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Opus ultimum: Folge 11/2003

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Johannes Brahms (1833-1897)

Mitunter, für einzelne Takte, meint der Hörer tatsächlich der Aufführung eines Bachschen Orgelwerks beizuwohnen. Unverkennbar ist Brahms‘ opus ultimum auch ein Bekenntnis zu Bach als des Stammvaters aller späteren Musik – auch der eigenen.

Man kann nicht behaupten, daß die Orgel das Instrument gewesen ist, dem Johannes Brahms bevorzugt seine Aufmerksamkeit gewidmet, dem er seine geheimsten und persönlichsten Gedanken anvertraut hätte. Das war vielmehr das Klavier. In der Geschichte der Orgelmusik wäre Brahms daher nicht mehr als eine Fußnote. Im Mai 1896, ein knappes Jahr vor seinem Tod, schreibt Brahms in einem Zuge elf Choralvorspiele für Orgel. Skizzen belegen, daß weitere Stücke in Arbeit waren, zu deren Fertigstellung es dann nicht mehr kam. Bemerkenswert ist nicht nur, dass Brahms am Ende seines Lebens und Schaffens die Orgel ertönen lässt, das Instrument des christlichen Gottesdienstes. Bemerkenswert ist vor allem die Form, in der er es tut.

Jenseits einer musikalischen Würdigung interessiert aber die Frage, warum Brahms sich in seinem letzten Werk der kirchlichen Sphäre zuwendet – er, der, obzwar kein Atheist, dem Christentum und der Kirche zeitlebens distanziert gegenüberstand. Auffällig dominiert ein Thema: das des Todes. Wusste Brahms, daß er mit den elf Choralvorspielen sein letztes Werk schrieb?

Autor: Markus Schwering

Redaktion/ Produktion: Dieter Glave