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Die Barack-Obama-Show

Christina Bergmann, Washington30. Oktober 2008

Das gab es seit 16 Jahren nicht: Ein US-Präsidentschaftskandidat kauft für den Wahlkampf Sendezeit von den großen TV-Sendern. Doch Barack Obama kann es sich leisten. Christina Bergmann hat den Event in den USA verfolgt.

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Barack Obama in seiner 30-Minuten-Wahlkampfsendung (Foto: AP)
Wahlkampf-Spot in ÜberlängeBild: AP

Eine halbe Stunde sollte es schon sein, und das zur besten Sendezeit am Mittwochabend (29.10.2008, Ortszeit). Barack Obama, Präsidentschaftskandidat der Demokraten, hat insgesamt 600 Millionen Dollar an Spenden gesammelt – und konnte es sich daher erlauben, für mindestens drei Millionen Dollar bei sieben Fernsehsendern, die im ganzen Land empfangen werden, Zeit für seine Wahlkampfbotschaft zu kaufen.

Vom Feinsten

Ähren wiegen sich im Wind, Kinder schaukeln fröhlich auf einem Spielplatz, im Hintergrund klimpert Gitarrenmusik - eine halbe Stunde Hollywood vom Feinsten bekamen die Fernsehzuschauer zur Primetime vorgesetzt. Ein präsidialer Barack Obama erklärte noch einmal seine politischen Ziele: bezahlbare Krankenversicherung, Steuersenkungen für alle, die weniger als 200.000 Dollar im Jahr verdienen, bessere Schulbildung, eine andere Außenpolitik. Und er erinnerte auch noch einmal an den Irakkrieg, der inzwischen fast aus der Diskussion verschwunden scheint.

Obama betonte, die USA gäben heute mehr Geld im Irak aus als zu Beginn des Krieges. "Wie viele Schulen könnten wir davon bauen, wie viele Krankenhäuser, wie viele Leute könnten sich eine Krankenversicherung leisten, wie vielen Jugendlichen könnten wir ein Stipendium fürs College geben", gab er zu bedenken. Es sei nun an der Zeit, einen Teil dieses Geldes in Amerika zu investieren.

Obama vor US-Flagge (Foto: AP)
Obama weiß, was er will ...Bild: AP

Obama als Wählerversteher

Der Kandidat selbst war Erzähler einer 30-minütigen Geschichte über Menschen und ihre Probleme in Amerika, über den arbeitlosen Ford-Arbeiter Marc aus Louisville in Kentucky, die alleinerziehende Muter Juliana aus Albuquerque in New Mexico, die als Lehrerin zwei Jobs braucht, um ihre Kinder auf gute Schulen zu schicken, und Juanita aus Sardinia in Ohio, die die Medizin gegen ihre Arthritis nicht mehr bezahlen kann, und deren 72-jähriger Mann wieder arbeiten gehen muss, obwohl sie sich schon auf ihren gemeinsamen Lebensabend in ihrem abbezahlten Haus gefreut hatten.

Die bezahlte Fernsehsendung wandte sich an die unentschlossenen Wähler und jene, denen der Präsidentschaftskandidat noch immer suspekt ist. Die Botschaft heißt: Schaut her, Obama versteht eure Probleme und ihr könnt ihm vertrauen. Prominente Unterstützer kamen zu Wort, und es gab viele Familienbilder, zum Beispiel von Obamas schwarzem Vater und seiner weißen Mutter.

Obamas Ehefrau Michelle erzählte über den Vater ihrer beiden Kinder Sasha und Malia. Mit Tochter Malia habe er etwa sämtliche Harry-Potter-Bücher gelesen. "Es macht so viel Spaß zuzusehen. Es ist erstaunlich, dass er nie etwas vergisst. Er ruft sie jeden Abend an und redet mit ihnen, solange sie möchten. Er hat einfach immer Zeit für sie", schwärmte die Kandidatengattin.

Eine Stimme für die Hoffnung

Barack Obama liegt in den Umfragen vorn. Nach den Statistiken des Fernsehsenders CNN hätte er sogar schon mehr als die benötigten Stimmen zusammen. Doch noch ist die Wahl nicht gewonnen, und so endete der überlange Werbespot, perfekt getimed, mit einer Live-Schaltung zu Obamas Wahlkampfauftritt in Florida.

Dort rief dieser gerade seinen Anhängern zu: "In sechs Tagen können wir für Hoffnung und gegen Angst stimmen, für Einheit, gegen Spaltung, für die Versprechen des Wandels, gegen den Einfluss des Status Quo. In sechs Tagen können wir als eine Nation zusammenkommen, als ein Volk und wieder einmal die Geschichte zum besseren wenden.“

Kritik von McCain

Obama bei Wahlkampfauftritt (Foto: AP)
... Wählerstimmen für den WechselBild: AP

Der republikanische Präsidentschaftskandidat John McCain kritisierte Barack Obamas teuren Wahlkampfauftritt und erinnerte an ein Versprechen, das Obama gegeben hatte, als er noch nicht nominiert war. Obama habe eine Erklärung unterschrieben, in der er sich verpflichtet habe, öffentliche Wahlkampfhilfen in Anspruch zu nehmen, wenn McCain es auch tue.

Dieses Versprechen hat Obama gebrochen, denn im vergangenen Sommer hatte er sich entschieden, auf die öffentlichen Gelder zu verzichten. Deswegen kann er soviel Spenden sammeln und Geld ausgeben, wie er will. Die 600 Millionen Dollar, die er eingenommen hat, sind ungefähr so viel wie George W. Bush und John Kerry 2004 gemeinsam sammeln konnte.

John McCain dagegen, der öffentliche Wahlkampfmittel angenommen hat, stehen dadurch nur 84 Millionen Dollar zur Verfügung. Er wird deswegen von Barack Obama vor allem bei der Anzahl der Fernsehspots, aber zum Beispiel auch in der Zahl der Wahlkampfbüros, um ein vielfaches übertroffen.