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Peinlicher Pastor

30. April 2008

Nach dessen jüngsten verbalen Ausfällen gegen die USA hat sich Obama von seinem Pastor Wright losgesagt. Vor den Wahlen in Indiana und North Carolina steht der Anwärter auf die Kandidatur zum US-Präsidenten unter Druck.

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Muss Rede und Antwort zu seinem Pastor stehen: Obama bei einer Pressekonferenz in North Carolina (Foto: AP)
Muss Rede und Antwort zu seinem Pastor stehen: Obama bei einer Pressekonferenz in North CarolinaBild: AP

Diesmal ist Barack Obama endgültig der Kragen geplatzt. Nach neuerlichen, heftigen Verbalattacken seines langjährigen Seelsorgers gegen die USA sagte er: "Ich bin empört und traurig über die Kommentare und das Spektakel, das wir gesehen haben". Damit distanzierte sich der Präsidentschaftsbewerber am Dienstag (29.4.2008) in aller Schärfe von Pastor Jeremiah Wright.

Die radikalen Äußerungen des Geistlichen zu Rassismus und Terrorismus haben Obamas Kampf um die Präsidentschaftskandidatur der Demokratischen Partei - vor allem bei weißen Wählern - erheblichen Schaden zugefügt. Während bei den Republikanern mit John McCain der Kandidat für die Wahl am 4. November 2008 bereits feststeht, kämpfen Barack Obama und Hillary Clinton bei den Demokraten noch immer um die Nominierung.

Pastor mit schrägen Ansichten

Wright hatte die US-Regierung bei einem Auftritt im Nationalen Presseklub in Washington am Montag (28.4.2008) erklärt, die USA hätten sich die Terroranschläge vom 11. Septembers 2001 selbst zuzuschreiben. Man könne nicht mit terroristischen Mitteln gegen andere Völker vorgehen und erwarten, selbst davon verschont zu bleiben, sagte er auf Fragen nach früheren Äußerungen. Von der Kanzel hatte er außerdem gepredigt, die US-Regierungen hätten das AIDS-Virus geschaffen, um den Schwarzen zu schaden, und dass die USA wegen der Unterdrückung der Schwarzen verdammt sein sollten.

"Er hat eine Karikatur aus sich gemacht. Das macht mich wütend, und es macht mich traurig", sagte Obama am Dienstag nach dem vielbeachteten Auftritt Wrights. In aller Form wies er die Ansichten des Seelsorgers zurück, der Obama getraut und seine zwei Töchter getauft hatte.

Zorniger Obama

Wright war 20 Jahre lang Obamas Pastor, bevor er vor ein paar Wochen in den Ruhestand ging. Obama hatte sich schon früher von den politischen Äußerungen Wrights distanziert, als diese zuerst im Internet verbreitet wurden. Wright sagte dazu, das sei eben das, "was Politiker tun müssen". Obama entgegnete, diese Andeutung, er habe sich nur zum Schein und des politischen Erfolges Willen distanziert, habe ihn besonders zornig gemacht.

Der dunkelhäutige Senator aus Illinois hat derzeit mit großen Schwierigkeiten zu kämpfen. Seine innerparteilich Rivalin Hillary Clinton hat mit ihrem Sieg bei der Vorwahl im US-Staat Pennsylvania wieder neuen Schub bekommen.

Kampf umd die Arbeiterschicht

Obama ist in Indiana darum bemüht, die weiße Arbeiterschicht für sich zu gewinnen und damit das bisher wichtigste Wählerpotenzial Clintons aufzubrechen. Umfragen deuten hier auf ein Kopf-an-Kopf-Rennen hin. Gelänge Obama in Indiana am 6. Mai ein Sieg und dazu in North Carolina, wo er laut Wählerbefragungen deutlich in Führung liegt, könnte er Clinton nach Experten-Einschätzung aus dem Wettbewerb zwingen.

Wright begründete seine Kampagne ausgerechnet zu diesem kritischen Zeitpunkt für Obama damit, dass der Sturm der öffentlichen Kritik an seinen Predigt-Äußerungen einen Angriff auf die gesamte schwarze Kirche darstelle. Es sei an der Zeit gewesen, dem entgegen zu treten. In den meisten Medienkommentaren wurde eine andere Erklärung für den Feldzug des Geistlichen gegeben: ein Ego "größer als die Sonne", wie es beispielsweise ein Moderator des Senders MSNBC formulierte. Für Wright sei es so wichtig, "sich selbst reden zu hören", dass es ihm gleichgültig sei, welchen Schaden er damit dem einstigen Schaf seiner christlichen Herde zufüge. (kap)

Der Mann macht Probleme: Wright im Nationalen Presseklub (Foto: AP)
Der Mann macht Probleme: Wright im Nationalen PresseklubBild: AP