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Organhandel - 500 Euro für eine neue Niere

25. Januar 2011

Spendernieren sind knapp. Deshalb floriert der Organhandel. Vor allem in Entwicklungsländern bietet eine Organentnahme einen finanziellen Anreiz.

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Ein Herz wird transplantiert. (Foto: ap)
Bis zu 200.000 Euro lassen sich Empfänger eine Transplantation kostenBild: AP

In den 1980er-Jahren trat ein erheblicher Mangel an Organspendern auf - zu viele kranke Menschen brauchten eine neue Niere, aber nicht genügend viele konnten spenden. Daraus entstand eine regelrechte Mangelsituation. Angebot und Nachfrage stimmten nicht mehr überein. Der Organhandel blühte auf - illegal und kriminell. In Deutschland ist Organhandel strikt verboten und bisher ist auch kein bestätigter Fall in Deutschland aufgetreten. In anderen Ländern, wie "China, Ägypten und Philippinen gibt es die Praxis des Organhandels noch", berichtet Professor Günter Kirste, Medizinischer Vorstand der Deutschen Stiftung Organtransplantation.

Prof. Dr. Günter Kirste, Deutsche Stiftung Organtransplantation
Prof. Dr. Günter Kirste, Deutsche Stiftung OrgantransplantationBild: Deutsche Stiftung Organtransplantation

Besonders China sorgte vor einiger Zeit für Aufsehen, als die dort gängige Paraxis bekannt wurde. Hingerichtete oder verstorbene Strafgefangene bekamen ihre Organe entfernt, anschließend gelangten die Organe in den kommerziellen Handel. Auf Druck der internationalen Gemeinschaft brachte die chinesische Regierung 2009 ein neues Gesetz auf den Weg, das diese Organentnahme verbietet. Zwar werde das Gesetz mittlerweile von den zivilen Krankenhäusern umgesetzt, "aber noch nicht von allen Militärhospitälern", stellt Kirste klar.

Ewig lockt das Geld

Sichere Hinweise für Organhandel liegen auch aus Indien, Brasilien und Afrika vor. Das Schema ist immer dasselbe, die ärmere Bevölkerung des jeweiligen Landes braucht Geld, verkauft ihre Organe, lässt sich operieren und streicht eine für Landesverhältnisse hohe Entschädigungssumme ein. Damit Haus, Hof oder Schulden abbezahlt werden können. Die wohlhabenden Empfänger bezahlen schon mal bis zu 200.000 Euro für eine Niere. Der arme Nierenspender in Nepal erhält 500 bis 1000 Euro Aufwandsentschädigung. Meist leiden die Patienten aber wegen der schlechten medizinischen Betreuung unter den Folgeerscheinungen.

Pakistanische Organspender 2004 (Foto: dpa)
Nierenspender aus PakistanBild: picture-alliance/dpa

Immer wieder stößt man bei den Recherchen auch auf die Fälle wohlhabender Patienten aus Israel, Deutschland, Westeurope oder den USA, die nach Indien, Osteuropa, in die Türkei oder den Irak reisen würden, um dort neue Nieren zu erhalten. Zeitweise seien auch Lebendspender nach Tel Aviv geflogen - erst öffentliche Proteste beendeten diese Praxis. "Wenn ein Land wie Israel, das ein hochentwickeltes Medizinsystem hat, eine Spendenrate von nur drei Spendern pro einer Million Einwohner hat, dann ist das einfach eine Katastrophe. Das führt dann dazu, dass Menschen sich woanders transplantieren zu lassen. Das ist einfach nicht gut", sagt Kirste.

Wegen eines Organs gekidnappt

"Es gibt in Deutschland ein Potential von etwa 40 Spendern pro einer Million Einwohner im Jahr. Wir erreichen aber nur deutlich weniger. Der entscheidende Faktor zur Verbesserung der Spendesituation und zur Bekämpfung von Organhandel ist, dass jeder mögliche Spendefall im Krankenhaus erkannt und gemeldet wird," sagte Kirste von der Deutschen Stiftung für Organtransplantation.

Autor: Arne Lichtenberg
Redaktion: Klaudia Prevezanos

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