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Ostern in Russland

Ella Volodina13. April 2006

"Die Feier aller Feiern" nannte man im alten Russland das Osterfest. Und noch heute richten sich viele danach. Selbst am Telefon melden sich gläubige Russen während der Osterwoche mit einer anderen Begrüßung als sonst.

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Der russische Patriarch während der Ostermesse in MoskauBild: picture-alliance / dpa/dpaweb

Ostern - Paskha auf russisch - ist der wichtigste religiöse Feiertag der orthodoxen Christen. An diesem Tag feiert man die Auferstehung Christi von den Toten, die dadurch erlangte Befreiung der Menschen aus dem Teufelsreich und das ewige Leben. So lehrt es die russische orthodoxe Kirche und feiert Ostern so schön und prächtig wie kein anderes Fest im Jahr.

Am Ostersamstag kurz vor Mitternacht ertönt das feierliche Glockenspiel und verkündet: Das große Fest hat begonnen. Vom Altar ertönt dazu - zuerst nur leise und dann immer lauter werdend - der Gesang der Geistlichen. Dann verlassen sie den Altar, in hellen Gewändern gekleidet, mit Kreuz, brennenden Kerzen und duftenden Gefäßen in den Händen. Die Prozession beginnt. Alle Menschen in der Kirche schließen sich an, singen zusammen und gehen betend drei Mal um die Kirche herum.

Die große Liturgie

Osterfest in Moskau
Osterfest in MoskauBild: AP

Derweilen ertönen die Glocken aus der Höhe, wie vom Himmel direkt; die Kerzen brennen, das Licht und der Gesang verkünden die große Freude über das erleuchtende Fest. Mehrmals während der Liturgie begrüßt der Priester die Gläubigen mit dem dreimaligen Ausruf "Christi ist auferstanden", worauf die Betenden ihm "Wahrhaft auferstanden" antworten.

Das große Finale der Osterliturgie ist die Predigt des heiligen Johannes Chrysostomus, dem Kirchenvater aus dem 4. Jahrhundert, der die Größe und Bedeutung des Festes am besten zusammenfasste:

"O Tod, wo ist dein Stachel? O Hölle, wo ist dein Sieg?
Christ ist erstanden, und das Leben ist der Sieger".

Am Ende der Liturgie küssen die Gläubigen das Kreuz in den Händen des Priesters und wechseln Küsse mit den anderen Gläubigen. Viele lassen sich vom Priester das mitgebrachte Ostergebäck und bemalte Ostereier segnen, die nach der mehrstündigen Liturgie zu Hause als Teil einer üppigen Mahlzeit gegessen werden.

Erst fasten, dann feiern

Ostern ist das Ende der 48-tägigen Fastenzeit. Geschenke gibt es nicht. Man besucht Verwandte, auch die, die bereits auf dem Friedhof sind. Die Russen feiern sieben Tage lang - und dann noch 40 weitere Tage bis zur Himmelfahrt. In dieser Zeit begrüßen sich Gläubige selbst am Telefon mit "Christ ist auferstanden" anstatt mit einem gewöhnlichen "Hallo".

Im Unterschied zu Katholiken, für die Weihnachten das wichtigste religiöse Fest ist, feiert die orthodoxe Kirche die Auferstehung Christi als Fest aller Feste. Alle Menschen in der Welt haben Geburtstag, einer ist von den Toten auferstanden.

In allen orthodoxen Kirchen richtet sich die Berechnung des Osterdatums nach dem julianischen Kalender. Daher feiern orthodoxe Christen in Russland das Osterfest mal mit den westlichen Kirchen gleichzeitig, mal ein paar Tage oder sogar Wochen später.