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OEDC macht Migrantenkindern in Schweden Mut

13. Mai 2016

Trotz vielerlei Einzelprobleme: Schweden ist für die Integration Zehntausender Flüchtlinge vorbereitet. Das ergab eine OECD-Studie. Am besten sind die Aussichten von solide ausgebildeten Einwandererkindern.

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Migrantenkinder lernen in einer Schule im schwedischen Halmstad (Foto: AFP)
Migrantenkinder lernen in einer Schule im schwedischen HalmstadBild: Getty Images/D. Ramos

Schweden hatte im vergangenen Jahr 163.000 Flüchtlinge aufgenommen, so viel wie kein anderes europäisches Land im Verhältnis zu seiner Bevölkerung und mehr als jemals ein Mitgliedsland der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD). "Schweden gilt für viele andere Länder als Vorbild, und nun schauen alle, wie es die Herausforderungen bewältigt", sagte Stefano Scarpetta, Direktor für Arbeit und Soziales bei der OECD. Seine Organisation hat nun im Auftrag der schwedischen Regierung eine umfassende Studie zur Integration von Migranten in dem skandinavischen Land vorgelegt, die in Stockholm veröffentlicht wurde.

Die gute Nachricht: Schweden ist nach Einschätzung der OECD auf die Aufnahme von Einwanderern solide vorbereitet. Der Studienautor Thomas Liebig verwies darauf, dass in Schweden viele Neuankömmlinge schon während des laufenden Asylverfahrens die Chance auf einen Sprachkurs haben. Sie dürfen auch arbeiten. Bei den Bemühungen, Einwanderern möglichst schnell Arbeit zu verschaffen, gebe es vielversprechende Ansätze. Nach Anerkennung als Flüchtling starteten die Zuwanderer ein zweijähriges Einführungsprogramm, das unter anderem darauf abzielt, sie schnell in den Arbeitsmarkt zu integrieren. Vor allem bei Fachkräften gebe es eine gute Zusammenarbeit mit Unternehmen, so Liebig. "Was Sprachkurse und Weiterbildungsangebote angeht, sind die Schweden gut."

Wenig Hoffnung für Geringqualifizierte

Schwieriger sei es hingegen, Geringqualifizierte in Beschäftigung zu bringen, weil der schwedische Arbeitsmarkt nur wenig Bedarf für sie habe, heißt es in der Studie. Nur für fünf Prozent der Jobs reiche ein niedriges Ausbildungsniveau. Im vergangenen Jahr befanden sich ein Jahr nach dem Einführungsprogramm nur 28 Prozent der ausländischen Männer mit geringem Ausbildungsstand in einem Beschäftigungsverhältnis, noch schlechter sieht die Quote bei der entsprechenden Frauengruppe auf: Hier arbeiteten nur 19 Prozent. Nach Ansicht der OECD muss der Staat mehr in Bildung investieren und zu Beginn Arbeitsplätze subventionieren, denn eine Beschäftigung sei der Schlüssel zur Integration.

Vor allem die Kinder der Migranten haben laut Studie gute Aussichten auf Integration. Dies gelinge besser als in allen anderen OECD-Ländern. Wer in Schweden geboren sei und sich von Anfang im schwedischen Bildungssystem bewege, hat den Statistiken zufolge später im Leben fast ebenso gute Chancen wie Kinder von Einheimischen. Allerdings steht das skandinavische Land derzeit vor großen Herausforderungen: Im Vorjahr kamen 71.000 Migranten unter 18 Jahren ins Land, die Hälfte davon unbegleitet. Viele von ihnen drängten auf den Arbeitsmarkt, würden aber nicht die nötigen Fähigkeiten mitbringen. Die Studie rät dazu, mehr dafür zu tun, "dass diese jungen Ankömmlinge länger in den Schulen bleiben, um ihre langfristigen Job-Aussichten zu verbessern".

Ein Asylbewerber aus Eritrea besucht einen Sprachkurs an der Universität von Halmstadt (Foto: AFP)
Ein Asylbewerber aus Eritrea besucht einen Sprachkurs an der Universität von HalmstadtBild: Getty Images/D. Ramos

Mehr sozialer Wohnungsbau!

Die OECD hat allerdings auch einige weitere Hindernisse für die Integration identifiziert. Dazu gehöre neben der versteckten Diskriminierung vor allem der der Mangel an Wohnungen. Dieser habe zu Verzögerungen bei der dauerhaften Ansiedlung von Flüchtlingen geführt, was wiederum den Beginn von Fördermaßnahmen zur Integration verzögere. Seit kurzem dürften die Behörden Kommunen zur Aufnahme von Flüchtlingen zwingen, so dass Flüchtlinge verstärkt in der Provinz angesiedelt werden. Dies sei als kurzfristige Maßnahme hilfreich, behebe aber nicht das strukturelle Problem. Daher empfiehlt die OECD mehr sozialen Wohnungsbau. Wichtig sei aber auch, Einwanderer dort anzusiedeln, wo Arbeitskräfte gebraucht werden.

kle/qu (dpa, oecd.org, sueddeutsche.de)