garba Shehu das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) und die Schweizerische Regierung. Beide waren bereits an Verhandlungen im vergangenen Jahr beteiligt, die zur Freilassung von rund 20 Schülerinnen geführt hatten. Rund 50 der etwa 270 Mädchen konnten seinerzeit noch im Wirrwarr der Entführung fliehen.

Shehu sprach von äußerst schwierigen und komplizierten Verhandlungen, die "Ausdauer und Geduld" erforderten. Der Aufenthaltsort der Mädchen sei den Behörden nicht bekannt. Viele der verschleppten Mädchen im Alter zwischen zwölf und 17 Jahren werden immer noch vermisst. Die jungen Frauen wurden von Boko Haram nach bisherigem Kenntnisstand gezwungen, zum Islam überzutreten. Viele von ihnen sollen als Sexsklavinnen gehalten oder zur Heirat gezwungen werden.

Internationaler Aufschrei

Die Entführung der Schülerinnen am 14. April 2014 im instabilen Nordosten des Landes hatte international für Entsetzen gesorgt. Im Internet entwickelte sich rasch eine Solidaritätskampagne für die Freilassung der Mädchen. Viele Prominente, darunter auch die damalige US-First Lady Michelle Obama, unterstützten die Kampagne "Bring Back Our Girls" (Bringt unsere Mädchen zurück). In der Hauptstadt Abuja und in der Wirtschaftsmetropole Lagos finden an diesem Freitag auf Initiative dieser Gruppe Kundgebungen aus Anlass des Jahrestags der Verschleppung statt.

Boko Haram kämpft seit Jahren für die Errichtung eines islamischen Gottesstaats im mehrheitlich muslimischen Nordosten Nigerias. Mindestens 20.000 Menschen wurden in dem Konflikt seit 2009 getötet, tausende Zivilisten verschleppt. 2,6 Millionen Menschen wurden durch die Gewalt in die Flucht getrieben. 2014 weiteten die Boko-Haram-Kämpfer ihre Angriffe auf die Nachbarländer Kamerun, Niger und Tschad aus.

kle/sti (afp, dpa, ape)