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Nun auch Japan in der Rezession

7. Dezember 2001

Die japanische Wirtschaft steckt zum dritten Mal innerhalb von zehn Jahren in einer Rezession. Im Oktober war bereits in den USA offiziell die erste Rezession seit einem Jahrzehnt festgestellt worden.

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Japaner auf JobsucheBild: AP

Damit verzeichnen nun die beiden wichtigsten Volkswirtschaften der Welt ein rückläufiges Wachstum. Auch die Volkswirtschaft in Europa ist in schlechter Verfassung. Internationale Wirtschaftswissenschaftler erwarten für Deutschland bis Jahresende eine Rezession.

Das japanische Bruttoinlandsprodukt (BIP) sank von Juli bis September das zweite Quartal in Folge, teilte das

Wirtschaftsministerium am Freitag mit. Nach Regierungsangaben ging das BIP in der Drei-Monats-Periode um 0,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr zurück. Im Vorquartal war die Wirtschaftsleistung bereits um 1,2 Prozent gesunken. Eine Rezession gilt als gegeben, wenn das Wirtschaftwachstum zwei Quartale in Folge rückläufig ist.

Sinkender Privatkonsum

Auf das Jahr gerechnet schrumpfte die Wirtschaftsleistung um 2,2 Prozent. Während Exporte, Importe und Privatkonsum deutlich fielen, stiegen öffentliche und private Investitionen. Der Privatkonsum, der rund 55 Prozent der Wirtschaftsleistung Japans ausmacht, sank im Berichtsquartal um 1,7 Prozent. Zuletzt steckte Japan in der ersten Jahreshälfte 1998 in einer Rezession. Der jetzige Abschwung wird aber nach Meinung von Experten deutlich härter ausfallen. "Die Schrumpfung der Wirtschaft hat gerade erst begonnen", sagte Ron Bevacqua von der Commerzbank in Tokio. "Nächstes Jahr dürfte es ziemlich hässlich werden", fügte er hinzu.

Kein Ende der Rezession absehbar

Auch die Regierung zeichnet ein düsteres Bild der japanischen Wirtschaft. Sie erwartet für das noch bis Ende März laufende Fiskaljahr einen Rückgang der Wirtschaftsleistung um 0,9 Prozent und muss sich möglicherweise auch im nächsten Jahr auf ein erneutes Schrumpfen gefasst machen. Die Regierung steckt in der Zwickmühle: Um einen rapiden Absturz zu verhindern, legte sie erst kürzlich einen zweiten Nachtragsetat auf. Zugleich erfährt sie im eigenen Lager Widerstand von Reformgegnern.

Schuldenberg wegen falscher Politik

Das einstige wirtschaftliche Wunderland schwächelt schon seit langem: Ein Jahrzehnt lang hatte die Regierung Unsummen in den Bau von Straßen, Brücken und Dämme gepumpt. Doch statt die Wirtschaft wiederzubeleben,

steht die zweitgrößte Wirtschaftsnation als Folge jetzt mit einem gigantischen Schuldenberg von 666 Billionen Yen oder 12 Billionen DM da, der höchste unter den Industrienationen. Auch die Nullzins-Politik der Zentralbank des Landes brachte keine Wende.

Stellenabbau treibt Arbeitslosigkeit auf Rekordhöhe

In den vergangenen Monaten hatten dann vor allem große High-Tech-Firmen wie NEC und Hitachi wegen der weltweiten Konjunkturflaute die Streichung von insgesamt 100.000 Stellen angekündigt. Auch im einst

boomenden Finanzsektor sind viele Jobs nicht mehr sicher. Die japanische Arbeitslosenrate war im Oktober auf ein Rekordwert von 5,4 Prozent gestiegen. Experten gehen davon aus, dass die Rate Anfang des nächsten Jahres auf über sechs Prozent klettern wird. (mik)