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Nippon Connection am Main

Maik Meuser22. April 2006

Es ist eines der bedeutendsten Filmfestivals außerhalb Japans. Seit sechs Jahren wird es in Frankfurt am Main organisiert. Doch "Nippon Connection“ ist mehr als nur ein Filmfestival ...

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Tarantino hätte an diesen Dämonenjägern großen Gefallen: Szene aus 'Ashura'Bild: Nippon Connection
Filmszene Trainman
Filmszene aus 'Trainman'Bild: Nippon Connection

Einmal im Jahr wird Frankfurt zu Europas wichtigstem Ort für japanische Kunst und Kultur: Dann zeigt die "Nippon Connection“ über 150 Filme aus Japan. Viele Regisseure, Schauspieler und Produzenten kommen dafür aus dem Reich der aufgehenden Sonne in die Bankenmetropole am Main. Und die Japan-Fans oder die, die es werden wollen, strömen in die Frankfurter Universität um sich ganz ihrer Leidenschaft hinzugeben. Die "Nippon Connection“ ist in ihrem sechsten Jahr längst mehr als nur eines der bedeutendsten japanischen Filmfestivals weltweit.

Crashkurs in japanischer Kultur

Taiko-Gruppe
Trommeln nach allen Regeln der japanischen Kunst

Vom Sushikurs des japanischen Generalkonsulats über Shiatsu-Massagen bis hin zu Kalligraphiekursen - ein Crashkurs der japanischen Kultur wartet auf die Zuschauer der Filmvorführungen. Schon der Beginn des Festivals am Mittwoch (19.4.) war mehr als ein Paukenschlag: Eine deutsche Taiko-Gruppe bearbeitete nach allen Regeln der japanischen Trommelkunst die Geräte - sehr zur Freude der bereits angereisten japanischen Gäste.

Während viele von ihnen rund zwölf Stunden Flug in Kauf nehmen mussten, hatte es ein Japaner nicht so weit: Gerade mal drei U-Bahnstationen benötigte der japanische Generalkonsul aus dem Frankfurter Bankenviertel bis zur Universität. Junichi Kosuge eröffnete das Festival und beglückwünschte die Veranstalter dazu, wieder einmal ein weltweit führendes Festival der japanischen Kultur nur mit ehrenamtlichen Helfern auf die Beine gestellt zu haben.

Schrill-trashig bis traurig-spannend

Im Mittelpunkt von "Nippon Connection“ stehen aber trotz der jährlich wachsenden Zahl an kulturellen Angeboten immer noch die Filme. Zum ersten Mal wird in diesem Jahr ein Wettbewerbsfilm mit einem Publikumspreis ausgezeichnet. Um die 2000 Euro Preisgeld konkurrieren bekanntere Namen wie Toshiaki Toyoda oder Masahiro Kobayashi. Mit seinem Film "Bashing“, einer wütenden Anklage gegen die japanische Konformitätsgesellschaft, nahm Kobayashi im letzten Jahr am offiziellen Wettbewerb der Filmfestspielen von Cannes teil.

Filmszene Always
Witzig, traurig und spannend: 'Always - Sunset on Third Street'Bild: Nippon Connection

Das Spektrum der in Frankfurt präsentierten Film ist groß: Vom schrill-trashigen Fantasiefilm mit Quentin Tarantino-Anklängen bis hin zur Dokufilm-Imitation bietet es dem Zuschauer ein hervorragender Blick in die Lebenswelt der Japaner. Der ausverkaufte Eröffnungsfilm "Always - Sunset on Third Street“ zeigte etwa in liebevollen rekonstruierten Einzelheiten, wie die Moderne Anfang der 1950er Jahre in das Leben vieler Japaner einzog. Witzig, traurig, spannend.

Bunte Animationen und Kontemplatives

Vieles von dem, was in Japan gut ankommt, hat auch in Deutschland gute Chancen, meint der Filmregisseur und Produzent Kann Egushi. Das habe er bereits auf einem anderen Festival in Deutschland gemerkt. Aber einen Unterschied gibt es dann doch: Trash hat in Japan einen anderen Stellenwert als in Deutschland. So sieht es auch der für die Produktionsfirma CO2 angereiste Kunihiko Tomioka. Vor allem das sehr viel schrillere japanische Fernsehen habe einen entscheidenden Einfluss auf die Sehgewohnheiten vieler Japaner. Tomioka eröffnete mit dem Projekt "Exchanging Tracks Projects“ die Sektion "Nippon Digital“, die im Vergleich zum Kinoprogramm sehr viel experimenteller daher kommt.

Ein paar Schritte vom Kinosaal der Universität entfernt wurde eine Spielhölle eingerichtet. Hier hüpfen Menschen auf bunten Matten zur Musik eines Computerspiels hin und her: Schließlich ist Japan internationaler Marktführer bei Computerspielen. Nur ein Stockwerk darüber sind traditionelle Sitzkissen ausgebreitet und aus den klassischen Teesamowars dampft es. Es ist eine Welt zwischen schrillen bunten Animationen und kontemplativ sinnlichen Eindrücken, die das Festival nach Frankfurt holt. Und wenn es so erfolgreich wird wie im letzten Jahr, dann werden sich darüber mehr als 16.000 Zuschauern freuen.