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"Offen für die große Vision"

Katrin Matthaei 20. Mai 2004

Für seine Verdienste um die europäische Einigung erhält Pat Cox, derzeit EU-Parlamentspräsident, den Karlspreis der Stadt Aachen. Der Preis wird seit 1950 verliehen und ist eine der bedeutendsten Auszeichnungen Europas.

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Auszeichnung für Europa: Pat CoxBild: AP

Als "dynamischen Vollblut-Europäer" loben ihn die einen - als "aalglatten Diplomaten" kritisieren ihn die anderen. In einem aber sind sich alle einig: Wie keiner seiner Vorgänger hat Pat Cox in seinen zweieinhalb Jahren als Präsident dem spröden EU-Parlament in Straßburg ein öffentliches Gesicht verliehen.

Mann mit Mission

Straßburg 1989: Bei den Europa-Wahlen hat der 37-jährige Pat Cox einen Sitz für die irischen Liberalen errungen und hält seine erste Rede vor dem Europa-Parlament. Nervös und etwas umständlich wirkt der ehemalige Fernsehjournalist damals. Das sollte sich bald ändern: Cox verschafft sich den Ruf eines brillanten Redners - und macht Karriere als Europa-Politiker. Obwohl er sich mit seiner Mutterpartei in Irland verkracht hat, wählt ihn sein Wahlkreis im irischen Cork dennoch wieder nach Straßburg.

Knapp neun Jahre später wird Pat Cox Generalsekretär der europäischen Liberalen in Straßburg - und streitbarer Parlamentarier. Scharf attackiert er die undurchsichtigen Finanz-Verstrickungen der Kommission unter Präsident Jaques Santer: Im März 1999 tritt die Kommission Santer geschlossen zurück. Cox ebnet sich selbst den Weg an die Spitze: Mit den dominierenden Konservativen handelt er das Amt des Parlamentspräsidenten für seine kleine liberale Partei aus. Anfang 2002 ist es soweit: Pat Cox, inzwischen Partei-Vorsitzender, wird der erste liberale Präsident des Europa-Parlaments. "Es geht nicht einfach um die Erweiterung von Landesgrenzen, es geht um die Wiederentdeckung von Europa", erklärt Cox seine Mission. "Schließlich geht es um 450 Millionen Bürger, die alle ihre eigenen Alltagssorgen haben."

Cox auf der diplomatischen Karriereleiter

Zu den meisten europapolitischen Themen bezieht der jetzt 52-jährige Ire Stellung. Wie keiner seiner Amtsvorgänger wendet sich Pat Cox an die Öffentlichkeit. Sein Ziel: Das Europa-Parlament soll endlich zur ernst zu nehmenden strategischen Kraft werden; soll endlich seinen Ruf als Ja-Sager-Versammlung verlieren. Ein Image, das dem Parlament aufgrund seiner geringen Kompetenzen anhängt - neben dem Vorwurf, die Steuergelder europäischer Bürger zu verschwenden. Cox weist alle Kritik zurück und stellt sich vor die EU-Abgeordneten.

Der irische Parlamentspräsident ist beliebt und erfolgreich und er will in der Europa-Politik noch erfolgreicher werden. Im November 2004 wird der Ministerrat einen neuen Kommissionspräsidenten ernennen. Cox hat bereits angekündigt, dass er im Juni 2004 nicht mehr für das Europa-Parlament kandidieren wird. Seine Amtszeit läuft im Juli aus. Auf seine Zukunftspläne angesprochen, bleibt der Ire diskret, denn: Um das Amt des Kommissionspräsidenten bewirbt man sich nicht, sondern man wird berufen. "Ich habe niemals eine neue Herausforderung abgelehnt", kokettiert Cox mit dem Amt. "Es freut mich natürlich, dass mein Name in diesem Zusammenhang immer wieder fällt." Noch ist nichts entschieden. Und falls es nicht klappen sollte: Das Amt des Europa-Botschafters in Washington will ebenfalls neu besetzt werden. Auch hier gilt der Ire Pat Cox als potenzieller Kandidat.