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Zschäpes Mutter verweigert die Aussage

Marcel Fürstenau zurzeit München
27. November 2013

Im Prozess gegen den Nationalsozialistischen Untergrund (NSU) trat die Mutter der Hauptangeklagten als geladene Zeugin auf. Doch ihre Befragung endete schon nach wenigen Minuten. Damit war zu rechnen.

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Die Angeklagte Beate Zschäpe beim Betreten des Gerichtssaals. (Foto: dpa)
Bild: picture-alliance/dpa

Es war ein sehr kurzes Wiedersehen zwischen Beate Zschäpe und ihrer Mutter Annerose. Als Zeugin im NSU-Prozess vor dem Münchener Oberlandesgericht (OLG) machte die 61-Jährige von ihrem Zeugnisverweigerungsrecht Gebrauch. Als engste Verwandte der 38-jährigen Hauptangeklagten steht ihr diese Möglichkeit nach der Strafprozessordnung zu. Die Frage des Vorsitzenden Richters Manfred Götzl, ob sie Angaben machen wolle, beantwortete Zschäpes Mutter mit einem "Nein". Außerdem lehnte sie es ab, Protokolle ihrer polizeilichen Vernehmung in das Strafverfahren gegen ihre Tochter und vier Mitangeklagte einzuführen.

Hans Pfeifer beobachtet den NSU-Prozess

Damit endete die Befragung auch schon so, wie es wohl fast alle am NSU-Prozess Beteiligten erwartet, wenngleich nicht erhofft hatten. Ein Blickkontakt zwischen Mutter und Tochter war von der voll besetzten Pressetribüne im Gerichtssaal A 101 nicht zu erkennen. Beate Zschäpe saß während der kurzen Begegnung wie immer zwischen ihren drei Strafverteidigern und wirkte äußerlich völlig unberührt. Der Abstand zur ihrer Mutter betrug keine zehn Meter.

Schlechtes Verhältnis zwischen Mutter und Tochter

Seit langem ist bekannt, dass Mutter und Tochter ein schlechtes Verhältnis hatten. Die mutmaßliche Rechtsterroristin, der zehn fremdenfeindlich motivierte Morde zur Last gelegt werden, war vor allem bei ihrer Großmutter aufgewachsen. 1998 ist sie zusammen mit den beiden anderen mutmaßlichen NSU-Terroristen Uwe Böhnhardt und Uwe Mundlos untergetaucht. Die Morde an acht türkischstämmigen Männern, einem Mann mit griechischen Wurzeln und einer Polizistin soll das Trio zwischen 2000 und 2007 begangen haben.

Die Hintergründe der Taten waren erst im November 2011 aufgeflogen, nachdem sich Böhnhardt und Mundlos das Leben genommen hatten. Ihre Leichen und eine der mutmaßlichen Tatwaffen wurden in einem ausgebrannten Wohnmobil gefunden, dem sich die Polizei nach einem Banküberfall in Eisenach näherte.

Beate Zschäpe ist im NSU-Prozess als einzige wegen Mordes angeklagt. Vier Männer, darunter der frühere Funktionär der rechtsextremen NPD, Ralf Wohlleben, müssen sich wegen Beihilfe zum Mord verantworten. Zschäpe hat nach Überzeugung der Staatsanwaltschaft die Taten mit geplant und das Trio perfekt getarnt. Kurz nach dem Freitod ihrer Komplizen ging die lange gemeinsam genutzte Zwickauer Wohnung in Flammen auf. In den Trümmern fanden Ermittler zahlreiche Spuren, darunter das Bekenner-Video des NSU, in dem sich die Autoren ihrer Morde rühmen.

Auch Zschäpes Cousin als Zeuge befragt

Vor und nach dem Auftritt der Zschäpe-Mutter wurde ein Cousin der Hauptangeklagten als Zeuge vernommen. Wie das mutmaßliche NSU-Trio gehörte Stefan A. früher der rechten Szene in Jena (Thüringen) an. Zschäpe sei nicht "so extrem rechts" wie Böhnhardt und Mundlos gewesen, sagte der 39-Jährige. Ansonsten beschrieb er seine Cousine als "lieb, nett und sympathisch". Er selbst lebe seit acht Jahren auf Mallorca und arbeite als Handwerker, sagte A., der mit der rechten Szene nicht mehr zu tun haben will.

Deutsche Welle Marcel Fürstenau Kommentarbild ohne Mikrofon
Marcel Fürstenau Autor und Reporter für Politik & Zeitgeschichte - Schwerpunkt: Deutschland