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Ende der Krise nicht in Sicht

Sabine Kinkartz27. November 2012

Seit fünf Jahren läuft die Weltwirtschaft im Krisenmodus. Hoffnungen auf ein schnelles Ende haben sich bis jetzt nicht bewahrheitet.Und das wird wohl auch noch einige Zeit so bleiben, sagt die OECD.

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Ein Finger hält eine Ein-Euro-Münze über eine Karte von Europa auf einem beleuchteten Globus (Foto: dpa - Bildfunk)
Symbolbild Euro auf GlobusBild: picture-alliance/dpa

"Unerwartete Verlangsamung", "besonders träge", "tut sich schwer" - die Begriffe, mit denen Eckhard Wurzel, Senior Economist bei der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD), den Wirtschaftsausblick für die kommenden zwei Jahre beschreibt, könnten kaum negativer besetzt sein. Nach fünf Jahren Krise und einem ständigen Auf und Ab der Konjunkturkurve schwächt sich das weltweite Wachstum nun abermals ab. Ein neues Phänomen, so sagt Wurzel, sei das aber nicht. Das habe etwas mit dem Abschwung davor zu tun. "Wenn sie einen Abschwung haben, der mit einer Finanzkrise verbunden ist, dann haben sie traditionell einen langsameren Aufschwung." Zweitens gebe es zuletzt sehr viel geringere Wachstumsimpulse von außerhalb der OECD, "als wir das noch vor ein bis zwei Jahren und natürlich davor gesehen haben."

Keine Rezession in Deutschland

Auch Schwellenländer wachsen langsamer

China, Indien, aber auch andere Länder wachsen langsamer und Europas Schuldenkrise tut ihr übriges, um die Weltwirtschaft zu bremsen. Trotz der in und von den Euroländern ergriffenen Maßnahmen hat sich daran bis lang nichts geändert. Wurzel geht sogar so weit, die Euro-Krise als derzeit immer noch "größte Bedrohung für die weltweite Konjunktur" zu bezeichnen. Besonders negativ schlage der starke Vertrauenseinbruch zu Buche, der Investitionen, aber auch den Konsum ausbremse. Der Währungsraum bleibe bis weit ins nächste Jahr in oder nahe der Rezession. Für 2013 sagt die OECD einen Rückgang der Wirtschaftskraft um 0,1 Prozent voraus, nach einem Schrumpfen in diesem Jahr von 0,4 Prozent. Erst 2014 werde es wieder ein Wachstum von 1,3 Prozent geben. An der negativen Entwicklung habe auch die zum Teil positive Entwicklung auf den Finanzmärkten nichts ändern können. Denn, so sagt der OECD-Ökonom Wurzel, gebe es erhebliche Unterschiede im Euro-Gebiet: "Einige Länder haben sehr hohe Zinsen und in diesen Ländern gibt es eine sehr ungünstige Schuldendynamik mit Rückwirkungen auf die reale Ökonomie."

Krise erreicht Deutschland

Auch in Deutschland, wo sich die Industrie im Vergleich zu den anderen Euroländern als erstaunlich robust erweist, hinterlässt die Krise nun deutliche Spuren. Für das laufende Jahr erwartet die OECD ein Wachstum von 0,8 Prozent. 2013 sollen es nur noch 0,6 Prozent sein und erst 2014 dann wieder ein deutlicheres Plus von 1,9 Prozent. Der prognostizierte Abschwung könnte im kommenden Jahr vor allem die Exporteure treffen. Die Aufträge im Maschinen- und Anlagenbau würden sicherlich zurückgehen, prognostiziert Andrés Fuentes, Leiter des Deutschland-Desks im Economic Department der OECD: "Dazu kommen rückläufige Ausrüstungsinvestitionen in der nahen Zukunft. Insgesamt glauben wir aber, dass die Binnennachfrage sich über den Prognosezeitraum stützend auf die wirtschaftliche Aktivität auswirkt."

Politik muss dringend handeln

Im Kampf gegen die Krise sieht die OECD vor allem die Politik gefordert. Die Regierungen müssten dringend greifbare Fortschritte machen, sonst werde sich die Krise weiter ausweiten und der Weltwirtschaft noch mehr schaden als bisher. Von der Europäischen Zentralbank fordert die OECD, die Leitzinsen weiter zu senken und ihren die Konjunktur stützenden Kurs noch für lange Zeit fortzusetzen. Um das Finanzsystem zu stärken, müsste sich die Bilanzlage der Banken verbessern. Ergänzend wird eine echte Bankenunion mit einer gemeinsamen finanziellen Absicherung gefordert. Wo es notwendig sei, so heißt es im Wirtschaftsausblick der OECD, müsse eine direkte Bankenrekapitalisierung durch den Rettungsschirm ESM erfolgen.