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Operndirektor wegen "Tannhäuser" gefeuert

30. März 2015

Boris Mesdritsch muss seinen Platz räumen. Er hatte sich geweigert, die "Tannhäuser"- Inszenierung auf Drängen der russisch-orthodoxe Kirche zu ändern. Sie sah die Inszenierung als Gotteslästerung an.

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Tannhäuser an der Oper Nowosibirsk EINSCHRÄNKUNG
Bild: picture-alliance/dpa/Oper Nowosibirsk/Jewgeni Iwanow

Wie das russische Kulturministerium am Montag (30.03.2015) mitteilte, werde Boris Mesdritsch, der langjährige Direktor des Operntheaters Nowosibirsk entlassen, da er sich geweigert habe, die "Tannhäuser"-Inszenierung des Regisseurs Timofej Kuljabin zu ändern. Der Kündigung war ein wochenlanger Streit vorausgegangen. Vertreter der russisch-orthodoxen Kirche hatten Kuljabins Version der Wagner-Oper scharf kritisiert. Erzbischof Tichon, Metropolit von Nowosibirsk, hatte den Direktor und den Regisseur verklagt, weil sie religiöse Gefühle verletzt hätten.

Jesus im Kreise halbnackter Frauen

Die Theatermacher wurden zunächst vom Bezirksgericht freigesprochen. Doch der Geistliche ließ nicht locker. Er schrieb der Staatsanwaltschaft und dem russischen Inlandsgeheimdient FSB, organisierte Demonstrationen gegen den "Tannhäuser" und übte mithilfe der Kreml-Partei "Einiges Russland" Druck auf den Kulturminister aus.

Der Grund für die harsche Kritik ist vor allem im zweiten Akt von Kuljabins "Tannhäuser" zu finden. Kuljabin ersetzt dort den Sängerwettstreit aus Richard Wagners Oper durch ein Filmfestival. Jesus Christus tritt als einer der Regisseure auf und inszeniert, umgeben von barbusigen Frauen, den Film "Venusgrotte".

Nachfolger ist der Oligarch Wladimir Kechman

Mesdritschs Nachfolger steht schon fest. Es ist der Direktor des Michailowskij-Theaters von Sankt Petersburg, Wladimir Kechman, ein Oligarch, der mit dem Handel von Bananen zu Reichtum gekommen ist. Im Streit um den "Tannhäuser" hatte er die Absetzung des Direktors gefordert und sich öffentlich gegen die Inszenierung ausgesprochen.

Kuljabins "Tannhäuser" hatte im Dezember 2014 Premiere. Rund 7000 Zuschauer haben das Stück bereits gesehen.

hjh/rey (dpa/faz)