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Obama trifft den Dalai Lama und verärgert China

16. Juni 2016

Der US-Präsident betont zwar, sein Treffen mit dem Dalai Lama im Weißen Haus sei rein privat. Doch Peking reagiert verschnupft, denn die Beziehungen zwischen den USA und China sind derzeit eh schon angespannt.

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Der Dalai Lama und Barack Obama begrüßen sich im Weißen Haus in Washington (Foto: picture alliance)
Bild: picture alliance/ZUMAPRESS.com/P. Souza

Ungeachtet deutlicher Kritik aus China hat US-Präsident Barack Obama den Dalai Lama empfangen. Das Washingtoner Präsidialamt teilte mit, es habe sich um ein rein privates Treffen gehandelt. Obamas Sprecher Josh Earnest sagte, der US-Präsident sei dem Dalai Lama und seinen Lehren persönlich zugeneigt. Er unterstütze zudem den Erhalt der religiösen, kulturellen und sprachlichen Traditionen Tibets. Earnest betonte, Obama habe das religiöse Oberhaupt der Tibeter aufgefordert, durch einen Dialog mit den chinesischen Behörden zu einer Entspannung im Tibet-Konflikt beizutragen.

Das Treffen fand nicht im Oval Office statt, wo der Präsident die meisten ausländischen Staats- und Regierungschefs empfängt, sondern im "Kartensaal" des Weißen Hauses. Pressefotografen waren nicht zugelassen, eine Pressekonferenz war ebenfalls nicht angesetzt.

Belastete Beziehungen zwischen den USA und China

Es war bereits das vierte Mal während seiner siebenjährigen Amtszeit, dass Obama den Dalai Lama empfing. Sämtliche Treffen im Weißen Haus waren hinter verschlossenen Türen abgehalten worden. Allerdings hatte der US-Präsident im Februar 2015 demonstrativ gemeinsam mit dem geistlichen Oberhaupt der Tibeter an einem Gebetstreffen in Washington teilgenommen und dabei seine Hochachtung bekundet. Der Dalai Lama sei ein "mächtiges Beispiel dafür, was es bedeutet, Mitgefühl zu zeigen", sagte Obama damals.

Auch ohne solche Gesten zeigte sich China verärgert über das aktuelle Treffen. Bereits im Vorfeld der Begegnung hatte die Pekinger Regierung erklärt, damit würden der Separatismus in der Region weiter angeheizt und die diplomatischen Beziehungen der USA zu China belastet. In einem Kommentar der amtlichen chinesischen Nachrichtenagentur Xinhua hieß es nun, die US-Regierung habe ihr Versprechen gebrochen, die Bestrebungen Tibets nach Unabhängigkeit nicht zu unterstützen.

China protestiert gegen Treffen mit dem Dalai Lama

Die chinesische Regierung betrachtet Begegnungen von ausländischen Politikern mit dem religiösen Oberhaupt der Tibeter als "Einmischung in innere Angelegenheiten" und legt regelmäßig Protest gegen diese ein. Die Brisanz des aktuellen Treffens von Obama mit dem Dalai Lama liegt auch darin, dass die Beziehungen zwischen den USA und China derzeit besonders angespannt sind. Hintergrund sind territoriale Ansprüche in Ostasien, etwa im Ostchinesischen Meer, die die Pekinger Regierung immer nachdrücklicher verfolgt.

Blick auf eine Straße im tibetischen Maniganggo (Foto: ap)
Blick auf eine Straße im tibetischen Maniganggo: Die Tibeter fordern mehr Autonomie von ChinaBild: picture-alliance/AP Photo/E. Lee

Tibet wird von China seit den 1950er Jahren kontrolliert. Die Tibeter klagen über religiöse Unterdrückung und angesichts des zunehmenden Zuzugs von Han-Chinesen über soziale Benachteiligung in ihrer Heimat. Der Dalai Lama selbst lebt seit einem gescheiterten Volksaufstand 1959 in Tibet im indischen Exil. Seine politische Rolle hat er inzwischen offiziell aufgegeben und strebt nicht mehr die Unabhängigkeit Tibets an, aber größere Autonomie. Peking unterstellt ihm aber weiterhin, Tibet von China abspalten zu wollen.

cw/kle (dpa, afp, rtr)