1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Noch immer schief – aber stabil

17. Dezember 2001

Zunächst die gute Nachricht: Der Schiefe Turm von Pisa wurde nach fast zwölf Jahren Sperre wieder für Besucher geöffnet. Er gilt endlich wieder als sicher und stabil.

https://p.dw.com/p/1TeH
Beim Aufstieg "Drehwurmgefahr"!Bild: AP

Die weniger gute Nachricht: Nur ein Teil der hunderttausend Touristen, die jedes Jahr zum wohl berühmtesten Turm der Welt pilgern, werden diesen auch besteigen können. Der Grund: Nach den jahrelangen Rettungsarbeiten ist der Zutritt zu dem 58 Meter hohen mittelalterlichen Bauwerk begrenzt worden. Nur eine Gruppe von maximal 30 Personen wird alle 35 bis 40 Minuten eingelassen. Da heißt es warten, bis man an der Reihe ist.

Eintrittskarten gibt es noch nicht

Im Sommer werden maximal 500 Menschen den berühmtesten Kirchenturm Italiens pro Tag hinauf klettern dürfen. Vor der im Januar 1990 verhängten Sperre hatten Touristen noch auf eigene Faust den über 800 Jahre alten Turm erkunden können. Dann drohte Einsturzgefahr.

Trotz des jetzt limitierten Zutritts ist es noch völlig unklar, ob und wie man sich künftig Eintrittskarten im Vorverkauf sichern kann. "Es ist noch nicht entschieden, in welcher Form Tickets über das Internet gekauft werden können", sagt Cirano Galli, der Sprecher der "Opera del Duomo", die für den Dom und dessen schief geratenen und deshalb zu Weltruhm gelangten Glockenturm auf der zentralen "Piazza dei Miracoli" (Platz der Wunder) zuständig ist. Selbst die Eintrittskarten für den Turm seien noch nicht gedruckt. Daher gibt es in den ersten Tagen nach der Wiedereröffnung freien Eintritt", berichtet Galli.

Die Wiedereröffnung des Turmes wird unspektakulär über die Bühne gehen. Am Samstag werden erst einmal Pressevertreter und ausgewählte Gäste durch das auf Hochglanz gebrachte Bauwerk führen - anschließend dürfen alle anderen Neugierigen rein. Groß gefeiert hatte die Stadt Pisa die Rettung ihres Wahrzeichens bereits Mitte Juni. Damals hatte Michele Jamiolkowski, der Chef des internationalen Rettungsteams, verkünden können, dass die Neigung des Turmes um 44 Zentimeter auf rund 4,5 Meter reduziert worden sei. "Dies bedeutet, dass der Turm noch 250 bis 300 Jahre lang stehen wird, vielleicht noch länger", sagte er zufrieden.

Korrigierte Schieflage

Italien, Pisa
Bild: AP

Ingenieure aus aller Welt hatten jahrelang alle Möglichkeiten ausgelotet, den Turm wieder aufzurichten. Letztlich gelang die Rettung durch das Abtragen von Erdreich unter dem Turm und dem gleichzeitigen Anbringen von insgesamt rund 1000 Tonnen schweren Gegengewichten. Das Bauwerk wurde derweil von riesigen Stahlseilen vor dem Einsturz gesichert - die Italiener nannten sie "Hosenträger". Die Rettungsarbeiten verschlangen mehr als 50 Milliarden Lire (rund 25 Millionen Euro).

Der Turm, dessen Grundstein im August 1173 gelegt worden war, hatte bereits während der Bauarbeiten wegen des instabilen Untergrunds Schlagseite bekommen. Den Baumeistern gelang es jedoch, den Turm mit zahlreichen Tricks nach insgesamt fast 200 Jahren fertig zu stellen. Dass der - namentlich nicht bekannte - Architekt die Schräglage beabsichtigt habe, gilt als haltlose Legende. Als gesichert gilt hingegen, dass sich der italienische Wissenschafter Galileo Galilei vor mehr als 400 Jahren die Neigung des Turmes zunutze machte, um die Fallgesetze zu erforschen.