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Ohne Unterstützung durch El Kaida

11. Mai 2006

Die Anschläge in London vom Juli 2005 wurden nach offiziellen Untersuchungsberichten ohne Unterstützung der El Kaida geplant. Die Terroristen waren allerdings schon im Visier der Fahnder - galten aber als ungefährlich.

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Die vier Attentäter, gefilmt von einer Überwachungskamera am Tag des AnschlagsBild: dpa - Report

Sofort nach den Anschlägen am 7. Juli 2005 mit über 50 Toten kam die Vermutung auf, dass El Kaida nach den Anschlägen vom 11. September 2001 in den USA wieder eine westliche Metropole ins Visier genommen hätte - und diese Vermutung war falsch. Nach dem am Donnerstag (11.5.2006) von Innenminister John Reid im Unterhaus vorgestellten offiziellen Untersuchungsbericht ließen sich die vier Selbstmordattentäter zwar vom Gedankengut der El-Kaida-Terroristen inspirieren, hatten dort aber keine Hintermänner.

Attentäter bekannt

Außer der Regierung legte auch der Geheimdienst-Ausschuss des Parlaments einen Bericht vor. Daraus ergibt sich, dass zwei der Rucksack-Bomber in Pakistan waren und bereits vor den Anschlägen unter Beobachtung der Geheimdienste standen. Allerdings seien Mohammed Sidique Khan und Shehzad Tanweer damals nicht als unmittelbare Bedrohung eingeschätzt worden.

Nach dem Terroranschlag von London - das Wrack der U-Bahn
Der zerbombte U-Bahn-ZugBild: dpa

Der Sicherheitsdienst MI5 sei auf die beiden Männer "am Rande anderer Überwachungs- und Ermittlungstätigkeiten" aufmerksam geworden, hieß es in dem Bericht. Angesichts begrenzter Ressourcen und anderer Prioritäten zum damaligen Zeitpunkt sei es verständlich gewesen, dass die Geheimdienste nicht weiter gegen die beiden Männer ermittelt hätten, die ihnen zudem namentlich nicht bekannt gewesen seien. Die Sicherheitsdienste seien damals damit beschäftigt gewesen, Anschläge in Großbritannien zu verhindern, von denen die Behörden Kenntnis gehabt hätten. Dazu heißt es in dem Bericht: "Wenn mehr Mittel zur Verfügung gestanden hätten, wären die Chancen auf eine Vereitelung der Juli-Anschläge möglicherweise höher gewesen."

Auch die Telefonnummer eines dritten Attentäters wurde in den Akten des Inlandsgeheimdienstes MI5 entdeckt, allerdings erst nach den Anschlägen. Als Konsequenz müsse die Zusammenarbeit der verschiedenen Behörden besser koordiniert werden, heißt es in dem Bericht.

Bomben aus dem Internet

Die Bomben wurden nach Erkenntnissen der Behörden mit Bauplänen hergestellt, die im Internet zu finden sind. Alles in allem seien dafür weniger als 12.000 Euro erforderlich gewesen, sagte Innenminister Reid.

Gedenkveranstaltung zu den Anschlägen von London
London, 9. Juli 2005: Gedenken an die Opfer des AnschlagsBild: AP

Die konservative Opposition hielt der Regierung vor, zu viele Fragen offen gelassen zu haben. Es habe "eindeutig ein erhebliches Versagen" der Geheimdienste gegeben, sagte ihr innenpolitischer Sprecher David Davis. Bei den Familien der Hinterbliebenen und den Verletzten stießen die Berichte auf ein unterschiedliches Echo. Mehrere Angehörige warfen den Behörden vor, wenig Neues herausgefunden zu haben. Der Fahrer des ausgebombten Busses, George Psaradakis, sagte: "Wenn jemand sich selbst umbringen und anderen schaden will, kann ihn niemand davon abhalten."

Bei den Bombenanschlägen auf die Londoner U-Bahn und einen Bus wurden am 7. Juli 2005 insgesamt 56 Menschen getötet, darunter auch die vier Rucksack-Bomber. Es gab rund 700 Verletzte. (sam)