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Ohne Netz geht nichts

6. Dezember 2011

Die deutsche IT-Industrie beklagt den zögerlichen und unkoordinierten Ausbau der Breitbandnetze. Dabei ist das Internet für viele Unternehmen inzwischen unverzichtbar.

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Netzwerkkabel und Stecker (Foto: dapd)
Bild: AP
Augsburger Weihnachtsmarkt 2011 (Foto: dapd)
Augsburger Weihnachtsmarkt: Gekauft wird übers InternetBild: dapd

Lichterketten, Tannenbäume, Christbaumkugeln - es lässt sich nicht länger übersehen, dass Weihnachten vor der Tür steht und damit die Suche nach Geschenken in die heiße Phase tritt. Lange Wege sind dafür heute nicht mehr nötig, es gibt ja das Internet. Für den Handel ist es zu einem bedeutenden Verkaufskanal geworden. Das beschert auch den Kurier-, Express- und Paketdiensten hohe Wachstumsraten. Bei den europäischen Unternehmen erhöhte sich die Zahl der Sendungen 2010 um sechs Prozent auf fünf Milliarden Stück, Tendenz steigend.

Doch nicht nur Handel und Versender profitieren vom Netz. Jedes zweite Wirtschaftsunternehmen in Deutschland gibt an, dass das Internet im eigenen Geschäftsmodell eine zentrale oder zumindest wichtige Rolle spielt. Das geht aus einer Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) hervor, das die Geschäftsmodelle von 2500 Unternehmen untersucht hat. Danach investieren internetabhängige Unternehmen überdurchschnittlich viel in Forschung und Entwicklung, machen einen größeren Umsatzanteil mit Marktneuheiten und beschäftigen mehr Akademiker als andere Firmen.

Die neue Dampfmaschine

Michael Hüther (Foto: DW TV)
Hüther: Das Internet generiert neue GeschäftsmodelleBild: DW-TV

Das Internet, so sagt IW-Direktor Michael Hüther, habe für die Volkswirtschaft heute eine vergleichbare Bedeutung wie die Dampfmaschine im 18. und 19. Jahrhundert. "Wir haben es hier mit einer Querschnitts- und Basistechnologie zu tun." Es sei keine Technologie, die nur passiv Geschäftsmodelle unterstütze, "sondern was Geschäftsmodelle treibt, was sie verändert und auch erst initialisiert."

Das Internet habe für den globalen Erfolg der deutschen Wirtschaft inzwischen eine vergleichbare Bedeutung wie Internationalisierung und das Engagement in Forschung und Entwicklung. Kein Wunder, dass sich immer mehr Unternehmen, die auf der Suche nach einem neuen Standort sind, beim Bürgermeister erst einmal danach erkundigen, ob im örtlichen Gewerbegebiet ein schneller Internetzugang vorhanden ist. Der Ausbau der digitalen Infrastruktur ist zu einem Standortfaktor geworden, der mehr zählt als ein Autobahnanschluss.

IT-Netze wichtiger als Autobahnen

Bitkom-Präsident Dieter Kempf (Foto: dpa)
Bitkom-Präsident Kempf: Zögerlicher AusbauBild: Picture-Alliance/dpa

Für wirtschaftlich schwach entwickelte Regionen könne das durchaus eine Chance sein, sagt Dieter Kempf, Präsident des Hightech-Verbandes Bitkom. "Es ist die Frage, ob wir demnächst nur noch Megacitys und Ballungsräume haben wollen, oder nicht andere Gebiete, die wir mit Verkehrsinfrastruktur nur zu deutlich höheren Kosten erschließen könnten, nicht besser mit IT-Infrastruktur anschließen."

Ein wichtiges Thema auch angesichts der demographischen Entwicklung in Deutschland. In der Politik steht der Ausbau des schnellen Internets unter dem Schlagwort 'Breitbandinitiative' seit Jahren ganz vorne auf der Agenda. Der Netzausbau, so kritisiert Kempf, gehe allerdings viel zu langsam und teilweise unkoordiniert voran -und das behindere die Wirtschaft massiv.

Er sei sehr unzufrieden mit der Umsetzung der Breitbandinitiative, klagt Kempf. Dabei ist das schnelle Internet Grundlage für viele Projekte, die für die wirtschaftliche Zukunft Deutschlands enorm wichtig sind. Intelligente Netze, sogenannte smart grids, werden im Verkehr, bei der Energieversorgung, im Gesundheitswesen, in der Verwaltung und im Bildungssystem eine Rolle spielen - und der Aufbau und die Ausgestaltung dieser Netze wird wiederum auch wirtschaftlich gesehen beachtliche Möglichkeiten bieten. Die nötigen Investitionen werden auf rund 130 Milliarden Euro geschätzt.

Autorin: Sabine Kinkartz
Redaktion: Rolf Wenkel