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Kurzbesuch in Germany

3. Juni 2009

Bei seiner Deutschland-Visite macht US-Präsident Obama einen Bogen um die Hauptstadt Berlin. Sein knappes Programm in Ostdeutschland wurde im Vorfeld noch einmal gestrafft. Beobachter spekulieren über die Motive.

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Eine Dresdner Straßenbahn heißt den US-Präsidenten willkommen (Foto: DPA)
Eine Dresdner Straßenbahn heißt den US-Präsidenten willkommenBild: picture alliance/dpa

Schon bevor er Präsident wurde, hat sich Barack Obama mit seiner Berliner Rede viele Sympathien in Deutschland erworben. Ein knappes Jahr später wollen die Dresdner den Berlinern in punkto Obama-Begeisterung nicht nachstehen. Bastel-Anleitungen für Wimpelketten und Fähnchen sind im Internet abrufbar - Aufschrift: "Welcome Mr. President". Aber der Besitz von Winkelementen ist kein Garant dafür, in Obamas Nähe zu kommen - die meisten Dresdner dürften den Präsidenten gar nicht zu Gesicht bekommen.

Dresden statt Berlin

Barack Obama (Foto: AP)
Barack ObamaBild: AP

Eine öffentliche Rede oder ein Bad in der Menge sind nicht vorgesehen. Die Innenstadt wird abgeriegelt sein, wenn der US-Präsident sich mit Bundeskanzlerin Angela Merkel im historischen Grünen Gewölbe über die Weltpolitik austauscht. Sogar der Besuch der berühmten Frauenkirche stand lange auf der Kippe, wurde letztendlich dann aber doch ins Programm genommen.

Wichtig ist dem US-Präsidenten vor allem der Besuch im ehemaligen Konzentrationslager Buchenwald - ein Großonkel Obamas war 1945 an der Befreiung eines Außenlagers beteiligt.

Vielleicht, so mutmaßen Beobachter, habe es auch mit dem deutschen Superwahljahr zu tun, dass Obama gemeinsamen Jubelszenen mit Merkel und Dresdner Bürgern ausweicht. Auch um die Hauptstadt macht Obama einen Bogen, obwohl üblicherweise die erste Visite ausländischer Regierungschefs ins Berliner Kanzleramt führt.

Dass Obama diese protokollarischen Gepflogenheiten ignoriert, findet Constanze Stelzenmüller, Amerika-Kennerin beim German Marshall Fund, nicht problematisch. "Wir können froh sein, wenn ein US-amerikanischer Präsident, der so viele globale Aufgaben hat, nach Deutschland kommt und sich mit deutschen Politikern trifft. Das kann nur in unserem Interesse sein." Es sei kein Schaden, wenn der US-amerikanische Präsident eine wichtige ostdeutsche Stadt besuche und nicht nur in die Berliner Ministerien und das Bundeskanzleramt von innen sehe.

Stimmt die Chemie?

Die Bundeskanzlerin, die zum Republikaner George W. Bush ein freundschaftliches Verhältnis hatte, brauchte eine Weile, um mit dem Demokraten Barack Obama warm zu werden. Im Weißen Haus hat sie ihn noch nicht besucht, und sein Ansinnen, als Präsidentschaftskandidat am Brandenburger Tor zu reden, empfand sie als unangemessen. Auf dem G20- und dem NATO-Gipfel Anfang April seien die beiden sich dann aber näher gekommen, heißt es in der Bundesregierung. "Merkel und Obama haben ein gutes, herzliches Verhältnis", dementiert Regierungssprecher Ulrich Wilhelm Berichte über Spannungen zwischen den beiden.

Barack Obama bei seinem Abflug in den USA (Foto: AP)
Barack Obama (im Hintergrund auf der Gangway) bei seinem Abflug aus den USABild: AP

Die Liste der Themen, über die Merkel und Obama sprechen wollen, ist lang: Die Wirtschaftskrise, der Atomstreit mit dem Iran, die Lage in Afghanistan und im Nahen Osten, der Klimaschutz - um nur einige zu nennen. Der US-Präsident lege bei diesen Themen ein beeindruckend hohes Tempo vor, sagt Außenpolitik-Expertin Stelzenmüller, aber Unterstützung aus Europa könne er dennoch gut gebrauchen. Denn die Erwartungen an ihn seien hoch, die Ressourcen jedoch begrenzt. "Obama braucht Hilfe von seinen Verbündeten, und Deutschland ist traditionell ein sehr wichtiger Verbündeter, einer, der von den Amerikanern besonders ernst genommen wird und von dem sie viel erwarten." Welche Erwartungen Obama genau hat, wird er in Dresden mit Merkel besprechen – in dem Wissen, dass die USA und Europa die großen globalen Herausforderungen nur gemeinsam bewältigen können.

Autorin: Nina Werkhäuser

Redaktion: Dеnnis Stutе