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OPEC kann Ölpreis-Verfall nicht stoppen

15. November 2001

Es wird Winter und die OPEC plant, die Öl-Fördermenge zu kürzen. Eigentlich ein Horrorszenario, doch der Ölpreis sinkt weiter.

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Schmierstoff für die WeltwirtschaftBild: AP

Die weltweiten Öl-Produzenten und vor allem die Organisation Erdöl exportierender Länder (OPEC) befinden sich in einem Dilemma: Der gegenwärtige Ölpreis von unter 20 Dollar pro Barrel (159 Liter) gefährdet die Staatshaushalte von Ländern wie Saudi-Arabien, Iran und Venezuela, die ihre Budgets weitgehend aus den Öleinnahmen finanzieren. Seit den Anschlägen in den USA vom 11. September ist der Preis um bis zu 30 Prozent gefallen. Die OPEC peilt eine Preisspanne von 22 bis 28 Dollar je Barrel an. Andererseits: Würde die OPEC den Ölhahn zu stark zudrehen, hätte ein starker Preisanstieg einen verheerenden Effekt auf die lahmende Weltkonjunktur. Auch das hätte einen Einnahmeausfall zur Folge. Schlimmer noch: Die OPEC könnte zusätzlich in eine Krise geraten, wenn einzelne Förderländer die Absprache innerhalb der Organisation umgehen würden.

Niedrigster Stand seit zehn Jahren

Trotz all dieser Bedenken hat sich die OPEC am letzten Mittwoch dafür entschieden, die Förderung um 1,5 Millionen Barrel pro Tag oder sechs Prozent zu kürzen. Die Drosselung soll am 1. Januar 2002 in Kraft treten, jedoch nur dann, wenn sich auch die nicht dem Kartell angehörenden Ölförderländer der Maßnahme anschließen und ihre Produktion zusammen um 500.000 Barrel zurückfahren. Damit würde die Fördermenge auf den niedrigsten Stand seit zehn Jahren sinken.

OPEC Flagge
OPEC-Flagge

Energiegroßmacht Russland

Für den Ölpreis ist nun die Reaktion von kartellunabhängigen Öl-Exporteuren wie Mexiko, Norwegen und Russland wichtig: Norwegen hat zwar noch keine konkreten Angaben zu einer Senkung der Fördermenge gemacht, ist aber bereit dazu. Mexiko will ab Januar seine Öl-Exporte um bis zu 100.000 Barrel pro Tag verringern. Russland hat dagegen am Mittwoch die Forderung nach einer drastischen Senkung der Öl-Ausfuhren zurückgewiesen. Statt der von der OPEC geforderten Kürzung zwischen 200.000 und 300.000 Barrel haben die russischen Öl-Exporteure lediglich eine Drosselung um 30.000 Barrel angeboten. Und das bei einer Fördermenge von sieben Millionen Barrel pro Tag. Russland ist nach Saudi-Arabien weltweit der zweitgrößte Ölexporteur und Deutschlands wichtigster Öllieferant. Grundsätzlich gibt sich Russland aber verhandelungsbereit. Der in der russischen Regierung für Öl zuständige Vize-Ministerpräsident Viktor Christenko sagte: "Wir haben Verhandlungen mit OPEC-Staaten über einen stabilen Ölmarkt weder ausgeschlossen noch sie jemals abgebrochen." Der Markt ist jedenfalls skeptisch, was eine Stabilisierung des Ölpreises betrifft: Der Preis für Rohöl gab auch am Donnerstag weiter nach. (im)