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Orientierung von oben

Milazim Imeri 27. Mai 2003

GALILEO kommt! Nach zähen Verhandlungen und vielen Rückschlägen haben sich die europäischen Regierungen endlich auf den Aufbau ihres Satellitennavigationssystems geeinigt.

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GALILEO: Orientierung ohne amerikanische oder russische SatellitenhilfeBild: AP

Um die Erde kreisen heute Dutzende Navigations-Satelliten, die Ende der 1950er und Anfang der 1960er Jahre von den USA und der Sowjetunion für militärische Zwecke ins All geschossen wurden. Sie helfen, die Position von Schiffen oder Flugzeugen zu bestimmen. Erst in den letzten Jahrzehnten werden die Satelliten auch für zivile Zwecke genutzt. In fünf Jahren soll das europäische Großprojekt GALILEO startklar sein.

Teure Technik zum Nutzen aller

Das Projekt wird voraussichtlich etwas mehr als drei Milliarden Euro kosten. Eine Investition, die sich lohne, meint Volker Liebig, Programmdirektor des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt in Bonn. Denn schließlich könne der Satellit jedem nutzen. "Es wird einen so genannten 'Safety of Live Service' geben. Das ist ein Dienst, bei dem ein Signal ausgesandt wird, wenn man mit einem Schiff oder einem Flugzeug in Not geraten ist." Vorbei sind dann auch die Zeiten ziellosen Umherirrens in fremden Städten. Was für Touristen in New York oder Tokio heute schon selbstverständlich ist - nämlich sich mit Hilfe von Navigation zurecht zu finden - funktioniert ab 2008 auch in der Wüste Afrikas oder im brasilianischen Regenwald. Dank GALILEO.

Wo ist wer?

Im Norden Norwegens gibt es zum Beispiel bis heute keine Möglichkeit der Satelliten-Navigation, da dieser Bereich von den derzeitigen Satelliten nicht abgedeckt wird. Mit Hilfe spezieller Handys wird man hingegen über GALILEO überall auf dem Globus seinen Standort bestimmen können. Diese Dienste sind kostenlos. "Bei einem kommerziellen Kanal muss man dafür bezahlen. Was man dafür kauft, ist eine bestimmte Dienstleistung, zum Beispiel für ein Flotten-Management oder für die Koordination von Lastwagen", erklärt Volker Liebig. "Da steckt dann mehr dahinter als das reine Signal, nämlich ein richtiger Service-Dienst." Für eine Speditionsfirma heißt das beispielsweise, dass sie jeder Zeit mit Hilfe eines Empfängers feststellen kann, wo sich ihre Lastwagen befinden. Aber auch für die Fahrer dieser Lastwagen wird es leichter sein, in unbekannten Ortschaften ihr Ziel zu finden.

GALILEO schafft Arbeitsplätze

Navigation entwickelt sich zu einem sehr lukrativen Markt. Die europäischen Staaten, die an GALILEO beteiligt sind, erwarten daher große Profite: ein Geschäft, das nach Schätzungen allein in Europa 140.000 Arbeitsplätze schaffen und Erträge von neun Milliarden Euro pro Jahr einbringen soll. Deutschland als größter Beitragszahler wird entsprechend am meisten profitieren. Es wird eine GALILEO-Agentur geben, die dafür zuständig ist zu entscheiden, wer Zugang zu den einzelnen Diensten bekommen soll. So sind verschlüsselte Kanäle zum Beispiel Geheimdiensten und anderen staatlichen Behörden vorbehalten.

US-Amerikaner nicht begeistert

Die US-Regierung sieht das Vorhaben der EU, mit GALILEO ein eigenes globales Satelliten-Navigations-System aufzubauen, nicht gerne: Das US-Außenministerium gab letztes Jahr bekannt, man wolle das amerikanische GPS-System zum weltweiten Standard machen. Deshalb sehe man - so wörtlich - "keinen zwingenden Bedarf" für GALILEO. "Es ist so, dass es in Amerika durchaus Stimmen gab, die nicht damit einverstanden waren, dass Europa unabhängig wird auf dem Gebiet der Satelliten-Navigation", erinnert sich Volker Liebig. "Ich glaube aber, dass man als Partner viel anerkannter ist, wenn man selbst eigene Fähigkeiten hat." Das sieht die EU-Kommission ähnlich: GALILEO sei dringend notwendig, so ein Sprecher, "wir mögen keine Monopole".