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Operation Ruhe & Ordnung

5. Mai 2009

Die Hauptstadt schmückt sich wieder. Jetzt steht die Parade zum Sieg über Nazi-Deutschland an. Da muss alles glatt gehen - und deshalb müssen auch die Straßenfeger ran: als Hilfspolizisten.

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Bild: DW

Noch übt man nur, für den 9. Mai, den Tag des Sieges. Doch das Aufgebot an Ordnungskräften ist schon jetzt enorm. Bilder von Siegesgewissheit und Stärke sollen am Wochenende über die staatlichen Fernsehkanäle flimmern. Gerade jetzt, in Krisenzeiten. Dass es da bloß keine Proteste oder gar Krawalle gibt, auf die sich die ausländischen Korrespondenten stürzen würden!

"Ruhe ist besser als Unruhe" - das scheint inzwischen das Motto des jungen Präsidenten Dmitri Medwedjew und seiner Garde. Nicht viel scheint mehr geblieben von seinem "Freiheit ist besser als Unfreiheit", mit dem er vor einem Jahr das Amt antrat. Dieser Eindruck drängt sich zumindest auf, wenn man dieser Abende durch die Straßen und Gassen rund um den Roten Platz streift.

Alles in Ordnung?

Veteranen und Soldaten marschieren in Reih und Glied, Militärhubschrauber und Kampfflugzeuge brausen in geringer Höhe über die Innenstadt, die eigentlich Luftsperrgebiet ist, und auch Kampfpanzer und Interkontinentalraketen sind wieder mit dabei. Alles wie im letzten Jahr also. Die Paradeübungen sind wieder ein Volksspektakel in lauer Frühlingsluft. Vor allem die Kettenfahrzeuge und schweren Raketenträger der russischen Armee dienen den Moskowitern wieder als beliebtes Motiv fürs Familienfoto.

Alles in Ordnung also. Doch etwas abseits der wackeren Paradeprobekrieger wundert sich der Flaneur über Reihen von Fahrzeugen der Stadtreinigung. Mit Aufsätzen für den Winterstreudienst, Kehrbürsten und Wassertanks für die Straßenreinigung, mit Halterungen für Schneepflüge oder Räumgerät. Dicht an dicht, in Zweierreihe hintereinander halten sie sich bereit, unweit des Aufmarschgebiets der Probe-Veteranen und Übungs-Jubilanten.

Straßenfeger als Ordnungshüter?

Schon bei den letzten Parlaments- und den Präsidentschaftswahlen im Vorjahr waren sie überall in der Stadt aufgetaucht. Offenbar an für die Herrschenden neuralgischen Orten: Kremlvorplatz, Parlamentsgebäude, Regierungssitz. Auch bei vielen Demonstrationen gesellen sie sich nun immer öfter zu den ohnehin reichlich und massiv anwesenden Polizeieinheiten. Straßenfeger als Ordnungshüter? Oder eher Ordnungskräfte im Gewand einfacher Reinigungstrupps?

Ein Verdacht drängt sich auf: Das Putin-Medwedjew-System macht all seine Reserven mobil. Gegen von ihm befürchtete Unruhen. Gegen die eigene Bevölkerung, der sie dann doch nicht über den Weg traut. In Krisenzeiten schon gar nicht.


Autor: Markus Reher, Moskau
Redaktion: Wim Abbink