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Wahlsieger Sambia

23. September 2011

Nach vier Anläufen hat Michael Sata es endlich geschafft: Der 74 Jahre alte Politiker wird Präsident von Sambia. Er schlug den jetzigen Amtsinhaber Rupiah Banda bei der Auszählung der Stimmen vorzeitig aus dem Rennen.

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Michael Sata gibt Reportern Interviews (Foto: ap)
Michael Sata gewinnt Präsidentschaftswahl in SambiaBild: AP

Michael Sata, Führer der sambischen Oppositionspartei "Patriotische Front" (PF), hat die Präsidentenwahlen gewonnen. Aufgrund seines uneinholbaren Vorsprungs wurde er vom obersten Richter des Landes, Ernest Sakala, zum Sieger erklärt, und das sogar bevor alle Stimmen ausgezählt waren. Die Umfragen hatten seinen Erfolg schon vorausgesagt. Michael Sata ist kein neuer Player auf der politischen Bühne Sambias. Er kandidierte am 20.09.2011 bereits zum vierten Mal für die Präsidentschaftswahl in dem südostafrikanischen Land. Bei den letzten Wahlen 2008 hatte er mit knappem Rückstand verloren. Damals warf er seinen Gegnern Wahlbetrug vor und organisierte nach der Niederlage Proteste im Land.

Der "Schlangenkönig"

Anhänger von Michael Sata sitzen auf einem Auto und feiern seinen Sieg (Foto: dapd)
Jubel in den Straßen: Satas Anhänger feiern seinen SiegBild: dapd

Michael Sata wird wegen seiner scharfen Zunge "King Cobra", frei übersetzt "Schlangenkönig", genannt. Er gilt als charismatisch und populistisch. Sata stellt sich gern als Anwalt der Armen dar. Ihnen hat er eine Umverteilung der wirtschaftlichen Güter zu ihren Gunsten versprochen. Deswegen ist er in den ländlichen Gegenden und im Kupfergürtel des Nordwestens sehr beliebt. Auch in den Armenvierteln der Hauptstadt Lusaka, wo die Arbeitslosigkeit grassiert, genießt er große Popularität.

Bei den letzten Wahlen im Jahr 2008 hatte Sata noch gedroht, die Bergbauminen zu nationalisieren und alle Chinesen, obwohl sie die größten Investoren im Lande sind, des Landes zu verweisen. Das hat ihn letztendlich den Wahlsieg gekostet. Er galt als Bewunderer und Nachahmer Robert Mugabes, dem international geächteten Präsidenten des Nachbarlandes Simbabwe. Auch diesmal war sein Wahlkampf geprägt von chinesenfeindlicher Stimmung. Insgesamt sind seine Äußerungen aber mäßiger geworden und er hat gelernt seine Kritik an den chinesischen Investoren wohl zu dosieren. Offenbar plant er jetzt selbst mit asiatischen Investoren, darunter auch Geschäftsleuten aus Indien, zusammenzuarbeiten. Er hat angekündigt, die Erträge aus dem Bergbau mit einer besonderen Gewinnsteuer zu belegen. Diese Steuer wurde vor einigen Jahren abgeschafft, als die Kupferpreise weltweit sanken und westliche Firmen sich aus dem Bergbau zurückzogen. Viele Bergbaustätten im Kupfergürtel lagen brach als die chinesischen Investoren eintrafen und bis zu zwei Milliarden Dollar allein in die Kupferindustrie investierten. Dank dieser Investitionen gehört Sambia heute immer noch zu den größten Kupferproduzenten der Welt.

Lange politische Karriere

Unruhen nach den Wahlen 2006 (Bild: ap)
Unruhen nach den Wahlen 2006Bild: AP

Die politische Karriere Michael Satas ist lang. Er war Minister im Kabinett von Kenneth Kaunda, der das Land nach der Unabhängigkeit von 1964 bis 1991 mit der harten Hand eines Diktators regierte. Als Sata sich mit Kaunda zerstritt, schloss er sich der "Bewegung für Mehrparteien-Demokratie" (MMD) an, der jetzigen regierenden Partei, die seit 20 Jahren in Sambia das Sagen hat. Er bekleidete mehrere Ministerämter unter Präsident Frederick Chiluba, Nachfolger von Kaunda, bevor er sich auch von ihm trennte. 2001 gründete er seine eigene Partei, die "Patriotische Front". Seitdem versuchte er mehrmals an die Macht zu kommen. 2008 fehlten ihm nur 35.000 Stimmen zum Wahlsieg.

Versprechen einlösen?

Vor allem die ausländischen Investoren dürften Satas nächste Schritte kritisch beäugen - nicht nur die Chinesen, sondern auch die südafrikanischen Unternehmer, die die zweitgrößte Investorengruppe in Sambia stellen. Aber auch bei der sambischen Bevölkerung muss er sich nun beweisen. Während seines Wahlkampfs hat er sich stark für Veränderungen eingesetzt und versprach Steuerkürzungen, damit die Leute "mehr Geld in der Tasche" haben. Auch für die Rechte von Homosexuellen hat er sich stark gemacht. Sexuelle Handlungen unter Männern gelten in Sambia als strafbar und können mit Haftstrafen von bis zu 14 Jahren geahndet werden. Sata kündigte zudem an, den Reichtum des Landes gerechter verteilen zu wollen, denn 64 Prozent der insgesamt 13 Millionen Sambier müssen mit weniger als zwei Dollar am Tag auskommen. Nun liegt es an Michael Sata zu zeigen, ob er seine Versprechen einhalten und die Lage der Armen in Sambia tatsächlich verbessern kann.

Autorin: Lina Hoffmann
Redaktion: Katrin Ogunsade