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Der Einzelhelfer

Sonja Gillert26. März 2007

Paul Schützeichel hat sich für sein freiwilliges soziales Jahr Großes vorgenommen - und nach sechs Monaten schon viel erreicht. Schon mit 20 Jahren leitet er sein erstes eigenes Hilfsprojekt am Victoriasee.

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Paul Schützeichel mit einem schwarzafrikanischen Jungen auf dem Schoß in einem Krankenhauszimmer
Paul Schützeichel mit jungem Patienten

Es ist stickig und ein grausiger Gestank liegt in der Luft – Paul Schützeichel ist geschockt als er im Oktober 2006 zum ersten Mal das staatliche Krankenhaus in Homa Bay betritt. Viele Menschen liegen dicht aneinandergedrängt, meist zu zweit in einem Bett, und die verschmutzten Böden der Krankensäle müssten dringend mal wieder geputzt werden. Das Krankenhaus ist wie immer total überfüllt und mit dem Einzugsgebiet von einer Million Menschen vollkommen überlastet.

Soziales nach dem Wehrdienst

Einen Monat vor dem Besuch der Klinik war Paul Schützeichel als freiwilliger Helfer nur mit einer Adresse in Nairobi gelandet und hatte die vage Hoffnung, dass man ihn in Homa Bay in Empfang nehmen würde. Nach seinem Wehrdienst im August 2006, wollte er noch nicht mit dem Studieren beginnen, sondern zuvor noch etwas anderes Sinnvolles machen. Er fragte Freunde und Verwandte, ob sie vielleicht wüssten, wo dringend Hilfe gebraucht würde. Über Bernhard Folz vom Verein "Freunde für Afrika" entstand dann der Kontakt zu Bischof Phillip, der die Diözese Homa Bay leitet. Er war sofort bereit, Paul Schützeichel bei sich aufzunehmen.

Vom ersten Tag an, gab es für den jungen Helfer aus Krefeld genug zu tun. "Ich hab mit dem Bischof geredet, was man hier so machen könnte, und weil mich Medizin auch interessiert, habe ich dann ziemlich schnell hier im Krankenhaus angefangen", so Schützeichel. Im St. Paul’s Hospital lernte er, Schwangerschaftstests und Aidstest durchzuführen und untersuchte Blutproben auf Malaria- und Typhuserreger. Doch nachdem er die Zustände im Districthospital gesehen hatte, wollte er sich noch mehr engagieren. Er entschloss sich, sich für den Bau eines Operationssaals im St. Paul’s Hospital einzusetzen. Bisher gibt es nur einen OP im staatlichen Krankenhaus. 45.000 Euro kostet der Bau mit Instrumentarien. Auch ein Arztzimmer, sanitäre Anlagen und ein Sterilisationsraum will er in einem renovierungsbedürftigen Teil des St. Paul’s Hospital errichten.

"Freunde für Afrika"

Um das Geld möglichst schnell beisammen zu haben, bat er seine Familie, ihn von Deutschland aus beim Sammeln der notwendigen Gelder zu unterstützen. Und das scheint gut zu klappen, denn in einem halben Jahr sind schon 25.000 Euro zusammen gekommen. Doch so ganz reicht das leider noch nicht: "Für die Renovierung werden nochmal knapp 20.000 Euro gebraucht", so Schützeichel. Damit die Spenden auch alle gut ankommen, erklärte sich der Verein "Freunde für Afrika" bereit, von Deutschland aus für einen sicheren Transfer der Spendengelder nach Afrika zu sorgen.

Kuchen für OPs

In seiner früheren Schule verkaufen die Schüler Kuchen, um Geld für den OP-Saal zu sammeln und eine Kabarettgruppe hat sogar den Reinerlös einer großen Veranstaltung gespendet. Auch das deutsche Medikamenten-Hilfswerk "action medeor" unterstützt das Projekt. Norbert Vloet, Leiter der Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit bei "action medeor" findet es immer wieder beeindruckend mit welcher Begeisterung sich freiwillige Helfer für ein eigenes Hilfsprojekt engagieren. Doch er ist auch der Meinung, dass man darauf achten muss, dass Projekte von Privatleuten in realistischen Dimensionen bleiben. "Bei Paul Schützeichel sehe ich diese Risiko aber nicht, weil er eingebettet ist in ein Projekt, das vor Ort arbeitet", sagt Vloet zuversichtlich.

Während Paul Schützeichel noch auf Gelder wartet, um mit den Arbeiten für den OP-Saal beginnen zu können, hilft er dabei, eine Klinik zu errichten, in der unter anderem Aidstests durchgeführt werden können und in der HIV-Infizierte betreut werden sollen. Finanziert wird sie durch Gelder des Vereins "Freunde für Afrika". Der Bau dieser Einrichtung geht schnell voran. Schon in drei bis vier Wochen soll sie fertig sein.

Dankbarkeit und Perspektive

Große Dankbarkeit – das ist ein Gefühl, dass Paul Schützeichel von den Einwohnern Homa Bays immer wieder erfährt. Doch das Leben und Arbeiten dort sei nicht immer leicht. Viele Einwohner erhoffen sich mehr Hilfe, als er überhaupt leisten kann. Bei Verhandlungen sei es sehr hilfreich, dass ihm ein kenianischer Architekt, der acht Jahre in Deutschland gelebt hat, unterstütze.

Bis Ende August bleibt Paul Schützeichel noch in Homa Bay. Über die Zeit danach macht er sich jetzt schon Gedanken, denn er möchte auch weiterhin die Projekte dort betreuen. Bernhard Folz hat ihm angeboten, als Beauftragter des Vereins "Freunde für Afrika" in regelmäßigen Abständen vor Ort die Projekte zu besuchen.