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Nordirland aus dem Gleichgewicht

13. Januar 2013

Im erbitterten Streit um das Hissen der britischen Flagge geben pro-britische und pro-irische Demonstranten keinen Millimeter nach. So gab es wieder blutige Ausschreitungen in Belfast. 29 Polizisten wurden verletzt.

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Ein Polizist vor einem brennenden Auto (Foto: rtr)
Belfast / Flaggenstreit/ AusschreitungenBild: Reuters

1000 protestantische Anhänger der britischen Krone hatten sich am Samstag zunächst vor dem Rathaus im Zentrum der nordirischen Hauptstadt versammelt, um friedlich zu demonstrieren. Unter ihnen waren viele junge Leute. Dann setzte sich der Kundgebungszug in Bewegung, um in den östlichen Teil von Belfast zu gelangen.

Maskierte Katholiken, 29 verletzte Polizisten

Die Gewalt eskalierte, als Demonstranten ein katholisches Stadtviertel passierten, wie ein Polizeisprecher mitteilte. Maskierte Katholiken aus Short Strand schleuderten Flaschen, Steine und andere Wurfgeschosse auf die Protestanten. Polizisten gerieten zwischen die Fronten.

Bei den Straßenschlachten wurden mindestens 29 Beamte verletzt, zwei von ihnen schwer. Krawallmacher setzten Fahrzeuge in Brand. Weitere Sicherheitskräfte rückten an und gingen mit Wasserwerfern und Gummigeschossen gegen die Randalierer vor. Seit Beginn der fast täglichen Ausschreitungen und Unruhen am 3. Dezember wurden in der britischen Unruheprovinz mehr als 90 Polizisten verletzt und etwa 100 Menschen festgenommen.

Die Proteste der protestantischen Loyalisten richten sich gegen die Entscheidung des Stadtrats von Belfast, den Union Jack, die britische Flagge, nicht mehr jeden Tag, sondern nur zu besonderen Anlässen an 18 Tagen im Jahr über öffentlichen Gebäuden zu hissen. Den Beschluss hatte die katholisch-nationalistische Sinn-Fein-Partei vorangetrieben. Die Katholiken in Nordirland setzen sich für eine Wiedervereinigung der britischen Provinz mit der Republik Irland ein.

Zusammenstöße zwischen pro-britischen Demonstranten und der Polizei (Foto: AFP/Getty Images)
Die Ausschreitungen begannen am NachmittagBild: Peter Muhly/AFP/Getty Images

"Bürger zweiter Klasse"

Viele der pro-britischen Demonstranten sehen den Flaggenstreit als "Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte". Die protestantischen Loyalisten, früher bestimmende politische Kraft in der britischen Provinz, sehen sich seit dem Friedensabkommen von 1998 auf dem politischen Abstellgleis. "Wir fühlen uns als Bürger zweiter Klasse", beklagte denn auch der Chef der unionistischen Partei PUP, Billy Hutchinson, während der Demonstration. Es gehe nicht um die Flagge an sich, sondern um die Art, wie die Entscheidung zustande gekommen sei.

Um den Konflikt zu entschärfen, soll es in der nächsten Woche ein Spitzentreffen geben. Daran teilnehmen werden neben dem nordirischen Ministerpräsidenten Peter Robinson und seinem katholischen Stellvertreter Martin McGuinness auch die britische Nordirland-Ministerin Theresa Villiers und der irische Außenminister Eamon Gilmore.

se/det (rtr, dapd, dpa, afp)