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Zuwanderungspolitik mangelhaft

10. September 2008

Anders als in den meisten westlichen Industrieländern ist in Deutschland die Zahl der Zuwanderer rückläufig. Die OECD fordert, die Einwanderungspolitik stärker auf den künftigen Arbeitskräftebedarf abzustimmen.

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Zwei türkische Frauen gehen an einer blonden deutschen Frau vorbei (Quelle: dpa)
Die Türken sind nach den Polen die zweitgrößte Gruppe dauerhafter Einwanderer in DeutschlandBild: dpa

Deutschland bleibt bei der Zahl der Zuwanderer hinter den meisten westlichen Industrieländern zurück. Wie die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) am Mittwoch in Paris mitteilte, ließen sich 2006 nur 216.000 Ausländer auf Dauer in Deutschland nieder und damit elf Prozent weniger als im Vorjahr. Im gesamten OECD-Raum aus 30 Ländern sei derweil die Zahl der Einwanderer um rund fünf Prozent gestiegen.

Der Zuzug von Ausländern sei in Deutschland bezogen auf die Gesamtbevölkerung "von einem vergleichsweise niedrigen Niveau noch weiter gefallen", stellte die OECD fest. Nur Japan, Portugal, Finnland und Frankreich hätten 2006 noch weniger Ausländer auf Dauer angelegt aufgenommen. Setze sich der Trend fort, werde die erwerbsfähige Bevölkerung anders als in den meisten westlichen Industrieländern bis zum Jahr 2020 schrumpfen und zwar um 2,5 Prozent, warnte die Organisation.

Neue Einwanderungspolitik gefordert

Deshalb sollte die Einwanderungspolitik stärker nach dem künftigen Arbeitskräftebedarf ausgerichtet werden, forderte die OECD. Neben Spitzenkräften sollten auch niedrigqualifizierte Einwanderer dauerhaft angeworben werden, sagte Generalsekretär Angel Gurría. Wenn die Einwanderungspolitik nicht kurzfristig und impulsiv, sondern überlegt gesteuert werde, könne sie Probleme in den 30 OECD-Industrieländern lösen helfen.

Der demografische Wandel führe zu einem Bedarf an Arbeitskräften in vielen Sektoren, der nicht mit Saisonarbeitern abgedeckt werden könne. Es sei der falsche Weg, Einwanderungspolitik auf der Annahme aufzubauen, dass Ausländer nur eine kurze Zeit bleiben sollten, sagte Gurría mit Blick auf Deutschland. "Das ist weder effizient noch praktikabel." Die Bundesrepublik zählte im Jahr 2006 für Deutschland 380.000 Saisonarbeiter und sonstige Zeitarbeiter aus dem Ausland und damit fast doppelt so viele wie im OECD-Schnitt.

"Noch viel zu tun"

Nachholbedarf habe Deutschland auch bei der Anerkennung ausländischer Diplome und Qualifizierungen, sagte OECD-Migrationsexperte Thomas Liebig. "Da ist noch viel zu tun." Betroffen seien vor allem Zuwanderer aus Osteuropa. Dabei gehe es nicht nur um die Anerkennung ausländischer Studiendiplome sondern auch um Abschlüsse im technischen Bereich. Diese könne man durch praktische Prüfungen anerkennen, empfahl der Experte.

Nach der Studie stellten Polen 2006 mit 27 Prozent die größte Gruppe dauerhafter Einwanderer in Deutschland, gefolgt von Türken (acht Prozent), Rumänen (vier Prozent) sowie Ungarn und Italienern. Unterdessen kehrte eine wachsende Zahl von Deutschen dem eigenen Land den Rücken, um sich in einem anderen OECD-Land niederzulassen. Vor allem in den Nachbarländern waren mehr Zuzüge aus Deutschland zu verzeichnen. So gehörten 2006 die Deutschen in Dänemark, Luxemburg, den Niederlanden, Österreich, Polen und der Schweiz zu den drei stärksten Migrantengruppen. (ag)