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"Offensichtlicher Trick"

25. Juni 2004

Die Hoffnung auf eine Einigung im Atomstreit mit Nordkorea schwindet. Das kommunistische Land soll mit einem Atomwaffentest gedroht haben, falls die USA die Bedingungen Pjöngjangs für den Atomausstieg nicht akzeptieren.

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Nordkoreas Diktator Kim Jong Il fordert WirtschaftshilfeBild: AP/APTN

Der nordkoreanische Delegationsleiter Kim Kye Gwan soll dem US-Vertreter James Kelly in einem bilateralen Gespräch am Donnerstag (24.6.) mit Atomwaffentests gedroht haben. Pjöngjang wolle von den Nukleartests absehen, wenn die USA der Forderung nach umfangreichen Energielieferungen nachkämen, hieß es aus US-amerikanischen Regierungskreisen.

Fortschritte unwahrscheinlich

Die Drohung hat am dritten Verhandlungstag der "Sechser-Runde“ – Südkorea, China, Japan und Russland nehmen außer den USA an den Gesprächen teil – große Zweifel am Erfolg des Treffens genährt. Selbst kleine Fortschritte in dem seit 20 Monaten schwelenden Konflikt scheinen im Moment unwahrscheinlich.

Dossier Nordkorea Atomkraftwerk in Nordkorea
Atomkraftwerk in NordkoreaBild: AP

Die USA hatten den Hinweis Kim Gye Kwans auf einen Atomtest in der Zukunft in dem bilateralen Treffen mit Kelly am Vortag als "Drohung" aufgenommen. Es sei ein "ziemlich offensichtlicher Trick" gewesen, um die USA zur Annahme der nordkoreanischen Bedingungen zu bewegen, sagte ein US-Beamter.

Trotzdem werden die Gespräche wie geplant erst am Samstag zu Ende gehen, auch wenn die geplante Abschlusszeremonie abgesagt wurde. Die Absage hatte Spekulationen über einen vorzeitigen Abbruch der Verhandlungen ausgelöst.

Krisengespräche

Wie kritisch die Phase allerdings ist, zeigte sich am Freitag, als eine geplante Plenarsitzung aller Delegationen nicht zu Stande kam.Stattdessen liefen nur bilaterale Treffen der Delegationen. So führte der vermittelnde chinesische Unterhändler Wang Yi am Freitag Krisengespräche mit den Delegationen der USA und Nordkoreas, um die Verhandlungen über ein Ende des nordkoreanischen Atomprogramms wieder auf den rechten Weg zu bringen.

Japans Regierungsvertreter äußerte Zweifel an der Drohung Nordkoreas, Atomwaffen zu testen. Käme es aber tatsächlich zu Nukleartests, wäre das eine große Bedrohung für die japanische Sicherheit, sagte der japanische Delegierte. Südkoreanische Delegationskreise versuchten, die Bedeutung der Drohung herunterzuspielen. Nordkorea habe nicht direkt gedroht, einen Atomtest durchzuführen. Es sei nur über die Möglichkeit gesprochen worden, sagte ein südkoreanischer Beamter nach Angaben der chinesischen Nachrichtenagentur Xinhua.

Energie als "Belohnung"

Auf den US-Vorschlag für eine Lösung der Krise hat Nordkorea noch nicht offiziell reagiert. Danach soll sich

Nordkorea zur Aufgabe seines Atomprogramm verpflichten und innerhalb von drei Monaten alle Anlagen stilllegen. Dafür winken sofortige Energielieferungen, Gespräche über ein Ende der Sanktionen und eine vorläufige Sicherheitszusage.

Nordkorea fordere als Gegenleistung für den Ausstieg Energielieferungen in Höhe von zwei Millionen Kilowattstunden, hieß es in japanischen Medienberichten. Waffeninspektoren internationaler Organisationen, wie die der Internationale Atomenergie-Behörde, will Nordkorea auch nach einem Ausstieg aus seinem Atomprogramm nicht ins Land lassen. Pjöngjang würde aber Kontrollen durch die Länder der Sechser-Runde akzeptieren, berichtete die japanische Tageszeitung Yomiuri Shimbun. (ch)