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Der Obama der FDP

Peter Stützle22. Januar 2009

Zwei Namen hört man dieser Tage besonders oft im Berliner Regierungsviertel. Der eine, klar: Wo wird derzeit nicht über Barack Obama geredet? Aber was hat der andere mit ihm gemeinsam? Mehr, als man denkt.

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Bild: DW

Guido Westerwelle ist ebenso hochgewachsen und schlank wie Barack Obama. Gut, Westerwelle ist kein Schwarzer. Er ist ein Blau-Gelber, nach den Parteifarben seiner FDP. Dass Barack Obama ein Schwarzer sei, ist übrigens auch nur die halbe Wahrheit. Denn Obamas Mutter war ja eine Weiße. Man könnte ihn also mit demselben Recht als Weißen bezeichnen. Und die Parteifarbe von Obamas Demokraten ist Blau. Blau-Weiß, Blau-Gelb - zugegeben, nicht alles, was hinkt, ist ein Vergleich.

Ein erfolgreicher Jahrgang

Gemeinsam aber ist beiden wiederum das Alter: Obama ist am 4. August 1961 geboren, Westerwelle am 27. Dezember 1961. Wobei Baracks Geburtsort Honolulu/Hawaii sicher mehr her macht, als Guidos Geburtsort Bad Honnef bei Bonn. Und auch Obamas neues Amt als US-Präsident ist schon etwas anderes als Westerwelles Posten als FDP-Vorsitzender. Aber auf einer Erfolgswelle schwimmt auch er.

Im September, wenige Wochen nach Obamas Nominierung zum Präsidentschaftskandidaten, hat Westerwelles FDP bei den Landtagswahlen in Bayern ein sensationelles Stimmenergebnis eingefahren. Und jetzt, keine zwei Tage vor Obamas Amtsantritt im Weißen Haus, haben die Liberalen auch noch in Hessen einen Kantersieg eingefahren, mit dem besten Stimmenergebnis, das sie jemals in diesem Bundesland erreichen konnten.

Auf dem Weg zum Vizekanzler

Darum ist Guido Westerwelle jetzt mächtig im Gespräch. Denn nun stehen die Chancen gut, dass er nach der Bundestagswahl im September eine Koalition mit den Schwarzen, denen von der CDU/CSU, bilden kann. Ein schwarz-gelbes Bündnis, wie es im Politik-Jargon heißt (das Blau im Parteilogo der Liberalen fällt dabei unter den Tisch).

Mit der Bundespräsidentenwahl am 23. Mai soll der nächste Schritt auf diesem Weg erfolgen. Mit ihren Wahlerfolgen in Bayern und Hessen hat die FDP die Grundlage dafür gelegt, dass bei der Bundesversammlung, die aus Vertretern des Bundestages und der Länderparlamente zusammengesetzt ist, die nötige Stimmenzahl für Horst Köhler zusammen kommt.

Schon vor gut fünf Jahren hat Guido Westerwelle gemeinsam mit Angela Merkel und dem damaligen CSU-Vorsitzenden Edmund Stoiber den Präsidentschaftskandidaten Horst Köhler aus dem Hut gezaubert - der dann auch prompt zum deutschen Staatsoberhaupt gewählt wurde. Damals schon sollte davon das Signal ausgehen für ein schwarz-gelbes Bündnis im Bundestag. Das ging bekanntlich schief, für Angela Merkel reichte es gerade so zu einer Großen Koalition mit den Sozialdemokraten, Guido Westerwelle musste mit seiner FDP in die Opposition.

Jahrgangstreffen in Aussicht

Nun aber haben Westerwelle und Merkel alle Aussichten, diese Scharte auszuwechseln. Wenn die Wahl im Herbst so ausgeht, wie es die Wählerumfragen derzeit ankündigen, wird

Westerwelle am Ende dieses Jahres wohl Vizekanzler und Außenminister der Bundesrepublik Deutschland sein. Dann wird er Barack Obama auch bald persönlich begegnen. Zu einem Jahrgangstreffen sozusagen.

In dem Jahr in dem beide geboren wurden, trat übrigens John F. Kennedy, mit dem Obama oft verglichen wird, sein Amt als US-Präsident an. In Deutschland wurde dagegen der alte Konrad Adenauer zum vierten Mal Bundeskanzler. Die FDP allerdings erzielte damals ihr bisher bestes Ergebnis bei einer Bundestagswahl, mit 12,8 Prozent. Wenn Westerwelle so weiter macht, kann er diesen Rekord im September überbieten. Kein Wunder daher, dass in diesen Tagen auch über ihn viel geredet wird im Berliner Regierungsviertel.