1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Obamas Afrikareise

Ludger Schadomsky1. Juli 2013

Obamas Besuch steht unter dem Motto: "Yes I can Africa". Doch von dem Südafrika-Abstecher bleiben vor allem zwei Eindrücke: das Desinteresse der Bevölkerung und offene Prügeleien zwischen Polizei und Demonstranten.

https://p.dw.com/p/18yvl
Barack Obama am Rednerpult an der Universität in Kapstadt (Foto: DW/Ludger Schadomsky)
Barack Obama Rede an Universität in KapstadtBild: DW/L. Schadomsky

Die Bilder der bisherigen Afrikareise sind motivstark: Erst auf der Sklaveninsel Gorée in Senegal, dann auf der Gefängnisinsel Robben Island vor Kapstadt. Ein Foto hätte sich da noch eingefügt, der US-Präsident mit seinem "Helden" Nelson Mandela. Doch darauf müssen die  PR-Strategen im Weißen Haus verzichten. Obama kommentierte das bewusst nonchalant:  Er brauche "keinen Schnappschuss" mit dem schwerkranken ehemaligen Freiheitskämpfer. Er respektiere die Privatsphäre der Mandelas. 

Schwarzer Präsident gleich Afrika-Präsident?

Die erste ausgiebige Afrikareise seiner Präsidentschaft - der Besuch in Ghana 2009 dauerte gerade 18 Stunden – wird nicht nur von der lebensbedrohenden Erkrankung Mandelas überschattet, die das Gastgeberland in Atem hält. Der US-Präsident mit kenianischen Wurzeln muss vor allem einer enttäuschten Öffentlichkeit beweisen, dass er dem Kontinent seines Vaters mindestens so viel Interesse entgegenbringt wie seine Vorgänger Bill Clinton und George W. Bush. Deren milliardenschwere Gesundheits- und Handelsprogramme werden noch heute von Afrikanern gelobt. "Selbst Bush hat in Afrika mehr bewirkt als Obama" titelte eine südafrikanische Zeitung zur Begrüßung.

Proteste gegen den "Aggressor USA"

Linke und Studentengruppen hatten sich bereits im Vorfeld auf den Besucher wegen der amerikanischen Nahostpolitik eingeschossen und als "weltgrößten Killer" tituliert. Als Obama vor Studenten der Universität Johannesburg (UJ) ein Stipendienprogramm für jährlich 500 afrikanische Nachwuchsführungskräfte am Samstag (29.06.2013) vorstellte, gab es drinnen Beifall. Draußen vor der Halle aber tobten gewaltsame Proteste, die die Polizei mit Gummigeschossen auflöste.

Ruhiger ging es dagegen am Sonntag zu, als Obama die ehemalige Strafinsel Robben Island vor Kapstadt besuchte, auf der Nelson Mandela 18 seiner 27 Gefängnisjahre verbrachte. "Die Welt ist dankbar für die Helden von Robben Island", schrieb Obama, der von seiner Frau Michelle und den beiden Töchtern begleitet wurde, ins Gästebuch. Obama hatte zuvor Mandelas Zelle besichtigt.

Obama und seine Frau Michelle tragen sich ins Gästebuch auf Robben Island ein (Foto: rtr)
Obama und seine Frau Michelle tragen sich ins Gästebuch auf Robben Island einBild: Reuters

Kritik auch am Gastgeber

Am Sonntagabend hielt dann ein überraschend gut gelaunter US-Präsident an der Universität Kapstadt (UCT) eine Grundsatzrede, die an die rhetorische Brillanz des Wahlkämpfers Obama erinnerte. Erstmals während seines Besuches zog er die Südafrikaner wirklich in seinen Bann. Obama knüpfte an die Rede des damaligen US-Senators Robert Kennedy vor 47 Jahren an, der an gleicher Stelle im Juni 1966 den Freiheitskampf in Südafrika mit der Bürgerrechtsbewegung schwarzer Amerikaner in den USA verglichen hatte.

Obama verurteilte unter dem Applaus der mehr als 1000 Zuhörer afrikanische Machthaber, die "stehlen oder andere benachteiligen". Wer wollte, konnte dies auch als Seitenhieb auf den Gastgeber verstehen: Präsident Zuma und führende Mitglieder seiner Regierung sind in zahlreiche Korruptionsfälle verwickelt. Ein Grund, warum die Wähler am Kap, anders als der Rest des Landes, regelmäßig der Demokratischen Allianz (DA) und nicht Zumas ANC ihre Stimme geben.

Afrikanische Lösungen für afrikanische Probleme

Obama betonte in seiner  Rede die Eigenverantwortung Afrikas: "Diese Aufgabe müssen Afrikaner selbst in die Hand nehmen". Obama sprach die Situation im benachbarten Simbabwe direkt an, wo "das Versprechen der (kolonialen, Anm. d. Red.) Befreiung Machtmissbrauch und wirtschaftlichem Kollaps Platz gemacht" habe. Zugleich stellte Obama einen Investitionsplan mit einem Umfang von umgerechnet 5,4 Milliarden Euro für den afrikanischen Energiesektor vor.

Mann mit Helm repariert einen Elektromast. (Foto: www.BilderBox.com, Erwin Wodicka)
Sieben Millionen US-Dollar will die Obama-Regierung in den afrikanischen Stromsektor investierenBild: www.BilderBox.com

Am Montag ist der Besucher aus Washington in Tansania zu Gast. Es mag ein Zufall sein, aber Obamas Reiseroute folgt der des chinesischen Präsidenten Xi Jinping, der im März ebenfalls das rohstoffreiche Tansania sowie Südafrika besucht hatte. China hat die USA bereits 2009 als größter Handelspartner Afrikas abgelöst. 

Madiba statt Obama

Am Ende steht für die White-House-Strategen die bittere Erkenntnis, dass der Plan, Obama im zweiten Anlauf als Afrika-Präsidenten zu präsentieren, bisher nicht aufgegangen ist. Eigene Akzente konnte er trotz der engagierten Kapstadt-Rede bisher nicht setzen. Im Gegenteil: Während sich auf seiner ersten Station im senegalesischen Dakar die Misstöne noch auf das Thema Homosexualität beschränkten, wurde der Besucher am Kap von einer breiten Allianz zivilgesellschaftlicher Gruppen offen angefeindet. Auch in Afrika formt sich Widerstand gegen den umstrittenen Drohnenkrieg der USA. Die 2009 noch so euphorische Stimmung droht nun umzuschlagen – amerikanische Arbeitsplätze und Investitionen hin oder her. Tansania – in direkter Nachbarschaft seines Vater-Landes Kenia – ist daher fast schon so etwas wie der letzte Versuch.