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Nur globale Solidarität rettet die Welt

2. Januar 2002

Mehr Einsatz der Menschen gegen weltweite soziale Ungerechtigkeit und für eine Globalisierung der Solidarität haben deutsche Bischöfe zum Jahreswechsel gefordert.

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Kardinal Karl Lehmann ruft zum Dialog der Religionen aufBild: AP

Zum Kampf gegen den weltweiten Hunger rief der Erzbischof von München und Freising, Kardinal Friedrich Wetter, in seiner Silvesterpredigt im Münchner Liebfrauendom auf. Der Würzburger Bischof Paul-Werner Scheele warnte vor einer weltweiten Kettenreaktion der Gewalt. Angesichts der beängstigenden Globalisierung des Schreckens und einer bedrängenden Globalisierung der Probleme sei die Globalisierung der Solidarität das Gebot der Stunde, mahnte er in seiner Predigt.

Lehmanns Kritik

Der Vorsitzende der deutschen Bischofskonferenz, der Mainzer Kardinal Karl Lehmann, kritisierte die oberflächliche Darstellung von Politik in der Öffentlichkeit scharf. "Der Wettbewerb scheint sich immer mehr auf die Inszenierung von Politik zu begrenzen", sagte Lehmann beim Jahresschlussgottesdienst im Mainzer Dom. Auf eine inhaltliche Auseinandersetzung werde mehr und mehr verzichtet. Vieles werde auf die Unterhaltungsebene heruntergezerrt. Nach den Terroranschlägen in den USA könne sich die Gesellschaft aber die seichte Betäubung des öffentlichen Bewusstseins nicht mehr leisten. "In diesem Sinne könnte diese tragische Ereignisfolge doch auch zu einer heilsamen Erschütterung führen." Dies sei oft Voraussetzung für eine wirkliche Wende.

Lehmann betonte, es sei verständlich, dass der Ruf nach einem Gespräch der Religionen immer lauter werde. Es gebe nicht wenige, noch genauer zu entdeckende Gemeinsamkeiten. Der Bischof warnte aber davor, dieser Dialog sei nicht zu verwechseln mit einer harmlosen Verbrüderung. Am wichtigsten sei es, überall - auch in der arabisch und muslimisch geprägten Welt - Religionsfreiheit zu gewährleisten und Toleranz gegenüber anders Denkenden zu wahren. Dies sei die Voraussetzung, um Feindseligkeiten abzubauen. "Ein Dialog hat hier nur Sinn, wenn jeder seine starke Seite in das Feld führt und man sich daran abarbeitet." Der Eichstätter Bischof Walter Mixa, der auch katholischer Militärbischof ist, setzte sich ebenfalls für einen verstärkten und selbstbewussten Dialog mit dem Islam ein.

Kardinal Wetter klagt an

Wetter wies darauf hin, dass täglich rund 30.000 Menschen, davon 20.000 Kinder, an Hunger sterben müssten. Dies habe auch mit Gewalt und Terrorismus zu tun, weil extreme soziale Ungerechtigkeit ein Nährboden für Gewalt sei. Der Kardinal beklagte, dass es an politischem Willen fehle, den Hunger zu überwinden. Die ungerechte Verteilung der Güter, die Not von mehr als einer Milliarde Menschen, die Missachtung der Menschenrechte seien die schwerste globale Gefährdung zum Auftakt des neuen Jahrtausends.

Der Kölner Kardinal Joachim Meisner forderte die Bürger zu einer radikalen Umkehr auf. In seiner Predigt im Kölner Dom prangerte der Erzbischof Ehebruch, Abtreibung und das «Abschieben» alter Menschen an. Dies werde auch von den Moslems zu Recht kritisiert. "Hier tut eine radikale Umkehr Not, sowohl im privaten als auch im öffentlichen Leben."

Der Speyerer Bischof Anton Schlembach und der evangelische Bischof von Kurhessen-Waldeck, Martin Hein, kritisierten Bestrebungen, die Forschung an embryonalen menschlichen Stammzellen zu legalisieren. Hein erklärte in seiner Neujahrspredigt, die entsprechenden Forschungen bürgen die Versuchung in sich, dass der Mensch sich selbst zum Maßstab mache. "Wir maßen uns Möglichkeiten an, die allein Gott vorbehalten sind."