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Nokia holt zum großen Wurf aus

15. April 2015

Die Finnen wollen den französischen Rivalen Alcatel übernehmen und so eine Firma mit 26 Milliarden Euro Umsatz schaffen. Die Übernahme soll über ein Aktiengebot erfolgen und könnte 2016 abgeschlossen sein.

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Nokia Zentrale Headquarters Espoo Finnland
Bild: picture-alliance/dpa

Mit einem Paukenschlag kehrt Nokia auf die große Bühne zurück: Der finnische Netzwerkausrüster will den französischen Rivalen Alcatel-Lucent für 15,6 Milliarden Euro kaufen. Die Übernahme solle über ein Aktiengebot erfolgen, teilte Nokia am Mittwoch mit. Durch den Kauf würde der einstige Handypionier wieder an die vorderste Front einer Branche katapultiert und er könnte den bisherigen Marktführer Ericsson aus Schweden beim Umsatz überholen.

Nokia bietet den Aktionären von Alcatel-Lucent 0,55 Aktien an dem gemeinsamen Unternehmen für jedes ihrer bisherigen Papiere. Läuft alles wie geplant, dürften Nokia zwei Drittel und Alcatel rund ein Drittel an der vereinten Firma gehören. Diese wird jährlich etwa 26 Milliarden Euro umsetzen und auf rund 114.000 Mitarbeiter kommen. Nachdem Einzelheiten der Übernahmepläne bekannt geworden waren, rutschte die Aktie des US-französischen Alcatel-Lucent-Konzerns in den Keller. An der Pariser Börse brach der Aktienkurs am Mittwochmorgen um mehr als zehn Prozent auf 4,01 Euro ein.

Nokia hat aufgrund seiner vielen Technologiepatente und dem Verkauf seiner Handysparte an Microsoft Kapital in der Hinterhand. Zudem kündigten die Finnen an, strategische Optionen für ihr Kartengeschäft Here zu prüfen. Es stehe noch nicht fest, ob dies in einer Transaktion münde. Analysten schätzen, dass Here bis zu 6,9 Milliarden Euro wert sein dürfte.

Unterseekabel gehören nicht dazu

Kurz nach dem Übernahmegebot durch Nokia hat sich Michel Combes, Chef von Alcatel-Lucent, für eine Fusion ausgesprochen. Zugleich machte Combes öffentlich, Nokia selbst davon überzeugt zu haben, nicht nur das Mobilfunkgeschäft der Franzosen zu kaufen, sondern den gesamten Konzern. Die Finnen hätten es zunächst nur auf die Sparte für Mobilfunknetze abgesehen. Alcatel wäre jedoch ohne diesen Geschäftsbereich zu klein und zu spezialisiert gewesen, um überleben zu können, so Combes.

Er selbst will in dem fusionierten Unternehmen, das in der Netzwerkbranche zum Marktführer nach Umsatz noch vor Ericsson aufsteigen wird, nicht als Vize-Chairman agieren. Wie bereits vorab erklärt, wird Nokia nicht das Untersee-Kabelgeschäft von Alcatel-Lucent übernehmen. Dieses soll laut Combes privatisiert oder an die Börse gebracht werden.

Ermutigende Signale aus Paris

Die Fusion soll zu Kosteneinsparungen auf operativer Ebene von 900 Millionen Euro führen und in der ersten Jahreshälfte 2016 über die Bühne gehen. Auf die Folgen einer Übernahme wird vor allem die französische Regierung genau schauen, die die Möglichkeit hat, den Deal zu blockieren. Ihr ist es besonders wichtig, dass keine Arbeitsplätze in Frankreich gefährdet sind.

Das Wohlwollen der französischen Regierung, die die Telekom-Industrie zu einer strategischen Branche von nationalem Interesse erklärt hat, gilt als wichtige Voraussetzung für einen Erfolg des Deals. Präsident François Hollande hatte sich am Dienstag kurzfristig mit Noika-Chef Rajeev Suri und Michel Combes getroffen. Wirtschaftsminister Emmanuel Macron äußerte sich danach positiv: "Es ist ein guter Deal für Alcatel-Lucent, weil es ein Deal für die Zukunft ist", wurde er vom Finanzdienst Bloomberg zitiert. Das Unternehmen könne der wachsenden Konkurrenz chinesischer Anbieter nicht allein entgegenstehen.

dk/wen (rtr/dpa/afp)