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Mossad-Affäre

26. Februar 2010

Die Affäre um die Ermordung von Hamas-Funktionär Al-Mabhuh in Dubai geht in die nächste Runde. Jetzt werden weitere 15 Verdächtige gesucht, die offenbar auch mit kopierten Reisepässen in das Emirat gereist waren.

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Fahndungsfoto von sechs Verdächtigen (Foto: dpa)
Sechs von 15 weiteren Verdächtigen, die an der Ermordung von Al -Mabhuh beteiligt gewesen sein sollenBild: picture-alliance/ dpa

Der israelische Geheimdienst Mossad kommt immer mehr in Erklärungsnot. Die Fahnder in Dubai gaben am Mittwoch (24.02.2010) bekannt, dass sie nach weiteren 15 Verdächtigen suchen. Bei den neuen Verdächtigen handele es sich um zehn Männer und fünf Frauen. Mindestens die Hälfte der neuen Tatverdächtigen sei mit Namen von Israelis eingereist, die eine doppelte Staatsbürgerschaft besitzen. Israelische Zeitungen veröffentlichten am Donnerstag (25.02.2010) eine Liste mit sieben Namen, die mit den Identitäten von in Israel lebenden Einwanderern übereinstimmen.

Gestohlene Identitäten

Dazu gehören die Namen von folgenden vier Personen, deren Identität gestohlen wurde:

David Bernard Lapierre, dessen "Doppelgänger" mit einem französischen Pass unterwegs war, ist ein Oberkellner in der nordisraelischen Grenzstadt Schlomi.

Gabriella Barney, eine von insgesamt sechs tatverdächtigen Frauen, lebe im Kibbuz Beit Ha'emek in Nordisrael. Der Name von Barneys Vater war bereits vergangene Woche auf der Fahndungsliste erschienen. Ein längjähriges Mitglied des Kibbutz sagte der israelischen Tageszeitung "Jedioth Achronoth": "Wer Gabriella kennt, der weiß, dass sie mit dieser ganzen Geschichte auch nicht das Geringste zu tun hat."

Roy Allan Cannon, dessen Name in einem gefälschten britischen Pass verwendet wurde, arbeitet in Petach Tikva bei Tel Aviv in einem Bestattungsunternehmen.

Der 34-jährige Adam Korman arbeitet in einer Reparaturwerkstatt für Musikinstrumente in Tel Aviv. "Ich bin schockiert", sagte er der Zeitung "Jerusalem Post", "das ist Diebstahl meiner Identität. Es ist eine Schande, dass Namen und Identitäten einfach so gestohlen wurden." Außerdem sei er niemals in den Vereinigten Arabischen Emiraten gewesen.

Fahndungsfoto von ersten elf Verdächtigen (Foto: dpa)
Diese elf Personen waren die ersten Verdächtigen - jetzt sind 15 hinzugekommenBild: picture alliance/dpa

Viele kamen von Flughäfen in Europa

Alle weiteren namentlich Betroffenen, die bislang erreicht wurden, erklärten ebenfalls, dass ihre Daten ohne ihr Wissen oder ihre Zustimmung verwendet wurden. Die Fotos auf den von der Dubaier Polizei veröffentlichten gefälschten Pässen aus verschiedenen Städten stimmen nicht mit denen der Inhaber des Originals überein. Mit einem Bildbearbeitungsprogramm soll beispielsweise die Augenfarbe wie die Lippenkonturen verändert worden sein, berichtet die israelische Tageszeitung "Haaretz". Insgesamt fahnden die Ermittler jetzt nach 26 Tatverdächtigen, die in dem Mord an Al-Mabhuh verwickelt sein können.

Die Gesuchten sind nach Erkenntnissen der Polizei in Dubai aus sechs verschiedenen europäischen Städten und Hong Kong eingereist.

Nach Angaben der Polizei in Dubai trugen zwölf der Verdächtigen britische Papiere bei sich, sechs der Pässe stammten aus Irland, vier aus Frankreich, drei aus Australien und einer Deutschland. Das Außenministerium in Paris teilte am Donnerstag mit, dass die zur Einreise verwendeten drei französischen Reisepässe "offensichtlich gefälscht" waren. Ein Pass war demnach auf einen gewissen Peter Elvinger ausgestellt, der aber gar nicht existiert.

Aufklärung von Israel gefordert

In Australien zeigte man sich wegen der Angelegenheit äußerst besorgt. Da drei der Verdächtigen mit australischen Pässen nach Dubai eingereist waren, wurde der israelische Botschafter in Canberra einbestellt. "Wir werden der Sache auf den Grund gehen", sagte Australiens Premierminister Kevin Rudd. Gefälschte australische Pässe, die darüber hinaus auch noch zum Zweck eines Attentats genutzt würden, gäben Anlass zu tiefer Sorge, sagt er.

Australiens Außenminister Stephen Smith forderte von den israelischen Behörden, bei der Untersuchung der Vorwürfe "vollständig und transparent" mit der australischen Polizei zusammen zu arbeiten.

Zuvor hatten bereits Großbritannien und Irland die israelischen Botschafter einbestellt. In Frankreich und Deutschland forderte man Israel auf Informationen zu liefern. Bei dem EU-Außenministertreffen am Montag (22.02.2010) verlangte die EU ebenfalls Aufklärung von Israel.

Mahmud al-Mabhuh, der unter anderem für die Beschaffung von Waffen für die Hamas zuständig war, war am 19. Januar in seinem Hotel in Dubai ermordet worden. Die Ermittler gehen davon aus, dass der israelische Geheimdienst Mossad dahinter steckt. Israel hat die heute die Tat nicht bestätigt. Es gebe keine Beweise dafür, dass der Mossad etwas mit der gezielten Tötung von Al-Mabhuh zu tun habe, sagte Israels Außenminister Avigdor Lieberman.

Autorin: Diana Hodali (dpa, afp, ap)

Redaktion: Anne Allmeling