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Christodoulos ist tot

28. Januar 2008

Der Führer der Griechisch-orthodoxen Kirche, Erzbischof Christodoulos, ist tot. In Griechenland, wo sich fast alle Menschen zur orthodoxen Kirche bekennen, herrscht Staatstrauer.

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Christodoulos (Archiv-Foto) EPA/PANTELIS SAITAS +++(c) dpa - Report+++
Christodoulos starb im Alter von 69 Jahren an einem KrebsleidenBild: picture-alliance/dpa

Christodoulos erlag am Montagmorgen (28.01.2008) im Alter von 69 Jahren einem Krebsleiden. Bereits im Juni vorigen Jahres war bei Christodoulos Darm- und Leberkrebs diagnostiziert worden. Anfang Oktober wurde eine Lebertransplantation in den USA wegen Metastasenbildung abgesagt.

Der griechische Ministerpräsident Konstantinos Karamanlis würdigte ihn als einen "erleuchteten" Geistlichen, der in seiner zehnjährigen Amtszeit "die Rolle der Orthodoxie in der Welt" gestärkt habe. Die Behörden riefen eine dreitägige Staatstrauer aus.

Der streitbare Erzbischof wurde 1998 zum Primas der orthodoxen Kirche von Griechenland gewählt. Wiederholt machte er mit deftigen Aussagen zu Kirche, Gesellschaft und Politik sowie durch Rechtsstreitigkeiten mit dem Ökumenischen Patriarchen von Konstantinopel, Bartholomaios I., Schlagzeilen.

Treffen mit dem Papst

Christodoulos sorgte für eine Entspannung der seit Jahrhunderten belasteten Beziehungen zum Vatikan, indem er 2001 Papst Johannes Paul II. als erstes Oberhaupt der katholischen Kirche seit 1300 Jahren in Athen empfing - trotz wütender Proteste orthodoxer Hardliner. 2006 machte er einen historischen Besuch in Rom, bei dem er und Papst Benedikt XVI. eine gemeinsame Erklärung für einen Dialog ihrer Kirchen unterzeichneten und ihre Ablehnung von Abtreibung und Sterbehilfe bekräftigten. Bei dieser Gelegenheit verlieh ihm die Päpstliche Lateran-Universität in Rom eine Ehrendoktorwürde.

In Griechenland modernisierte Christodoulos den öffentlichen Auftritt seiner Kirche: Er unterstützte Internetauftritte und Radiosender und gab regelmäßig Anweisungen heraus, wie sich orthodoxe Priester in der Öffentlichkeit verhalten sollten. Fast täglich tauchte er im Fernsehen auf, besichtigte Schulen und Kirchen und erreichte in Umfragen Zustimmungswerte von 75 Prozent.

Eine seiner größten innenpolitischen Kampagnen scheiterte jedoch: Trotz heftiger Proteste setzte die griechische Regierung ihr Vorhaben durch, im Personalausweis nicht mehr die Religionszugehörigkeit des Inhabers einzutragen. Die Kirche hatte damals drei Millionen Protest-Unterschriften gesammelt, zudem demonstrierten in Athen mehr als 300.000 Menschen.

Nationalistische Sprüche

Als Primas trat Christodoulos vehement für den Erhalt einer autonomen orthodoxen griechischen Staatskirche ein. Das brachte ihn in scharfen Gegensatz zum Patriarchen von Konstantinopel, zu dessen Jurisdiktion traditionell auch mehrere griechische Diözesen gehören. In Griechenland bekennen sich rund 98 Prozent der Bevölkerung zum orthodoxen Glauben.

Christodoulos brachte mit nationalistischen Äußerungen wiederholt die griechische Regierung in Verlegenheit. Im Jahre 2005 bezeichnete er die Türken als "Barbaren", die nichts in der EU zu suchen hätten. Das Athener Außenministerium sah sich zur offiziellen Erklärung gezwungen, Griechenland unterstütze die von der Türkei angestrebte EU-Mitgliedschaft.

Gelegenheit zum Abschied nehmen

Vor seiner Wahl zum Athener Erzbischof war der 1939 in Xanthe geborene Christodoulos Christos Paraskevaidis Metropolit von Dimitrias und Almyros/Volos. Als Mitglied der Heiligen Synode war er seit 1985 zuständig für die ökumenischen Beziehungen in der orthodoxen Kirche Griechenlands.

Christodoulos wird bis zum Begräbnis voraussichtlich am Donnerstag aufgebahrt, um Trauernden die Gelegenheit zu geben, ihm die letzte Ehre zu erweisen, erklärten Kirchen- und Behördenvertreter. (mas)