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Nordbank-Chef Nonnenmacher soll gehen

9. November 2010

Dirk Nonnenmacher soll die Leitung der HSH-Nordbank abgeben. Nicht sofort, sondern später. Diesen Schritt haben die Länder Hamburg und Schleswig-Holstein verlangt, denen das Geldinstitut mehrheitlich gehört.

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Dirk Nonnenmacher (Foto: dapd)
Dirk NonnenmacherBild: dapd

Immerhin etwas hat Aufsichtsratschef Hilmar Kopper offenbar für seinen Schützling Dirk Nonnenmacher durchsetzen können. Der umstrittene Chef der HSH-Nordbank wird nicht fristlos entlassen, auch wenn er sich zahlreichen Vorwürfen ausgesetzt sieht. Stattdessen soll der Mathematiker seinen Posten in einem "geordneten Verfahren" abgeben. Dies sei dem Aufsichtsratsvorsitzenden Kopper besonders wichtig gewesen, teilte ein Sprecher der Bank mit. Es solle damit Schaden von dem Geldinstitut abgewendet werden.

Vertrag läuft bis 2012

Schriftzug über Glastüren (Foto: AP)
Eingang der HSH-Nordbank in KielBild: AP

Dies klingt fast so, als wolle sich die Bank mit einer Millionen-Abfindung von ihrem Chef verabschieden, dessen Arbeitsvertrag noch bis Oktober 2012 läuft. In jedem Fall bleibt Nonnenmacher vorerst im Amt. Die beiden staatlichen Hauptaktionäre Hamburg und Schleswig-Holstein äußerten sich zu der Personalie nur in wenigen dürren Worten. Man habe Kopper gebeten, die erforderlichen Schritte einzuleiten, um eine Trennung von Nonnenmacher zu erreichen und den Vorstandsvorsitz neu zu besetzen, hieß es.

Vorwurf der Bespitzelung

Unter Nonnenmachers Führung wurde die Bank in zahlreiche Skandale verwickelt. So beauftragte das Geldinstitut eine private Sicherheitsfirma, die angeblich mehrere Politiker bespitzelte. Leitende Angestellte des Instituts sollen außerdem mit fingierten Straftaten diskreditiert und zum Rückzug gezwungen worden sein. Auf seine Verantwortung hin gefragt, winkte Nonnenmacher bislang stets ab. Und sogar die Kieler Opposition sieht keine Handhabe, den Bankchef fristlos zu entlassen. Bislang lägen den Untersuchungsausschüssen in Hamburg und Schleswig-Holstein keine Aussagen oder Beweise vor, die diesen Schritt rechtfertigen würden, sagte SPD-Obmann Jürgen Weber. Unklar ist allerdings, was die laufenden Ermittlungen mehrerer Staatsanwaltschaften ans Licht bringen werden.

Nonnenmachers Sonderzahlung

Walter Marnette (Foto: AP)
Kritiker der Bank: Walter MarnetteBild: AP

Der Spitzen-Manager ist bereits seit längerem umstritten. Im vergangenen Jahr sorgte er mit seiner Entscheidung für Aufsehen, eine Sonderzahlung von 2,9 Millionen Euro aus einem Altvertrag anzunehmen, obwohl für ihn als Chef einer staatlich gestützten Bank zu diesem Zeitpunkt nur noch ein Jahresgehalt von 500.000 Euro vorgesehen war. Aufsichtsratschef Kopper hatte auch in dieser Zeit stets zu Nonnenmacher gehalten. Der frühere Deutsche-Bank-Chef knüpfte sogar seine eigene Mitarbeit in dem Gremium an den Fortbestand des Vertrags für den Vorstandsvorsitzenden.

Der frühere Wirtschaftsminister von Schleswig-Holstein, Walter Marnette, warf den Landesregierungen vor, zu lange mit der Trennung von Nonnenmacher gewartet zu haben. Hierfür gebe es politische Gründe, die in der Vergangenheit lägen, sagte Marnette dem WDR-Hörfunk. So hätten Spitzenpolitiker wie der frühere Hamburger Bürgermeister Ole von Beust und der Finanzsenator der Hansestadt, Michael Freytag, den Börsengang der Landesbank betrieben. Auf ihren Druck hin habe sich das Geldinstitut auf das risikoreiche, internationale Geschäft konzentriert und sei in der Folge immer mehr in die Schieflage geraten. Wegen ihrer Mitverantwortung hätten die Landesregierungen nun so lange gezögert.

Autor: Christian Fähndrich (dpa,rtr,dapd)
Redaktion: Reinhard Kleber