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Nikolaus, Knecht Ruprecht und Weihnachtsmann

5. Dezember 2001

Sie sind Gabenbringer, kommen mal aus den Tiefen des Waldes, mal aus himmlischen Sphären: Die Legende rückt Nikolaus, Knecht Ruprecht und den Weihnachtsmann in die Nähe von Märchenfiguren.

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Die Legende lebt!Bild: AP

Der Älteste unter den dreien ist der Nikolaus. Als Bischof von Myra lebte er im vierten Jahrhundert in Kleinasien. Nach seinem Tod wurde er als Heiliger verehrt, vor allem in der Ostkirche. Beschreibungen seines Lebens existieren seit dem 9. Jahrhundert. Man erzählt, er habe drei Gefangene befreit, drei armen Mädchen zur Hochzeit Geld geschenkt und drei Unschuldige vor dem Blutsrichter gerettet. Er gilt als Schutzherr unter anderem der Kinder und Schüler. Sein Todestag, der 6. Dezember, wurde in den Heiligenkalender der Kirche aufgenommen.

Der heutzutage mit dem Nikolausfest verbundene Brauch des Schenkens geht auf das Kinderbischofsspiel "ludus episcopi puerorum" in den mittelalterlichen Klosterschulen zurück. Dabei übernahm ein Schüler für einen Tag die Rolle des Bischofs, befragte, tadelte und teilte Präsente aus. In der Reformationszeit spielte der Nikolaus als nächtlicher Gabenbringer im Brauchtum Deutschlands, Frankreichs, Englands, Österreichs und der Schweiz eine immer größere Rolle. Im 17. Jahrhundert wurden dramatisierte Nikolausspiele eingeführt. Dabei trat am Vorabend des 6. Dezember der Nikolaus als Schülerpatron auf und überprüfte die Kenntnisse in allgemeinen Glaubenslehren; so ließ er etwa die Zehn Gebote oder das Vaterunser aufsagen.

Knecht Ruprecht – der alte Gesell

Bei schlechtem Ausgang der "Prüfung" trat eine strafende Gestalt auf – niemand anders als Knecht Ruprecht. "Ruprecht" bedeutet wortgeschichtlich "rauhe Percht", und diese aus grauer Vorzeit stammenden Schreckensgestalten trieben im süddeutsch-österreichischen Brauchtum in den "Zwölf Nächten" nach Weihnachten, besonders in der Nacht vor dem Dreikönigstag, ihr Unwesen. In das allgemeine Bewusstsein ist der Ruprecht vor allem als zwielichtige Gestalt mit der Rute eingegangen, die von den Kindern gefürchtet wird.

Nach vielerlei Gestaltwandel wird im 19. Jahrhundert der heilige Nikolaus als "multifunktionaler Gabenbringer" eingesetzt, der strafende und belohnende Eigenschaften in sich vereinigt. Auch heute noch ist er gern nachts aktiv: Kinder stellen am Abend des 5. Dezember ihre Schuhe vor die Tür und hoffen auf kleine Geschenke.

"Morgen kommt der Weihnachtsmann"

Weihnachtsmann Figur in Köln
Bild: AP

Die Sitte der "großen" Bescherung ging in der Zeit nach der Reformation jedoch auf Weihnachten über - womit auch der Weihnachtsmann aufkam. Alle Eigenschaften der Nikoläuse und Ruprechte vereinten sich in ihm zum Bild des großväterlich-gütigen Gabenbringers. Pelzrock und Stiefel entlieh er dem Knecht Ruprecht und nahm ihnen damit endgültig alle Dämonie. Mit seinem wallenden Glitzerbart passt er sich den kindlichen Gottvater-Vorstellungen an. In seiner sozialen Funktion deckte sich darüber hinaus dieser Weihnachtsmann im 19. Jahrhundert mit dem Leitbild des liebevoll-autoritären Vaters: Artig sollte das Bürgerkind sein, nicht wissen, woher die Geschenke kamen und was sie kosteten. Die Arbeiterkinder der gleichen Zeit dagegen kannten kaum Weihnachtsmann und Bescherung. Auf sie passt der Vers des Schriftstellers Erich Kästner: "Morgen, Kinder, wird's nichts geben! Nur wer hat, kriegt noch geschenkt." (pf)