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Nobelpreis für verkuppelte Atome

6. Oktober 2010

Ein US-amerikanischer und zwei japanische Forscher teilen sich in diesem Jahr den Chemie-Nobelpreis. Sie haben neue Wege entwickelt, um Kohlenstoff-Atome miteinander zu verbinden - und so DNA zum Leuchten gebracht.

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Heck-Reaktion (Foto: Axel Müller)
Am Anfang viel Theorie: die Heck-Reaktion auf dem PapierBild: Axel Müller

Ihre Nachnamen sind in der Chemie bereits bekannt und in zahlreichen Fachbüchern verewigt: Heck-Reaktion, Suzuki- und Negishi-Kupplung lauten die passenden Fachbegriffe. Hinter allen drei Namen verbergen sich neu entwickelte Wege, um Kohlenstoff-Atome effektiver miteinander zu verbinden - im Fachjargon spricht man von palladiumkatalysierter Kreuzkupplung in organischen Synthesen.

Dafür haben der Amerikaner Richard Heck und die Japaner Ei-ichi Negishi und Akira Suzuki nun den Nobelpreis für Chemie erhalten, wie die Königlich-Schwedische Akademie der Wissenschaften am Mittwoch (06.10.2010) in Stockholm mitteilte. Der Preis ist mit umgerechnet 1,1 Millionen Euro dotiert.

Vielseitige Anwendung

Komitee der Königlich-Schwedische Akademie der Wissenschaften (Foto: AP)
Bekanntgabe des Nobelpreises für Chemie in StockholmBild: AP

Hinter dem Wortungetüm verbergen sich Methoden, die Forscher weltweit einsetzen, um beispielsweise Medikamente gegen Krebs herzustellen. Zahlreiche neue Präparate wie zum Beispiel Discodermolid konnten so entwickelt werden. Das Medikament geht zurück auf einen besonders giftigen Schwamm im Karibischen Meer. Seine Gifte besitzen therapeutische Wirkung und können sogar Krebszellen hemmen. Erst durch die nun preisgekrönten Verfahren von Heck, Suzuki und Negishi können solche Arzneien im großen Maßstab produziert und nun auch an Menschen getestet werden. Auch die Herstellung von Plastik und von dünnen Computer-Bildschirmen wurde damit ermöglicht.

Denn für alle diese Produkte braucht man komplexe Chemikalien. Dafür müssen Wissenschaftler Kohlenstoffatome miteinander verknüpfen. Dabei entsehen jedoch auch viele ungewollte Nebenprodukte. Die nobelpreisgekrönte palladiumkatalysierte Kreuzkopplung habe dieses Problem gelöst. "Sie ist ein präziseres und effizienteres Werkzeug", mit dem Chemiker arbeiten können, begründete das Komitee.

"Das ist eine typische Entwicklung der Forschung, bei der zunächst der Praxisbezug nicht so groß war. Aber heute sind die Entwicklungen der Industrie im großen Maßstab erreicht", erläuterte Alois Fürstner vom Max-Planck-Institut für Kohlenforschung. Lange haben die drei daher auch auf den Preis warten müssen: Richard Heck, der seine wissenschaftliche Karriere bereits 1952 an der University of California begann, entdeckte schon 1971 an der University of Delaware die Heck-Reaktion. Damit legte er den Grundstein für eine ganze Klasse von palladiumkatalysierten Reaktionen, unter anderem auch 1977 für die Negishi- und 1979 für die Suzuki-Kupplung. Durch sie können beispielsweise auch Fluoreszenzfarbstoffe an die DNA gekoppelt werden - das Erbgut beginnt zu leuchten.

Wieder Glück für Dreiergespann

Akira Suzuki (Foto: AP)
Glücklicher Gewinner: Akira SuzukiBild: AP

Richard Heck ist bereits seit 1989 im Ruhestand. Negishi lehrt seit 1979 an der Purdue University in West Lafayette in den USA, Suzuki ist emeritierter Professor der Hokkaido Universität in Sapporo in Japan. Auch im vergangenen Jahr ging der Preis für Chemie an drei Wissenschaftler: die drei Forscher aus den USA und Israel, hatten mit ihrer Arbeit die Entwicklung moderner Antibiotika ermöglicht.

Am Donnerstag und Freitag werden noch die Preise für Literatur und für Verdienste für den Frieden vergeben. Die Preisverleihung findet alljährlich am 10. Dezember statt, an Alfred Nobels Todestag. Der Träger des erst später gestifteten Wirtschaftsnobelpreises wird erst am 11. Oktober bestimmt. Diese Auszeichnung wurde 1968 von der Schwedischen Reichsbank im Einvernehmen mit der Nobel-Stiftung geschaffen.

Autor. Nicole Scherschun (afp, ap, dpa)
Redaktion: Andreas Ziemons