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Nordkorea laut Kreml zu Atommoratorium bereit

24. August 2011

Nordkoreas Machthaber Kim hat sich bei einem Treffen mit Russlands Präsident Medwedew in Sibirien offen für neue Gespräche über ein Atommoratorium gezeigt. Er stimmte auch dem Bau einer Gaspipeline nach Südkorea zu.

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Dimitri Medwedew trifft Kim Jong Il (Foto: dapd)
Russlands Präsident Medwedew trifft den nordkoreanischen Machthaber Kim Jong IlBild: dapd

Der russische Präsident Dimitri Medwedew ist am Mittwoch (24.08.2011) in Sibirien mit Nordkoreas Machthaber Kim Jong Il zusammengetroffen. Dabei wurde eine engere Zusammenarbeit beider Länder vereinbart. Die ersten offiziellen Gespräche zwischen beiden Politikern fanden auf einer Militärbasis in der ostsibirischen Stadt Ulan Ude, in der Nähe des Baikalsees, statt.

Thematisiert wurde bei dem Treffen der Bau einer Gaspipeline, die als politisch heikel gilt, weil sie von Russland durch das Territorium Nordkoreas nach Südkorea führen soll. Das zweite brisante Thema war das umstrittene Atomprogramm Nordkoreas.

Offene Gespräche

Kim Jong Il und Dimitri Medwedew (Foto: dapd)
Im Gespräch mit Medwedew stimmte Kim dem Bau einer Gaspipeline nach Südkorea zuBild: dapd

Die Gespräche mit Kim empfand Russlands Präsident, wie er anschließend sagte, als "offen und substanziell". Beide Politiker hätten der Einsetzung einer Sonderkommission zugestimmt, die den Bau einer Gasleitung durch Nord- nach Südkorea ausloten soll. Medwedew sagte, Nordkorea interessiere sich, soweit er es verstehe, "für die Umsetzung dieses trilateralen Projektes unter Beteiligung Russlands und Südkoreas".

Die geplante Pipeline des russischen Energieriesen werde mehr als 1700 Kilometer lang sein und bis zu zehn Milliarden Kubikmeter Gas pro Jahr transportieren, erklärte der russische Präsident weiter. Im Gegenzug für seine Zustimmung zu dem Projekt solle Nordkorea für den Transit von Gas in sein verfeindetes Nachbarland Gebühren von 100 Millionen US-Dollar im Jahr erhalten.

Kreml: Nordkorea zu Atommoratorium bereit

Nach Angaben der russichen Regierung signalisierte Nordkorea zudem seine Bereitschaft für neue Gespräche über sein Atomprogramm. Eine Kreml-Sprecherin sagte, Kim wolle eine Wiederaufnahme der sogenannten Sechser-Gespräche "ohne Vorbedingungen".

Er habe zum Ausdruck gebracht, dass er den Streit um ein Moratorium seiner Atomwaffentests und -Produktion innerhalb dieser Runde lösen wolle. Neben Nordkorea und Russland gehören die USA, China Japan und Südkorea dazu. Kim erhofft sich im Gegenzug wirtschaftliche Hilfe für sein Land. Nordkorea zählt zu den ärmsten Ländern der Erde.

Hungerkrise und Sanktionen

Gepanzerter Sonderzug (Foto: dapd)
Mit einem gepanzerten Sonderzug reist Kim durch den Fernen Osten RusslandsBild: dapd

Experten in Moskau hatten schon im Vorfeld des Treffens zwischen Kim und Medwedew von einem "geschichtsträchtigen Treffen" gesprochen. Der nordkoreanische Machthaber strebt mit seinem Besuch in Russland einen Neustart der nordkoreanisch-russischen Beziehungen an.

Angesichts der schlechten Versorgungslage in Nordkorea und der internationalen Sanktionen wegen seines Atomprogramms ist das kommunistische Land dringend auf Einnahmen angewiesen. Dementsprechend war erwartet worden, dass es bei den Gesprächen vor allem um humanitäre und wirtschaftliche Hilfe zur Bekämpfung der Hungerkrise in dem isolierten Land gehen würde.

Kim war mit seinem Besuch einer Einladung Medwedews gefolgt. Er traf mit seinem gepanzerten Sonderzug am Samstag in Russland ein. Seine einwöchigen Reise führt ihn durch Sibirien und den Fernen Osten Russlands. Nähere Einzelheiten zu den Reiseplänen des Gastes wurden vom Kreml aus Sicherheitsgründen geheimgehalten. Zuletzt hatte Kim Russland 2002 besucht.

Autorin: Milena Furman (dpa, dapd, afpd)
Redaktion: Ursula Kissel