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Ost-Fußball in der Krise

12. April 2009

Viele Ostvereine kämpfen ums sportliche Überleben. Ihre Zahl in den ersten vier Ligen ist rückläufig. Steffen Heidrich, Manager von Energie Cottbus, sieht einen alarmierenden Trend.

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Cottbus-Manager Heidrich (li.) und Trainer Prasnikar (Quelle: dpa)
Cottbus-Manager Heidrich (li.) und Trainer PrasnikarBild: picture-alliance/ dpa

Der Blick auf die Bundesliga-Tabelle ist unerbittlich: Energie Cottbus, der einzige Erstligist aus dem Osten, ist akut abstiegsgefährdet, auch wenn Manager Steffen Heidrich noch Chancen auf den Klassenerhalt sieht, "weil unmittelbare Konkurrenten wie Mönchengladbach noch zu uns kommen müssen. Es liegt also in unseren Händen, das wieder zu schaffen und wieder mal für eine Sensation zu sorgen." Darauf hofft auch Hansa Rostock. Die einzige Ostmannschaft in der 2. Liga kämpft gleichfalls um das sportliche Überleben. Steffen Heidrich spricht hier von einem "beängstigenden" Trend: "Wenn man die 3. Liga und die Regionalliga dazu nimmt, die ersten vier Ligen also, dann sind von 92 Mannschaften nur 15 aus dem Ostgebiet. Das ist absolut alarmierend."

Viele Fehler nach der Wende

Die Cottbuser Spieler Rivic (li.) und Rangelov (Quelle: dpa)
Freude bei Rangelov und Rivic (li.), doch Cottbus droht der AbstiegBild: picture-alliance /dpa

Dem Profi-Fußball aus dem Osten droht der Weg in die Bedeutungslosigkeit. Vereine mit klangvollen Namen wie der einstige Europacup-Sieger 1. FC Magdeburg, aber auch Dynamo Dresden, Carl Zeiss Jena, 1. FC Lokomotive Leipzig oder BFC Dynamo kicken heute überwiegend in Amateurligen. "Es gibt eigentlich nur einen Weg, dass man die Ärmel hochkrempelt und versucht, wieder solide Strukturen zu schaffen", fordert Heidrich. Für den ehemaligen DDR-Nationalspieler ist nach 1989 Einiges schief gelaufen: "Nach der Wende war natürlich vieles neu für die Vereine. Die ganzen Strukturen mussten neu geschaffen werden. Und da wurden auch viele Fehler gemacht." Insbesondere auch von den Verantwortlichen in den Vereinen. "Da gab es immer wieder auch Leute, die gerade nach der Wende den Fußball genutzt haben, um sich zu profilieren. Man hatte weniger den Verein im Sinn, um ihn sportlich vorwärts zu bringen". In der Folge waren Vereine vielerorts überschuldet. "Und wenn man einmal mit leeren Händen und vielen Schulden dasteht, ist es natürlich schwierig, das wieder aufzuholen."

Moderne Arenen, aber auch Imageproblem

Blick in das Zentralstadion in Leipzig (Quelle: dpa)
Das Zentralstadion in LeipzigBild: picture-alliance/ dpa

Dabei investierte der Deutsche Fußball-Bund viele Millionen Euro in die Talente-Förderung im Osten, aber auch in Infrastruktur und Breitensport. So liegen die 15 Sportbetonten Schulen, die seit 1996 vom DFB gefördert werden, alle auf dem Gebiet der neuen Bundesländer. Erste Erfolge haben sich bereits eingestellt, in den U-15- und U-16-Nationalmannschaften sind mittlerweile viele Spieler aus Ost-Clubs. Entstanden sind zudem auch moderne Stadien wie die WM-Arena in Leipzig. Doch hat der Ost-Fußball auch ein Imageproblem: Immer wieder sind Vorfälle mit Fan-Gewalt, Rassismus und Diskriminierung zu verzeichnen. In der jüngsten Vergangenheit war es bei Spielen in Dresden, Erfurt, Jena und Berlin zu Krawallen randalierender Fans gekommen. Cottbus-Manager Heidrich versucht aber, zu relativieren: "Ich denke nicht, dass es nur ein Ostproblem ist, wenn ich an das Karlsruhe-Spiel gegen Stuttgart denke. Der Fußball ist aber gut beraten, generell ganz hart gegen diese Chaoten vorzugehen."

Autor: Arnulf Boettcher

Redaktion: Wolfgang van Kann