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Noch mehr Tote nach Razzia in Mazedonien

10. Mai 2015

Eine große Polizeiaktion gegen bewaffnete Albaner ist in der mazedonischen Stadt Kumanovo eskaliert. Bislang meldeten die Behörden acht getötete Polizisten, unter den Bewaffneten soll es 14 Opfer geben.

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Bewaffneter Polizist an einem Checkpoint
Bild: picture-alliance/dpa/N. Batev

Im EU-Kandidatenland Mazedonien explodiert erneut die Gewalt. Bei dem Einsatz der Polizei, der bereits am Samstag begonnen hat, war nach Angaben der Behörden eine "bewaffnete Gruppe" das Ziel. Sie wird verdächtigt, einen "Terroranschlag" auf staatliche Einrichtungen zu planen. Bislang ist von acht getöteten Polizisten und 14 verwundeten Bewaffneten die Rede. Innenministerin Gordana Jankuloska sagte am Samstagabend, rund 30 Beamte seien bei den Kämpfen mit "Terroristen" verletzt worden.

Die Polizeiaktion hatte am Samstagmorgen begonnen. Die Ein- und Ausfahrten Kumanovos wurden mit gepanzerten Fahrzeugen blockiert. Über der Stadt kreisten Hubschrauber und Drohnen. Die Polizei evakuierte Teile der Stadt und durchkämmte ein vorwiegend von Albanern bewohntes Stadtviertel. Das Innenministerium bezifferte die Zahl der Bewaffneten auf bis zu 70. Nach Medienangaben handelt es sich aus dem Kosovo stammende Albaner.

Polizist mit Anwohnern (Foto: picture-alliance/dpa/N. Batev)
Anwohner mussten wegen der Polizei-Razzia ihre Häuser verlassenBild: picture-alliance/dpa/N. Batev

Schon länger Probleme mit albanischer Minderheit

Tausende Menschen flohen aus Kumanovo ins benachbarte Serbien. Auch dort wohnt eine albanische Minderheit, die oft auf Konfrontationskurs mit der Regierung in Belgrad geht. Serbien entsandte Spezialkräfte an die Grenze.

Im Jahr 2001 hatte es im Norden Mazedoniens einen Aufstand ethnischer Albaner gegeben. Er endete mit einem Abkommen, das den Albanern mehr Rechte zusagte. Die Beziehungen zwischen den Volksgruppen in Mazedonien bleiben aber nach wie vor angespannt. Rund ein Viertel der 2,1 Millionen Einwohner der früheren jugoslawischen Teilrepublik sind ethnische Albaner.

Zwei Tage Staatstrauer

Die EU-Kommission zeigte sich besorgt über die Entwicklung ihres Beitrittskandidaten. Eine weitere Eskalation müsse vermieden werden, erklärte der für Nachbarschaftspolitik verantwortliche EU-Kommissar Johannes Hahn in Brüssel. Alle Beteiligten müssten Zurückhaltung zeigen.

Die mazedonische Regierung kam in Skopje zu einer Sondersitzung zusammen und rief für Montag und Dienstag Staatstrauer aus. Der geplante Skopje-Marathon wurde abgesagt.

fab/wl (dpa, afp)