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Pakistan rechnet mit jahrelangem Wiederaufbau

24. August 2010

Nach Schätzungen sind bis zu 3400 Menschen durch das Hochwasser ums Leben gekommen, mehr als vier Millionen sind obdachlos. Pakistans Präsident Zardari glaubt, sein Land werde sich nicht vollständig erholen.

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Flutopfer halten sich an einem Seil fest (Foto: dpa)
Rund 20 Millionen Menschen sind von der Flut in Pakistan betroffenBild: picture-alliance/dpa

Seit etwa vier Wochen kämpft Pakistan gegen die schlimmsten Überschwemmungen in der Geschichte des Landes. Rund ein Fünftel des Staatsgebiets haben die Wassermassen verwüstet, die Zahl der betroffenen Menschen wird auf rund 20 Millionen geschätzt. Und obwohl sich die Wetterlage inzwischen gebessert hat: Ein Ende der Katastrophe ist noch immer nicht in Sicht.

Zardari: Extremisten könnten die Krise ausnutzen

Der pakistanische Präsident Asif Ali Zardari (Foto: dpa)
Pakistans Präsident Zardari zweifelt an einer vollständigen Genesung des LandesBild: pa / dpa

Pakistan könnte nach Ansicht seines Präsidenten Asif Ali Zardari viele Jahre benötigen, um sich von den Folgen der Flutkatastrophe zu regenerieren. "Ich denke nicht, dass Pakistan sich vollständig erholen wird, aber es wird weitergehen. Der Wiederaufbau des Landes werde mindestens drei Jahre dauern, sagte Zardari.

Der Präsident befürchtet, dass islamische Extremisten die Krise ausnutzten könnten. Es sei eine Herausforderung, sie keine Vorteile aus der Krise ziehen zu lassen. Der Kampf gegen islamische Extremisten gehe weiter.

Kritik an der schleppenden Hilfe am Anfang der Flutkatastrophe wies Zardari zurück: "Man kann immer sagen, es hätte besser laufen können, müssen oder sollen, aber Sie müssen verstehen, wie groß die Aufgabe ist", sagte der Präsident. Es werde Unzufriedenheit und Unmut geben, denn die Erwartungen seien: 'Ich will alles zurück haben, was ich verloren habe."

Der pakistanische Staatschef war Kritik ausgesetzt, weil er zu Beginn der Überschwemmung seine Europareise fortsetzte, anstatt sich in der Heimat um das Katastrophenmanagement zu kümmern. Nun versicherte Zardari, dass seine Regierung versuchen werde, den Menschen maximale Hilfe zu gewähren. Jede vom Hochwasser betroffene Familie solle 20.000 Rupien (180 Euro) erhalten, erklärte ein Sprecher Zardaris. Zudem arbeite man an einem Konzept für einen besseren Hochwasserschutz.

Suche nach einer Krisen-Strategie

Pakistanisches Kind streckt seine Arme einem Teller mit Essen entgegen (Foto: AP)
Mangelware in Pakistan: Ein Teller mit EssenBild: AP

Die pakistanische Regierung hat inzwischen Gespräche mit Vertretern regionaler Behörden und internationaler Organisationen über die angespannte Gesundheitslage in den Überschwemmungsgebieten aufgenommen. "Ziel ist die Ausarbeitung einer einheitlichen Strategie, um das wachsende Problem in den Griff zu bekommen", sagte ein Regierungssprecher in Islamabad. Vor allem Maßnahmen zur Verhinderung des Ausbruchs von Seuchen sollten erörtert werden.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) verzeichnet in den Flutgebieten bisher mehr als 200.000 Fälle von akutem Durchfall, mehr als 260.000 Fälle von Hautkrankheiten und mehr als 200.000 Erkrankungen der Atemwege. Das erklärte WHO-Sprecherin Fadela Chaib am Dienstag in Genf. Die Organisation benötige dringend weitere Hilfsgelder, etwa um Impfungen gegen Masern unterstützen zu können, sagte Chaib.

Tausende Neugeborene vom Tod bedroht

Verzweifelte Mutter (Foto: AP)
Verzweifelte MutterBild: AP

Nach Einschätzung von Helfern sind in Pakistan allein 30.000 Neugeborene vom Tod bedroht, wenn sie nicht rasch Hilfe bekommen. Es werde erwartet, dass in den kommenden Wochen 90.000 Kinder in den Überschwemmungsgebieten und Lagern zur Welt kämen, erläuterte der Beauftragte der Bundesregierung für humanitäre Hilfe, Markus Löning. Solange sauberes Trinkwasser, Lebensmittel und eine medizinische Versorgung fehlten, sei ein Drittel dieser Kinder akut gefährdet. Löning, der in den vergangenen Tagen Pakistan besuchte, rief die Deutschen im Namen der Bundesregierung erneut zu Spenden auf.

Für die Flutopfer in Pakistan stehen nach Angaben des Bündnisses "Aktion Deutschland Hilft" mittlerweile 16 Millionen Euro zur Verfügung, die bei dem Bündnis und den zehn Mitgliedsorganisationen eingegangen sind. Nach einem zögerlichen Beginn wachse die Spendenbereitschaft der Deutschen, sagte die Geschäftsführerin des Bündnisses, Manuela Roßbach, in Berlin. Sie begrüßte die positive Entwicklung und dankte ausdrücklich allen Spendern.

Autor: Hajo Felten (afp, ap, rtr, dpa)
Redaktion: Reinhard Kleber