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Oppositionsführer Nikolic gewinnt Stichwahlen in Serbien

20. Mai 2012

Entgegen allen Umfragen und Prognosen hat Serbiens Oppositionsführer Tomislav Nikolic die Stichwahl um die Präsidentschaft gewonnen. Amtsinhaber Boris Tadic galt eigentlich als klarer Favorit.

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Oppositionsführer Tomislav Nikolic (Foto: Reuters)
Bild: Reuters

Wie die Wahlforschungsgruppe CeSID nach Hochrechnung von 70 Prozent der abgegebenen Stimmen mitteilte, liegt Nikolic klar zwei Prozent vor dem langjährigen Amtsinhaber Boris Tadic. Zuvor hatten alle Umfragen vor der Wahl den seit 2004 amtierenden Tadic deutlich vor seinem nationalistischen Herausforderer Tomislav Nikolic gesehen. Der pro-europäische Tadic bewarb sich um eine dritte und letzte Amtszeit; der 60-jährige Nikolic hatte bereits 2004 und 2008 gegen ihn verloren.

Die 8500 Wahllokale schlossen um 20.00 Uhr Mitteleuropäischer Sommerzeit. Die Wahlbeteiligung war Umfragen zufolge sehr niedrig. 1500 internationale und nationale Beobachter hatten die Abstimmung überwacht. In der ersten Wahlrunde vor zwei Wochen hatten beide Kandidaten mit jeweils etwa 25 Prozent die für einen Sieg nötige absolute Mehrheit deutlich verfehlt.

"Referendum über die EU"

Tadics Demokratische Partei hatte die Stichwahl zu einem "Referendum über die EU" erklärt. Dem 54-jährigen Präsidenten war es in den vergangenen Jahren gelungen, das einst politisch und wirtschaftlich isolierte Serbien auf den Weg zu einem Beitritt in die Europäische Union zu führen.

Seit März hat das Balkanland den Kandidatenstatus, nachdem es zuvor wichtige Forderungen der EU erfüllt hatte: Der General der bosnischen Serben im Bosnien-Krieg der 90er Jahre, Ratko Mladic, wurde im Mai 2011 in Serbien gefasst und an das UN-Tribunal für Kriegsverbrechen im ehemaligen Jugoslawien überstellt. Der Prozess in Den Haag gegen Mladic hat am Mittwoch (16. Mai 2012) begonnen. Zudem hat Serbien die angespannten Beziehungen zu seiner ehemaligen Provinz Kosovo verbessert, auch dies eine Forderung der EU.

Tadic versprach seinen Landsleuten, er wolle die Verhandlungen über eine EU-Mitgliedschaft noch vor Jahresende in Gang bringen und hoffe auf eine Aufnahme in die Union binnen fünf Jahren. Nikolic hat für die Wahl ein Abkommen mit der Partei des früheren nationalistischen Ministerpräsidenten Vojislav Kostunica geschlossen, der einen EU-Beitritt Serbiens entschieden ablehnt. Nikolic und seine Serbische Fortschrittspartei (SNS) waren früher ebenfalls gegen eine Annäherung Serbiens an die EU, befürworten diese aber inzwischen.

Bei der vor zwei Wochen gleichzeitig mit der ersten Runde der Präsidentenwahl abgehaltenen Parlamentswahl war die Fortschrittspartei von Nikolic stärkste Kraft geworden.

wl/nis/haz/pg (dpa, afp, rtr)