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Nomen est omen?

29. April 2002

Namen sind viel mehr als Schall und Rauch. Aber sind sie auch Programm? Drei Althistoriker betreiben virtuellen Wortwitz mit real existierenden Namen.

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"What's in a name", fragte schon William Shakespeare

Gestatten, Klapötke. Professor Dr. Thomas Klapötke, Sprengstoffexperte. Angenehm, Palaver. Professor Dr. Wolfgang Palaver. Theologe von Beruf(ung). Ganz meinerseits: Fleischmann von Putzelwitz, Rechtshistoriker.

Kein Witz: Fleischmann von Putzelwitz gibt es offenbar wirklich so, wie es auch Klapötke und Palaver im wahren Leben gibt. "Garantiert echte Namen" steht schließlich auf dem digitalen Siegel, mit dem die Internet-Datenbank www.bloedenamen.de für ihren Inhalt gerade steht.

Keine Phantasienamen

Die Betreiber der Seite legen größten Wert darauf, dass die Namen in ihrer Datei nicht frei erfunden sind. Das zu gewährleisten ist ein großer Aufwand: "Wir kontrollieren alle Namen, die uns eingesandt werden", verspricht Justus Jonas, seines Zeichens "Erster Reformator" der Website, hoch und heilig. Schließlich heißen seine beiden Mitstreiter Dr. Martin Luther ("Zweiter Reformator") und Huldrych Zwingl (Abteilung "Ketzereien und Bildersturm").

Dass die drei Impresarios also mit kreativem Beispiel voran gehen, liegt aber nicht allein daran, dass sie als Macher der Seite auch deren Vorbilder sein wollen. Eher im Gegenteil: Jonas & Co. sind nämlich Althistoriker. Und in Denkschulen, in denen man sich mit der Vergangenheit auseinandersetzt, herrscht offenbar Humorlosigkeit. Und einen Sinn für den Witz der Internetgeneration gibt es wohl auch nicht. "Wenn wir bei den Althistorikern auch nur in den Ruch von Blödsinn geraten", unkt Jonas schwermütig, "werden wir dort nicht mehr ernst genommen."

1700 Einträge

Das wäre in der Tat ärgerlich, denn die drei Wortspieler verbringen viel Zeit mit der Pflege ihrer spaßigen Datenbank. Die angeblich über hundert Einsendungen der Fans pro Woche wollen ja schließlich nachgeprüft sein.

Sei's drum: Über 1,7 Millionen Besucher stöberten bisher zwischen dem Akademiker Prof. Dr. Jacob Allerhand und der Zahnärztin Dr. Angela Zahn. Über 1700 Einträge haben sich mittlerweile angehäuft, davon rund 350 Orte. Stöbern kann man alphabetisch oder an Hand von Kategorien. Allein deren Bezeichnungen weckt Neugier: etwa die Berufe, zum Beispiel Bestatter (Heinz Kiste), Gynäkologen (Dr. Spreitzer) und Psychologen (Dr. Grübl) oder die Sprachbilder: Alliterationen (Burgi Biersack), Satzbilder und Sprichwörtliches (Maria Lichtmeß).

Andere Rubriken wie etwa "Auto" (Bernd Bleifuß), "Essen & Trinken" (Feinkost Auster), "Sportler" (Kampfsportschule Hammer) ähneln dagegen der Struktur einer Illustrierten. Das wiederum ist nicht verwunderlich. Seinen Ruhm verdankt www.bloedenamen.de nämlich einem Redakteur der Zeitschrift "FHM". Der war eines Tages auf der Suche nach Websites mit schlüpfrigen Namen. Seitdem brummts bei "Jonas", "Luther" und "Zwingl" wie verrückt. Und mal ehrlich: Welcher Althistoriker hat dafür schon Verständnis ... (wga)