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Oberhaus: "Dem Nachwuchs eine Chance!"

Suzanne Cords20. August 2014

Das Kölner c/o Pop Musikfestival hat bis Sonntag neben bekannten Namen auch wieder viele Neuentdeckungen am Start. "Man nennt uns auch gern das Trüffelschwein-Festival", sagt Geschäftsführer Norbert Oberhaus.

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Manuel Schottmüller und Norbert Oberhaus
Manuel Schottmüller (links) und Norbert Oberhaus sind die Köpfe der c/o PopBild: DW/S. Cords

Das Kürzel c/o Pop (Cologne on Pop) ist in Köln längst ein Markenzeichen für gute Musik. Rund 30.000 Besucher kamen im letzten Jahr zu den Konzerten, in diesem Jahr rechnen die Veranstalter mit ähnlich vielen Musikfans. c/o-Pop-Chef Norbert Oberhaus gehört zu den Geburtshelfern des Musikevents, Manuel Schottmüller hat das aktuelle Programm zusammengestellt.

DW: Die c/o Pop findet jetzt zum 11. Mal statt. War die Gründung damals eine Reaktion darauf, dass die Popkomm-Musikmesse 2004 nach Berlin umzog?

Norbert Oberhaus: Nicht nur die Popkomm, auch der Fernsehsender Viva, das Popmagazin Spex und viele andere konnten sich dem Berlin-Sog nicht entziehen. Ich und einige Kollegen, wir wollten nicht nach Berlin, und es gab so eine Art Trotzreaktion oder auch ein Stück weit Patriotismus: Wir wollten in Köln bleiben und die Lücke der Popkomm füllen, die damals schon auf dem absteigenden Ast war. Im ersten Jahr haben wir die c/o Pop "Festival für elektronische Popkultur" genannt, einfach um die Stärken und die Tradition der elektronischen Musik hier in Köln aufzugreifen.

Elektronische Musik ist längst nicht mehr das Einzige, was im Programm steht. Ihr habt Euer Spektrum ziemlich erweitert.

Norbert Oberhaus: Ja, es gab schon am Anfang auch Gitarren- oder Indie-Bands, und wir hatten ja damals schon Leute wie Franz Ferdinand oder Maximo Park, die eben nicht nur für elektronische Musik gestanden haben. Also, wir haben uns da ziemlich schnell auch anderen Musik- und Spielarten zugewandt.

Ihr habt auch so manchen Musiker entdeckt, der heute ein Star ist.

Norbert Oberhaus: Ja, Jan Delay zum Beispiel spielte bei uns 2005, da kam er gerade von den "Absolute Beginner", einer Hip-Hop-Band aus Hamburg, und machte sein Soloprojekt. Der spielte bei uns eben schon, bevor er ganz groß durchgestartet ist. Und im ersten Jahr haben bei uns vor 100 bis 200 Zuschauern Phoenix aus Frankreich gespielt; ein, zwei Jahre später haben die große Hallen gefüllt. Uns ist immer nachgesagt worden, dass wir ein sogenanntes Trüffelschweinfestival sind, denn wir haben immer gerne neue Bands entdeckt. Es war immer eine Art Selbstverpflichtung, dass wir dem Nachwuchs eine Chance geben wollen, wir wollten immer auch deutsche Musik. Auf der anderen Seite wollten wir aber auch immer wieder große Namen haben - wie diesem Jahr Kelis.

Jan Delay
Hip Hopper Jan Delay trat bei der c/o Pop noch als Unbekannter aufBild: Gülden Akyol

Wie stellt Ihr bei der c/o Pop das Programm zusammen, und wie international ist das Festival?

Manuel Schottmüller: Es war immer schon international, aber Internationalität ist nicht unbedingt die Prämisse des Festivals, sondern der innovative Charakter. Also man schaut natürlich immer, was passiert in der Musikszene, wo geht vielleicht auch der Trend hin. Was das c/o-Pop-Programm angeht, war es mir immer wichtig, was so die Speerspitze von bestimmten Szenen ist. Wenn man sich das Programm von diesem Jahr anschaut, dann denke ich schon, dass wir da einige gefunden haben, die eben auch für eine bestimmte Richtung stehen - also Mount Kimbie, das sind Vorreiter der New Dub-Szene aus England oder die US-Amerikanerin Kelis, die mit ihrem aktuellen Album ganz neue Wege gegangen ist.

C/O POP FESTIVAL Plakat
Das Programm hat einiges zu bieten

Der innovative Charakter kann von einer Band aus Köln kommen wie Annenmaykantereit, aber eben auch von der englischen Band Elbow, die mit ihren Auftritt bei den Olympischen Spielen international unglaublich große Aufmerksamkeit erlangt haben. Und so sind eben einige dabei, die diese Vorreiterposition innehaben und das ist letztendlich auch der rote Faden. Da kann man dann natürlich sagen: Ihr habt "Ton Steine Scherben" mit im Programm, die Band gab es schon in den 1970ern… Aber das sind natürlich alte Helden, die standen eben in ihrer Zeit für eine unglaubliche Innovation. Und da schließt sich für uns auch ein bisschen der Kreis.

Was verbirgt sich hinter dem Programmpunkt "Chic belgique"?

Manuel Schottmüller: Das findet im sogenannten belgischen Viertel hier in Köln statt. Dort gibt es in verschiedenen Shops, Boutiquen und Galerien lauter Umsonst-Konzerte. Da geht es vornehmlich darum, Bands aus Köln oder der Region zu fördern.

C/O POP FESTIVAL Impressionen
Konzerte in Clubs oder Boutiquen - Musikfreunde haben die WahlBild: c/o pop / Tobias Vollmer

Norbert Oberhaus: Wir wollten es einfach auch anders machen als bei vielen anderen Festivals, dass die Bands dann mittags schon in irgendeinem dunklen Club spielen, wo eh keiner reingeht. Das Chic Belgique-Format war ganz bewusst gewählt. Wir gehen in ein Stadtviertel hinein, wo tagsüber sowieso schon ganz viel Publikum unterwegs ist, junge musikaffine Leute, und präsentieren dort die Bands. Du hörst Musik und kaufst dein T-Shirt.

Welches Motto würdet Ihr über die c/o Pop stellen?

Norbert Oberhaus: Ich denke, es ist immer wieder eine Herausforderung, uns ein Stück weit neu zu erfinden. In Köln hat sich in den elf Jahren so viel getan - vor allem, was die Spielorte anbelangt, die dann mal zugemacht haben, renoviert oder abgerissen wurden. Was wir im Grunde genommen immer machen mussten, war uns an die neuen Gegebenheiten anzupassen. Ich denke, uns macht aus, flexibel zu reagieren.

Manuel Schottmüller: Das ist letztendlich auch das, was man im Programm wiederfindet. Neuerfindung bedeutet ja auch, dass man immer wieder was Neues entdecken kann, und genau das können die Leute hier machen. Man kann zu den großen Namen gehen wie Kelis, wo man einen bestimmten Sound erwartet, man kann aber auch zu einem Act gehen wie Adult Jazz und da was hören, was fast noch keiner kennt und was gerade ganz, ganz neu am Entstehen ist. Ich glaube, das ist es, was die c/o Pop auch so erfolgreich macht und so viele Leute anzieht.

Indie-Star Kelis aus den USA
Indie-Star Kelis aus den USA gehört zu den Topacts 2014Bild: Estevan Oriol / c/o pop

Habt ihr schon einen Geheimtipp, welche Eurer Neuentdeckungen demnächst auf einer großen Bühne spielen wird?

Norbert Oberhaus: Also, ich glaube persönlich sehr stark an Warpaint. Das ist eine Band, die von ihrem Charisma und vom Sound her, in zwei, drei Jahren auf ganz großen Bühnen spielen wird.

Manuel Schottmüller: Mein Geheimtipp ist definitiv Adult Jazz, da passiert extrem viel. Das ist eine Band, die von dem Manager von Adele unter Vertrag genommen wurde, das ist nicht die schlechteste Voraussetzung, in ein paar Jahren vielleicht ganz oben zu stehen.

Das Gespräch führte Suzanne Cords. Die DW zeichnet einige Konzerte der c/o Pop auf. Podcasts über die Künstler stehen demnächst in der Reihe German Pop zum Download bereit.