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Olympischer Traum

Silke Ballweg/Hanspeter Detmer17. November 2002

Der Anschlag auf die Olympischen Spiele in München 1972 machte die Spiele zu einer menschlichen und politischen Tragödie. 30 Jahre später bewirbt sich Deutschland wieder als Austragungsort. Doch die Konkurrenz ist groß.

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Die Idee für die Spiele in München vor mehr als drei Jahrzehnten entstand aus Frustration. 1966 wurde die DDR vom Internationalen Olympischen Komitee sportpolitisch anerkannt. Das bedeutete die faktische Spaltung Deutschlands in zwei Staaten, zumindest auf dem Gebiet des Sports. Der damalige Präsident des Nationalen Olympischen Komitees der Bundesrepublik Deutschland, Willi Daume, ärgerte sich maßlos. Die blitzschnelle Bewerbung um die Spiele 1972 in München war eine Trotzreaktion.

Schloss Solitude in Stuttgart
Bewirbt sich für Olympia: StuttgartBild: Landeshauptstadt Stuttgart

Die Finanzierung der Olympischen Spiele war für Westdeutschland damals überhaupt kein Problem: Das Land war wirtschaftlich stark genug. Denn viel Geld war mit den Olympischen Spielen nicht zu machen. Auch heute ist die Rentabilität ungewiss.

Fünf Städte bewerben sich

Deutsche Bank Zentrale mit Friedrich Schiller
Bewirbt sich für Olympia: Frankfurt am MainBild: AP

Fünf Städte konkurrieren derzeit um den Zuschlag für die internationale Bewerberrunde: Leipzig, Frankfurt am Main, Stuttgart, Hamburg und Düsseldorf. Alle wollen die Spiele ausrichten. Doch wie die Spiele zu finanzieren sein werden, ist bislang ungewiss. Fest steht lediglich: Die Bundesregierung wird die Großveranstaltung finanziell unterstützen, auch das Internationale Olympische Komitee wird Gelder zuschießen. Zusätzlich vertrauen die Städte auf die Einnahmen aus den Rechten der Fernsehübertragung. Ob die Mittel reichen werden, weiß bislang jedoch niemand.

"Wahnsinniger Entwicklungsschub"

Leipzig: Neues Rathaus
Bewirbt sich für Olympia: LeipzigBild: Schmidt

Die Städte bauen dennoch auf die positive Wirkung des Ereignisses: "Wir erwarten uns einen wahnsinnigen Entwicklungsschub", sagte Kerstin Kirmes, Pressesprecherin der Stadt Leipzig im Gespräch mit DW-WORLD. "Neue Arbeitsplätze werden geschaffen und es wird einen nachhaltigen Schub in der Wirtschaftsentwicklung der Region geben." Denn sollten die Spiele kommen, wird sich in den Städten viel verändern: Die Infrastuktur wird aufgemöbelt, neue Wohnungen geschaffen und Sportanlagen großen Stils gebaut.

In den letzten Wochen hat eine sogenannte Evaluierungskommission die deutschen Städte auf ihre olympische Eignung hin getestet. Nicht nur die Qualität der Sportstätten ist für die Bewertung wichtig. Auch die nachhaltigen Nutzungsmöglichkeiten werden berücksichtigt. Natürlich interessiert auch die Infrastruktur. Weitere Bewertungsaspekte sind u.a. das Sicherheitskonzept, die Umweltbelastung oder die Erfahrung mit bisherigen internationalen Großveranstaltungen. Schließlich werden noch die Bürger vor Ort befragt: würden sie die Olympiade-Ausrichtung begrüßen? Und wie halten sie es mit dem Sport in ihrem eigenen Leben?

Entscheidung fällt 2003

Landungsbrücke in Hamburg
Landungsbrücke in HamburgBild: Illuscope

Wer den Zuschlag bekommt, entscheidet das Nationale Olympische Komitee am 12. April 2003. Danach geht es dann eigentlich erst so richtig los: Denn die ausgwählte deutsche Bewerberstadt muss neben internationalen Konkurrenzstädten bestehen. Und das sind nicht wenige: Insgesamt rund 30 Städte auf der ganzen Welt befinden sich im Kandidatenkreis. Kompetente Bewerbungen aus Afrika und Südamerika gelten als Topfavoriten, weil in diesen Teilen der Erde bislang keine Olympischen Spiele stattgefunden haben. Aber auch New York, seit dem 2. November ebenfalls Olympiabewerber, gilt als chancenreich.

Durchhaltevermögen nötig

Oberkasseler Brücke in Düsseldorf
Bewirbt sich für Olympia: DüsseldorfBild: AP

Die deutschen Städte müssen für die Bewerbungsrunde eine gute Ausdauer mitbringen. Das nationale Verfahren ist schwierig, das internationale noch viel mehr. Doch ein Trost bleibt: Die Olympischen Spiele finden alle vier Jahre statt. Und wenn es mit der Ausrichtung im Jahr 2012 nichts wird, können sie sich ja immer noch für 2016 bewerben.