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Winterurlaub

Gerd Schmitz

Oberwiesenthal ist mit 914 Metern die höchstgelegene Stadt Deutschlands - und liegt weit weg von den Alpen im tiefsten Sachsen. Dort hat nicht nur der Wintersport Tradition.

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Fichtelbergbahn Cranzahl-Oberwiesenthal auf dem Viadukt vor Oberwiesenthal, Erzgebirge, Sachsen, Deutschland
Deutschland Eisenbahn Dampflokomotive ErzgebirgeBild: picture-alliance/Bildagentur Huber

Oberwiesenthal erreicht man mit dem Auto oder der Fichtelbergbahn. Auf der 17 Kilometer langen Zugfahrt von Cranzahl werden 238 Höhenmeter überwunden, sechs Brücken überquert und ein imposanter Viadukt, der Hüttenbachviadukt in Oberwiesenthal mit einer Länge von 110 Metern, durchfahren.

Skifahren von Norwegern gelernt

Die Fichtelbergbahn entstand Ende des 19. Jahrhunderts, als im Erzgebirge noch die letzten Reste der einst reichen Erzvorkommen abgebaut wurden. Gleichzeitig entwickelte sich der Skisport. Ein beim Bau der Bahn beschäftigter norwegischer Ingenieur brachte der Dorfjugend das Skilaufen bei. 1906 wurde ein Skiclub gegründet. 1911 wurden in Oberwiesenthal die Deutschen Skimeisterschaften ausgetragen. 1924 wurde eine Seilschwebebahn auf den 1214 Meter hohen Fichtelberg eröffnet - es war die erste in Deutschland. Seit 1983 informiert das Ski- und Heimatmuseum über die Anfänge und die Entwicklung des weißen Wintersports in Sachsen.

Eiszapfen schmelzen im strahlenden Sonnenschein an einem Hausdach auf dem Fichtelberg im Erzgebirge (Foto: dpa)
Traumwinter in SachsenBild: dpa

Kaderschmiede für Wintersportler

Zu DDR-Zeiten war Oberwiesenthal als Kaderschmiede bekannt. Wintersportler aus dem Erzgebirge gewannen 30 olympische Medaillen und 57 Weltmeistertitel. Zu den bekanntesten Sportlern gehören Ulrich Wehling, dreimaliger Olympiasieger und Weltmeister in der Nordischen Kombination, und Jens Weißflog, dreifacher Olympiasieger und zweifacher Weltmeister im Skispringen.

"Sächsisches St. Moritz"

Vierzig Jahre lang war der Ort - weil im Winter schnee- und im Sommer sonnensicher - ausgebucht, der Staatstourismus der DDR blühte. "Sächsisches St. Moritz" nannte sich der Ort selbstbewusst in der ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts. Nach der Wende aber war Oberwiesenthal kein Hit mehr, galt als bieder und langweilig. Oberwiesenthal musste sich, wie alle Ferienorte und -regionen in den neuen Bundesländern, am neuen Tourismusmarkt erst einmal positionieren.

Ski von Weihnachten bis Ostern

Heute sind viele Ferieneinrichtungen modernisiert. Im Bereich Privatzimmer, Ferienwohnungen und -häuser wurde das Angebot vergrößert. Der Kurort zählt heute 3500 Einwohner und verfügt über ebenso viele Gästebetten. Die Zahl der Übernachtungen konnte inzwischen auf eine halbe Million pro Saison gesteigert werden.

Für Wintersportler und -urlauber stehen in Oberwiesenthal zwei Sessel- und fünf Schlepplifte, zehn präparierte Pisten, davon eine mit Flutlicht, und 100 Kilometer Langlaufloipen zur Verfügung. 120 Schneekanonen sorgen dafür, dass von Weihnachten bis Ostern Skibetrieb möglich ist. Es werden unter anderem Biathlon- und Snowboard-Wettbewerbe, ein Schlittenhunderennen und der inzwischen legendäre Skifasching veranstaltet.

Skigebiet am Fichtelberg, Oberwiesenthal, Erzgebirge, Sachsen, Deutschland pixel
Pause beim SkifahrenBild: picture-alliance/Bildagentur Huber

Lebendiges Brauchtum

Bekannt ist das Erzgebirge, also die Region, in der Oberwiesenthal liegt, als "Weihnachtsland" Deutschlands. Hölzerne Lichterengel, Nussknacker und Bergmänner werden in Dutzenden von Holzkunststuben und Kunsthandwerkläden angeboten und von den Gästen das ganze Jahr über gekauft. Fast überall lassen sich die Spielzeugmacher, die Holzschnitzer und die Reifendreher bei ihrem Handwerk über die Schulter schauen.