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8200 Tonnen Opium

27. August 2007

Der Schlafmohnanbau in Afghanistan hat nach Angaben der Vereinten Nationen ein "beängstigendes Rekordniveau" erreicht. Afghanistan ist für 93 Prozent der globalen Opiumproduktion verantwortlich.

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Ein Süchtiger in der Stadt Ghazni raucht Heroin, Quelle: AP
Ein Süchtiger in der Stadt Ghazni raucht HeroinBild: AP
Opiumernte nahe Dschalalabad (Archivbild), Quelle: AP
Opiumernte nahe Dschalalabad (Archivbild)Bild: AP

Die Produktion des Heroin-Rohstoffs Opium ist in Afghanistan laut einem UN-Bericht in diesem Jahr um mehr als 30 Prozent auf einen neuen Rekordstand gewachsen. In der Saison 2007 seien schätzungsweise 8200 Tonnen Opium geerntet worden, teilte das UN-Büro für Drogen- und Verbrechensbekämpfung (UNODC) am Montag (27.8.07) in seinem Opium-Jahresbericht mit.

Anbau im Süden des Landes

Afghanistan sei praktisch der alleinige Lieferant des gefährlichsten Rauschgifts der Welt und für 93 Prozent der globalen Opiumproduktion verantwortlich. "Seit China im 19. Jahrhundert hat kein anderes Land Betäubungsmittel in so tödlichem Ausmaß produziert." Rund 80 Prozent der Mohnfelder befinden sich nach Angaben der UNODC in ein paar Provinzen im Süden des Landes entlang der Grenze zu Pakistan. In der Unruheprovinz Helmand sei der Opiumanbau um 48 Prozent gewachsen.

Antonio Maria Costa, Quelle: AP
Antonio Maria CostaBild: AP

UNODC-Direktor Antonio Maria Costa forderte die NATO auf, gegen den Anbau vorzugehen und damit die radikalislamische Taliban zu schwächen. Die Anbaufläche für den Drogenrohstoff wuchs dem UNODC-Bericht zufolge von 165.000 auf 193.000 Hektar und damit um 17 Prozent. Dies seien "beunruhigende Rekordstände", hob der Bericht hervor.

Geld für Waffen

Opiumfrei seien 13 der 34 afghanischen Provinzen. Die UNODC unterstrich in ihrem Bericht den Zusammenhang zwischen dem Opiumanbau und den Angriffen der radikalislamischen Taliban. Die Taliban, die in Südafghanistan weite Landstriche kontrollierten, profitierten vom Drogenanbau und kauften mit dem Geld Waffen und finanzierten ihre Kämpfer.

Costa rief die NATO-Truppen in Afghanistan daher zum Kampf gegen den Opiumanbau auf. "Da der Drogenhandel und der Aufstand voneinander leben, haben die ausländischen Truppen in Afghanistan ein wohl begründetes Interesse, Anti-Drogen-Einsätze zu unterstützen", erklärte er. "Es wäre ein historischer Fehler, Afghanistan unter den Schlägen von Drogen und Aufruhr zusammenbrechen zu lassen." Die Situation sehe "düster aus, ist aber noch nicht hoffnungslos".

Millionen Dollar für die Bekämpfung

Verbrennung von beschlagnahmtem Opium in Kabul, Quelle: AP
Verbrennung von beschlagnahmtem Opium in KabulBild: AP

Costa forderte die afghanische Regierung auf, stärker gegen Korruption vorzugehen. UN-Mitgliedstaaten sollten die Namen von einem Dutzend Drogenhändler auf die Schwarze Liste der UN von Taliban- und El-Kaida-Anhängern setzen, deren Eigentum beschlagnahmt und über die ein Reiseverbot verhängt werden kann. Länder, in denen Heroin konsumiert werde, sollten mehr zur Vorbeugung und Behandlung von Sucht tun. Nach den positiven Erfahrungen in Nordafghanistan halte die UNODC es für ein plausibles Ziel, im kommenden Jahr die Hälfte der 34 afghanischen Provinzen frei vom Schlafmohnanbau zu bekommen. Die USA und Großbritannien hatten bereits mehrere Millionen Dollar in die Bekämpfung des Opiumhandels in Afghanistan gesteckt.

Costa rief die Regierung in Kabul auf, ihr Anti-Opium-Programm "ehrlicher und energischer" zu betreiben. Bauern, die sich gegen den Anbau von Opium entschieden, müssten beispielsweise mit dem Bau von Schulen und Krankenhäusern belohnt werden. Das Bruttoeinkommen bei einem Hektar Opium beträgt in Afghanistan dem Bericht zufolge umgerechnet knapp 3400 Euro, bei Weizen hingegen nur 390 Euro. (stu)