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Otto von Bismarcks Stimme zum Hören

1. Februar 2012

In New York ist eine Tonaufnahme des ehemaligen Reichskanzlers Otto von Bismarck aufgetaucht. Sie war vor 123 Jahren in der Nähe von Hamburg aufgenommen worden und zeigt: der Eiserne Kanzler hatte auch Humor.

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Otto von Bismarck (1815-1898)
Nicht nur in der Politik ein kreativer Kopf: Reichskanzler Otto von BismarckBild: Ullstein

Die Fachwelt jubelt. Ein Berliner Wissenschaftler hat bei seinen Recherchen offenbar eine einzigartige Tonaufnahme von Reichskanzler Otto von Bismarck zu Tage gefördert. "Nach meinem Dafürhalten, und ich habe viel Erfahrung, sind es Originale", sagt Stephan Puille von der Hochschule für Technik und Wirtschaft in Berlin.

Die Aufnahme fand er im Edison-Archiv in New Jersey in der Nähe von New York. Sie befindet sich auf einer sogenannten Walze, die jahrelang in einer Kiste schlummerte. Diese war zwar schon im Jahr 1957 entdeckt, aber erst im Jahr 2005 genauer abgehört worden.

Puille selbst erhielt nach eigenen Angaben im vergangenen Jahr das Angebot, die in den Jahren 1889 und 1890 in Europa aufgenommen Walzen genauer anzuhören. Dabei habe er eine Aufnahme entdeckt, die laut der Ansage darauf in Friedrichsruh, dem Altersruhesitz Bismarcks, entstanden sei.

Von Fistelstimme nichts zu hören

Der dienstälteste Kanzler der deutschen Geschichte hatte am 7. Oktober 1889 in den von dem Amerikaner Thomas Edison erfundenen Phonographen gesprochen. Allerdings ist von dem Eisernen Kanzler kaum etwas zu verstehen.

Das Rauschen der Walze ist stärker als die Stimme des Kanzlers. Aber dennoch wird deutlich: Die ihm nachgesagte Fistelstimme scheint der Preuße nicht gehabt zu haben.

Bismarck hatte Frankreich im Sinn

Und: Der 74-Jährige spricht nicht etwa ein paar gewichtige Sätze in den Apparat. Nein, er rezitiert, und zwar die "Marseillaise", die Nationalhymne Frankreichs, das 19 Jahre zuvor Deutschland den Krieg erklärt hatte und geschlagen worden war.

"Bismarck war ein sehr, sehr geistreicher Mann", zitiert die "New York Times" seinen Biografen Jonathan Steinberg. Ausgerechnet die Hymne Frankreichs zu rezitieren "muss ihn selbst großartig amüsiert haben".

Autorin: Eleonore Uhlich (dpa/afp)
Redaktion: Susanne Eickenfonder