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Norbert Walter: Bald wieder vier Millionen Arbeitslose

Michael Knigge15. November 2001

Die Bundesregierung wird ihr Ziel verfehlen, die Arbeitslosenzahl bis zur Bundestagswahl deutlich zu senken. Das sagte Chefvolkswirt der Deutschen Bank, Norbert Walter, in einem Interview mit DW-WORLD.

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Norbert Walter, Chefvolkswirt der Deutschen BankBild: Deutsche Bank

Stattdessen sei für das kommende Jahr mit einem weiteren Anstieg der Arbeitslosenzahlen zu rechnen. Zur Bundestagswahl im Herbst 2002 rechnet Walter nach eigenen Angaben mit einem Anstieg der Arbeitslosenzahlen auf rund 4,2 Millionen. Im Oktober waren der Bundesanstalt für Arbeit zufolge 3,75 Millionen Menschen arbeitslos gemeldet. Die rot-grüne Bundesregierung unter Kanzler Gerhard Schröder war 1998 mit dem Ziel angetreten, die Zahl der Arbeitslosen von damals rund 3,8 Millionen auf 3,5 Millionen bis zur Bundestagswahl 2002 zu reduzieren.

Zwar sind die steigenden Arbeitslosenzahlen nach Einschätzung von Walter auch auf die schwache Weltwirtschaft zurückzuführen. Dennoch sei es vielen Ländern in den vergangenen fünf Jahren gelungen, die Arbeitslosigkeit deutlich zu reduzieren. Dagegen stagnierten die Arbeitslosenzahlen in Deutschland seit Jahren auf hohem Niveau.

Deutsche verweigern sich Veränderungen

Neben Fehlleistungen der Politik tragen nach Ansicht von Walter allerdings auch die Bürger selbst die Verantwortung für die hohe Arbeitslosigkeit. "Ich glaube, die deutsche Bevölkerung ist nach wie vor nicht willens, das auf sich zu nehmen, was erforderlich ist, um wirklich mehr Arbeitsplätze für mehr Menschen zu schaffen", sagte Walter unter Verweis auf das deutsche Sozial- und Tarifsystem. "Das heisst, dass man bei den Sozialleistungen den Komfort der letzten Dekaden nicht fortsetzen kann und dass man bei der Lohnpolitik eine weit größere Differenzierung nach Knappheiten und damit auch nach Regionen akzeptieren muss."