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Frankfurts Sommer-Oasen

Jens Kemle28. August 2013

Wenn die Sonne erst einmal mit voller Kraft scheint, heizt sich die Luft in den Hochhausschluchten der Bankenmetropole schnell auf. Wie gut, dass es rund um die Innenstadt kühle Oasen gibt. Man muss sie nur kennen.

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Die Long Island Summer Lounge in der Frankfurter Innenstadt (Foto: Jens Kemle)
Bild: Jens Kemle

"Welcome on board" steht in großen Lettern auf einem Rettungsring am Eingang. Über einen roten Teppich gelangt man auf das Sonnendeck. Am Pool warten Liegestühle auf Gäste - und Kellner in Matrosenkleidung darauf, sie zu bedienen. Seit 2005 verwandelt sich das Dach des Börsenparkhauses in den Sommermonaten in ein Kreuzfahrtschiff, auf einer Fläche von zwei Fußballfeldern gibt es zwei Pools, drei Bars und Platz für 500 Gäste. "Long Island Summer Lounge" nennt sich das Ganze. Und das alles nur wenige Schritte entfernt von der Alten Börse inmitten der Frankfurter Innenstadt.

"Der Service und die Atmosphäre sind klasse", sagt der Gast Jens Unterharnscheidt. Wenn die schwüle Luft mal wieder zwischen den Hochhausschluchten festhängt, flüchtet der Frankfurter gern auf diese Dachterrasse. "Hier oben weht immer ein kühles Lüftchen." Ganz nebenbei bietet der Blick vom siebten Stock eine tolle Sicht auf die noch höheren Wolkenkratzer der Bankenstadt. Für fünf Euro Eintritt kann jeder diese stilvolle, wenn auch etwas künstliche Welt betreten.

Auf dem Sonnendeck der Long Island Summer Lounge in der Frankfurter Innenstadt (Foto: Jens Kemle)
Erfrischend wie auf hoher See: die Long Island Summer LoungeBild: Jens Kemle

Inzwischen sind einige Banker und Juristen eingetrudelt. Mit frisch gemixten Cocktails in der Hand fachsimpeln sie beim Afterwork-Chillout. Wer es richtig krachen lassen will, kann für 230 Euro eine Flasche französischen Edel-Wodka bestellen. Geld spielt keine Rolle, weiß Jens Unterharnscheidt, der für eine Spezialuhren-Manufaktur arbeitet: "Das sind alles potenzielle Kunden für uns."

Herzliches Miteinander beim Wochenmarkt

Wesentlich bodenständiger ist dagegen eine andere Wohlfühloase in der Innenstadt. Nur wenige Schritte über Frankfurts bekannte Einkaufsmeile Zeil sind es bis zum Wochenmarkt an der Konstablerwache, die liebevoll auch "Konsti" genannt wird. Jeden Samstag verkaufen dort Bauern aus der Region ihre Produkte und kulinarische Spezialitäten. Für die Frankfurter ist der Markt ein beliebter Auftakt ins Wochenende. "Der Konsti-Markt ist eine super Gelegenheit für mich, ohne konkrete Verabredungen Freunde zu treffen und neue Leute kennenzulernen.", erzählt Wencke Uhl, die bei einer Chemiefirma etwas außerhalb der Stadt arbeitet.

Der Kräuterstand auf dem Wochenmarkt an der Konstablerwache in Frankfurt am Main (Foto: Jens Kemle)
Aus der Region: Kräuter auf dem Frankfurter WochenmarktBild: Jens Kemle

Auf dem Wochenmarkt herrscht ein reges Kommen und Gehen. Um Stehtische und Bierbänke bilden sich große und kleine Menschentrauben, die Atmosphäre ist kuschelig gedrängt, heiter und einladend. Eine Gruppe an einem Weinstand unterhält sich angeregt: "Wir haben früher an einer Sprachschule zusammengearbeitet. Nach und nach kamen immer mehr von uns auf den Konsti-Markt. Die Atmosphäre ist einfach toll", erklärt Winnie. Die Herkunftsländer der Gruppe reichen von Brasilien über Kanada und Korea bis Finnland. Gesprochen wird Englisch. Bei Kartoffelwurst, gebackenen Holunderblüten und Wein aus Rheinhessen lassen sich offensichtlich viele kulturelle Unterschiede überwinden.

Geheimtipp am Frankfurter Museumsufer

Wem der Markt noch zu viel Trubel ist, der kann die Frankfurter Innenstadt verlassen und auf die andere Mainseite wechseln. Ein paar hundert Meter flussabwärts, am Sachsenhausener Ufer, liegen wie an einer Perlenkette aufgereiht ein Dutzend Museen. Das bekannteste ist das Städel mit Gemälden vom Mittelalter bis zur Moderne und Gegenwartskunst. Geht man noch zwei Häuser weiter, steht man vor dem Liebieghaus: einer alten Villa mit Skulpturensammlung. Ein Geheimtipp - und an heißen Tagen angenehm schattig - ist ihr Innenhof mit Museumscafé. Die Malerin Vesna Bilic kommt regelmäßig hierher, um Inspiration und Kraft für ihre Arbeit zu tanken. "Dann hole ich mir einen Kaffee und suche mir ein ruhiges Plätzchen", sagt die Frau mit der strengen schwarzen Bob-Frisur.

Der Skulpturenpark im Liebieghaus in Frankfurt am Main (Foto: Jens Kemle)
"Ariadne auf dem Panther" im Skulpturenpark des LiebieghausesBild: Jens Kemle

Gleich hinter dem Liebieghaus: ein Park, der an sonnigen Tagen ein wunderbares Schauspiel bietet. Durch das Laub der Bäume bricht sich das Licht und wirft tanzende Schatten auf Skulpturen aus verschiedenen Epochen. Läuft man den Rundweg entlang, sieht es aus, als würden die Skulpturen selbst zu tanzen beginnen. "Das ist magisch", schwärmt Vesna Bilic, die gerade vor einer Nachbildung von Johann Danneckers "Ariadne auf dem Panther" steht. Sie ist nicht die einzige hier - alte Menschen genießen das schattige Grün des Parks, Kinder turnen ausgelassen zwischen den Skulpturen herum, als wäre es ein Spielplatz. Sie alle lassen es sich nicht nehmen, noch eine Runde durch den Park zu drehen, bevor sie wieder in den Alltag zurückkehren.