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Opposition in Syrien steckt nicht zurück

22. Juli 2011

Syriens Präsident Assad kann den Widerstand der Opposition nicht brechen. Nur einen Tag nachdem seine Truppen die Stadt Homs beschossen hatten, gibt es landesweit neue Demonstrationen von Regierungskritikern.

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Ein "Youtube"-Video das zeigen soll, wie syrische "Sicherheitskräfte" in Homs in einen Trauermarsch schießen (Foto: Youtube, AlJazeeraEnglish)
Handy-Videos sind oft die einzige InformationsquelleBild: Screenshot youtube

Auch an diesem Freitag (22.07.2011) wurde das Freitagsgebet genutzt, um im Anschluss protestierend auf die Straße zu gehen. Allein in den mehrheitlich von Kurden bewohnten Ortschaften Amuda, Derbassije und Ras el Ain im Nordosten des Landes versammelten sich hunderte Menschen, wie der Chef der Syrischen Liga für Menschenrechte, Abdel Karim Rihaui, sagte.

Dabei hatten Sicherheitskräfte des Regimes von Präsident Baschar al-Assad schon im Vorfeld Teile des Landes, unter anderem die drittgrößte Stadt Homs und ein Stadtviertel von Damaskus abgeriegelt. Notfalls mit Gewalt will das Militär die regierungskritischen Proteste beenden. Und dennoch folgten hunderte Menschen dem Aufruf der Aktivisten über Internet-Plattformen wie Facebook und nahmen erneut an den Demonstrationen teil. Vor allem die Toten des Widerstands sollten geehrt werden. Und auch die Bewohner Homs sollen moralisch unterstützt werden.

Mit Panzergranaten gegen Wohnviertel?

Ein Internetvideo zeigt syrische Militärhubschrauber über der Stadt Homs (Foto: Youtube, FreeMediaSyria)
Militärhubschrauber über HomsBild: Screenshot youtube

Denn die Übergriffe von Donnerstag bestimmen nach wie vor das Stadtleben. So sollen die Streitkräfte ein Wohnviertel in der zentralsyrischen Stadt beschossen haben. Videos, die von Aktivisten ins Internet gestellt wurden, zeigen ein von einer Panzergranate getroffenes und brennendes Haus im Wohnviertel Bab al-Sebaa. Auf anderen Aufnahmen ist anhaltendes Feuer aus automatischen Waffen zu hören, gelegentlich steigt Rauch auf. Die Echtheit der Videos aus Homs kann nicht überprüft werden, weil unabhängige Journalisten derzeit nicht in Syrien arbeiten dürfen.

Der Vorsitzende der in London ansässigen syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte, Rami Abdel Rahman, sagte, die Soldaten seien in Häuser eingedrungen und hätten Menschen festgenommen. Die meisten Stadtteile in Homs seien menschenleer. An einigen Stellen habe das Militär Panzer postiert, die Zugänge zu mehreren Wohnvierteln seien versperrt worden. Anwohner berichten von Toten und Verletzten. Die örtlichen Krankenhäuser hätten zu Blutspenden aufgerufen.

Berlin ist in "größter Sorge"

Demonstrierende Frauen in Syrien hinter einem Plakat, auf dem das Konterfei von Präsident Assad durchgestrichen wurde (Foto: dapd)
Die Proteste gegen Assad lassen sich nicht unterdrückenBild: dapd

Das Auswärtige Amt in Berlin kritisiert das Vorgehen der syrischen Führung. Die Bundesregierung verfolge "mit größter Sorge" die Nachrichten über anhaltende Gewalt gegen die Menschen in Syrien, insbesondere über die Belagerung der Stadt Homs. Das syrische Regime müsse endlich die grundlegenden Menschen- und Bürgerrechte beachten, zu deren Einhaltung es sich völkerrechtlich verpflichtet habe.

Seit dem vergangenen Wochenende waren in der 160 Kilometer nördlich von Damaskus gelegenen Stadt nach Angaben von Menschenrechtsaktivisten 50 Menschen getötet worden - von Soldaten und regierungstreuen Milizen sowie bei gewalttätigen Zusammenstößen von Gegnern und Anhängern der Regierung. UN-Generalsekretär Ban Ki Moon hatte am Mittwoch von einer "Eskalation der Gewalt gegen friedliche Demonstranten" gesprochen und die syrische Regierung aufgefordert, die Repression umgehend einzustellen.

Die Opferzahlen steigen täglich

Seit dem Beginn der Proteste gegen Assad Mitte März kamen nach Angaben von Nichtregierungsorganisationen landesweit mehr als 1400 Zivilisten ums Leben. Tausende Syrer wurden festgenommen. Vor der Gewalt flohen zudem viele tausend Menschen in die benachbarte Türkei und in den Libanon.

Autor: Rolf Breuch (afp, dapd, dpa, rtr)
Redaktion: Nicole Scherschun